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Geisterstadt in den USA

Die bewegte Geschichte der Stadt Rhyolite, die nur 12 Jahre existierte

Rhyolite
Rhyolite in Nevada ist eine teils sehr gut erhaltene Geisterstadt - und seit fast 100 Jahren eine Touristenattraktion Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

20. Mai 2021, 5:52 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Rhyolite im US-Bundesstaat Nevada existierte nur 12 Jahre lang. Befeuert durch den Goldrausch, erlebte die Stadt eine kurze, aber beispiellose Blütezeit. Noch heute sind viele der schönen alten Gebäude erstaunlich gut erhalten.

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Etwa 200 Kilometer entfernt von der Glitzerstadt Las Vegas, liegt in der Nähe des Death Valley die verlassene Geisterstadt Rhyolite. Der Ort ist eine beliebte Touristenattraktion im US-Bundesstaat Nevada, denn hier kann man noch den Glanz des Wilden Westens erahnen. Und das, obwohl er gerade einmal zwölf Jahre lang existierte. Das genügte aber, um Rhyolite landesweit berühmt zu machen.

Es ist das Jahr 1904, als laut „Travel Nevada“ die beiden Glücksritter Frank „Shorty“ Haris und Ernest „Sid“ Cross mitten im Nirgendwo von Nevada auf Gold stoßen. Da es besonders rein und damit wertvoll ist, macht die Nachricht wie ein Lauffeuer die Runde. Innerhalb von nur sechs Monaten wird aus einem Camp aus zwei Zelten eine Stadt mit 5000 Einwohnern. Der Reichtum, den das Gold bringt, sorgt für ein geradezu schwindelerregendes Wachstum.

Gold von unfassbarem Wert

Rhyolite
Eines der Geschäfte, die früher für die Bewohner von Rhyolite zahlreich zur Verfügung standen Foto: Getty Images

Die Stadt erhält den Namen Rhyolite, nach dem vulkanischen Rhyolit-Gestein, das sich in der Gegend häufig findet. Eine Tonne Gold von hier hat den unfassbaren Wert von 16.000 Dollar – nach heutigen Maßstäben wären das 450.000 Dollar. Und so hat Rhyolite bald 50 Saloons, 35 Spieltische, 19 Hotels und 16 Restaurants. Dazu kommen Barbiere und eine öffentliche Badeanstalt, es kursieren mehrere Zeitungen und Magazine.

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Nicht nur halten vier Kutschen pro Tag hier, sondern auch bald drei Eisenbahnverbindungen. Laut „National Park Service“ gibt es auch eine Schule für 250 Kinder, ein Opernhaus, zahlreiche Geschäfte und sogar eine Eisdiele. Die Bewohner von Rhyolite spielen in ihrer Freizeit Baseball und Basketball und genießen diverse gesellschaftliche Veranstaltungen. Zu einer weiteren skurrilen Attraktion wird ein Haus, das der Minenarbeiter Tom Kelly aus 50.000 Bier- und Schnapsflaschen baut. Noch heute kann man es besichtigen.

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Der Anfang vom Ende

Rhyolite
Die Ruine der alten Bank von Rhyolite ist das meistfotografierte Gebäude in einer Geisterstadt im gesamten Westen der USA Foto: Getty Images

Am unglaublichsten für die damalige Zeit ist aber wohl der Komfort, den die Bewohner von Rhyolite erfahren. Im Jahr 1907 haben sie nicht nur Strom und fließendes Wasser in ihren Häusern, es gibt auch Telefone und eine Telegrafenverbindung. Außerdem sind die Bürgersteige aus Beton, statt wie sonst oft üblich aus Holz. Der Luxus geht auch auf den Stahl-Magnaten Charles Schwab zurück, der ein Jahr zuvor das Minengeschäft in Rhyolite übernahm, wofür er angeblich bis zu sechs Millionen Dollar gezahlt haben soll.

Innerhalb von nur drei Jahren fördern die Minen Gold im heutigen Gegenwert von 27 Millionen Dollar. Doch der Stern der Stadt ist da bereits im Sinken begriffen. Das große Erdbeben in San Francisco 1906 beschädigt auch die Eisenbahnverbindung nach Rhyolite erheblich, und den Minen geht bei der rasanten Förderung bald das Gold aus. 1907 erfasst zudem eine große Finanzkrise die USA. Schon 1910 leben nur noch gut 600 Menschen in Rhyolite.

Immer mehr Minen schließen, genauso die Bank, die Post und der Bahnhof des Ortes. Zeitungen werden eingestellt, der Wegzug beschleunigt sich. 1916 kommt der Todesstoß, als der Strom abgestellt wird. Rhyolite wird endgültig zur Geisterstadt – nach 12 bewegten Jahren Stadtgeschichte. Im Jahr 1920 leben gerade einmal 14 Menschen noch hier.

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Rhyolite lebt weiter

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Das „Tom Kelly Bottle House“ ist erbaut aus 50.000 Bier- und Schnapsflaschen Foto: Getty Images

Der Charme, den die einst boomende Westernstadt ausstrahlt, bleibt aber erhalten. Und so kommt bereits 1925 zum ersten Mal Hollywood, der Film Air Mail wird in Rhyolite gedreht. Es folgen zahlreiche Western und bereits in den 1930er Jahren wird der Ort zur Touristenattraktion. Souvenirgeschäfte eröffnen, Gebäude werden aufwendig für Besucher restauriert. Der Bahnhof von Rhyolite sieht daher noch heute so aus, als könne dort jederzeit wieder ein Zug abfahren.

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Seit 1984 ist Rhyolite um eine weitere Attraktion reicher. Künstler stellen vor der Kulisse der Wüste ihre zum Teil bizarren Werke aus, unter anderem eine Adaption des Letzten Abendmahls. Auch das Flaschenhaus, übrigens das älteste in den gesamten USA, kann man besichtigen. Laut dem „Bureau of Land Managing“ ist die Ruine der alten Bank das meistfotografierte Gebäude in einer Geisterstadt im Westen des Landes. Und so lebt Rhyolite auch heute noch weiter – als die vielleicht schönste Geisterstadt der Vereinigten Staaten.

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