Mit Blumen bewachsene Rutschen, verwilderte Häuschen und eingestürzte Picknickbänke: Das ist alles, was von River Country übrig geblieben ist. Seit 22 Jahren ist hier keiner mehr gerutscht oder hat im Pool gebadet. Fotografien dokumentieren das traurige Schicksal des Wasserparks. Warum die Schließung des Parks bis heute Rätsel aufgibt.
Am 20. Juni 1976 eröffnete in der kleinen Stadt Bay Lake in Florida Disneys erster Wasserpark. Sein Name: River Country. Mit Pools, Rutschen, Schaukeln und weiteren Attraktionen für Familien war er jahrelang in Betrieb, das Wasser für die Attraktionen bezog er aus dem angrenzenden See. River Country war Teil des Walt Disney World Resorts in Lake Buena Vista, ein riesiger Komplex, der 1971 eröffnete. Noch heute gehören mehrere Freizeitparks und Hotels zu dem Walt Disney World Resorts – wohingegen River Country im Jahr 2001 seine Pforten für immer schloss.
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Was heute von dem Park geblieben ist, sind lediglich schöne Erinnerungen, von denen noch heute ehemalige Besucher in Foren berichten. Darin stellen viele auch die Frage: Warum wurde der Park 2001 überhaupt geschlossen? Und was bei einem rund 144-Milliarden-Euro schweren Unternehmen wie Disney die weitaus interessantere Frage ist: Warum lässt man den Park seitdem einfach verrotten? Genau wie um die Gründe für die Schließung ranken sich auch um letzteres Mythen. Ein offizielles Statement sucht man vergeblich.
Ein Fotograf zeigte wie River Country verrottet
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Auch zu den Vorwürfen, Disney habe ein lebenslanges Hausverbot für den US-Fotografen Seph Lawless in allen Disney Worlds verhängt, gibt es keine offiziellen Angaben. Weithin bekannt ist hingegen, dass Lawless sich, wie er selbst sagt, illegal auf das dahin rottende Gelände des River Country begeben hat. Sein Ziel: Den Verfall eines Ortes dokumentieren, der einst der Inbegriff von Lebenslust, Freude und Vergnügen war. Seine Fotos zeigen überwucherte Rutschen und eingestürzte Picknickbänke. Um die Brückengeländer ranken sich Pflanzen, das Wasser im Pool ist nur noch eine moderige Brühe.
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„Ich war schockiert und es hat mich traurig gemacht zu sehen, dass ein Unternehmen wie Disney die alten Teile des Parks nicht für einen anderen Zweck nutzt oder sie ordnungsgemäß abreißt“, beschrieb Seph Lawless seine erste Reaktion gegenüber TRAVELBOOK. „Ich denke, das zeigt uns, dass sogar mächtige Firmen einen besseren Job machen sollten, wenn um die Verbesserung der Umwelt geht.“ Entdeckt hat der 42-jährige Fotograf aus Cleveland (Ohio) das Gelände bei einem Besuch im Disney World, nachdem er sich laut eigenen Angaben ein Boot gemietet hat, um besser fotografieren zu können.
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Die Anfänge von River Country
Wie es in River Country einmal ausgesehen haben muss, zeigen Fotos, die heute unter privaten aber auch angeblich offiziellen Absendern wie Disney im Internet kursieren. Auf ihnen sieht man Erwachsene und Kinder, die knietief im Wasser stehen, oder auch einen Mann, der sich auf einer Reifenschaukel über den Pool schwingt.
Die Fotos aus der Zeit, in der der Park geöffnet war, verdeutlichen auch, dass die Disney-Macher schon vor 40 Jahren wussten, wie sie eine Fantasiewelt für Menschen jeden Alters erschaffen konnten. Die künstlichen Wasserfälle, die steinernen Mauern und Holzbrücken und die Verbindung zum See wirkten wie eine Verlängerung der Natur, in der man unbekümmert Spaß haben konnte.
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Die Gestaltung mit Nähe zur Natur war dabei kein Zufall, sondern Teil des Konzepts. Laut der Webseite „themeparktourist.com“ soll sich Disney von den Arbeiten Mark Twains inspiriert haben lassen. Deshalb wurde der Wasserpark passend zur ländlichen Umgebung gestaltet. So sollte der Pool, der vielmehr einer Schwimmhöhle glich, ein Ort sein, wo Romanheld Huckleberry Finn persönlich ein Bad genommen hätte.
Der Plan schien aufzugehen. Denn bereits im ersten Jahr sollen 4700 Gäste täglich den Park mitsamt des „Ol’Swimming Hole“, den Stränden und die Wasserrutsche „Whoop’n’Holler Hollow“ besucht haben. Das geht aus Disneys Jahresbericht vor Aktionären hervor, den die Webseite zitiert.
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Zu wenig Besucher führen zur Schließung
2001 schloss der Wasserpark River Country pünktlich nach Saisonende – und eröffnete nie wieder seine Pforten für Besucher. Gründe dafür gibt es viele, bestätigt ist davon nur einer. Laut einem Zeitungsbericht der „Orlando Sentinel“ vom 18. Juli 2002, der im Online-Archiv der Zeitung zu finden ist, soll der Wasserpark River Country zum Saisonbeginn im April 2002 aufgrund von ausbleibenden Besuchern nicht mehr geöffnet worden sein. Aus dieser vorläufigen Schließung resultierte im Jahr 2005 die dauerhafte Stilllegung des River Country.
So sollen Disneys andere Wasserparks, darunter Blizzard Beach und Typhoon Lagoon, welche 1995 und 1989 eröffnet wurden, zu dem Zeitpunkt wesentlich besser besucht gewesen sein. In dem Bericht ist die Rede von 1,8 Millionen Besuchern im Jahr 2001 im Blizzard Beach bzw. 1,6 Millionen im Typhoon Lagoon. Das machte sie zu den damals erfolgreichsten Wasserparks weltweit. River Country soll es nicht einmal in die Top 15 geschafft haben.
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Todesfälle im Wasserpark
Rätselhaft ist auch die Geschichte über einen Jungen, der angeblich in dem Park gestorben sein soll. Grund dafür sei ein tödlicher Parasit gewesen, welcher sich in dem eigentlich filtrierten Wasser befand. Insgesamt kamen drei Menschen im Wasserpark River Country ums Leben. Bei den weiteren Todesfällen handelte es sich um zwei Jungen, die in unterschiedlichen Jahren im Wasser ertranken.
Ob es letztendlich die wachsende Konkurrenz aus eigenen Reihen war, die Disney schließlich dazu bewog, den Park vor 22 Jahren zu schließen, oder ob die Entscheidung im Kontext der Todesfälle stand, bleibt rätselhaft. Letzteres erscheint aber angesichts der Tatsache, dass der Junge 21 Jahre vor der Schließung gestorben sein soll, als eher unwahrscheinlich. Fakt ist, dass der Wasserpark River Country am 20. Januar 2005 bekannt gab, nicht wiedereröffnen zu wollen.
Lediglich der sogenannte „Upstream Plunge“, ein von Wasserfällen flankierter Pool, wurde noch einmal angeassst. Im Jahr 2016 legte man ihn trocken und füllte ihn mit Erde auf. Hintergrund war, dass nun niemand hineinfallen und ertrinken kann. Ansonsten liegt der Park weiter brach – und lässt mit jedem Jahr mehr Pflanzen und Mythen um sich ranken.