25. Mai 2021, 6:23 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
1984 fanden in Sarajevo die Olympischen Winterspiele statt – zehn Jahre später wütete der Bosnienkrieg. Die Ruinen der olympischen Sportanlagen stehen heute wie ein Mahnmal in der Stadt. Immer noch ist es gefährlich, sie zu besuchen.
Der 8. Februar 1984 war für die damals noch zu Jugoslawien zählende Teilrepublik Bosnien-Herzegowina ein sehr besonderer Tag. Denn an diesem Tag eröffneten in Sarajevo die Olympischen Winterspiele, zum ersten Mal in der Geschichte in einem (damals) kommunistischen Staat. Athleten aus 49 Nationen kamen in die Stadt, um sich friedlich bei den Olympischen Spielen in Sarajevo miteinander zu messen. Nur acht Jahre später war das alles auf schreckliche Weise wieder vergessen.
Denn am 6. April 1992 brach eine Katastrophe über das Land herein, die schon bald als der Bosnienkrieg in die Geschichte eingehen sollte. Freunde waren plötzlich Feinde, Familien zerrissen. Ein ganzes Land war bald in Schutt und Asche gelegt. Und dieses Schicksal erlitten zum Teil auch die Sportanlagen, auf denen nur wenige Jahre zuvor Olympioniken aus aller Welt noch glorreiche Siege gefeiert und Medaillen errungen hatten.
Sarajevo wird fast vier Jahre lang belagert
Laut „Smithonian Magazine“ wurden sie sogar zu zentralen Schauplätzen des Krieges, als die Stadt Sarajevo fast vier Jahre unter Belagerung lag. Demnach verschanzte sich die bosnisch-serbische Armee unter anderem auf der alten Bobrennbahn. Dort richtete man einen Artillerie-Stützpunkt ein. Das selbe passierte auf der alten Skisprung-Anlage am Berg Igman, 25 Kilometer außerhalb der Stadtgrenzen von Sarajevo.
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Andere olympische Anlagen missbrauchte die Armee, um dort Vorräte und Waffen zu lagern. Auch dienten die Zeitzeugen von Olympia als Verstecke. Noch heute liegen rund um die olympischen Anlagen Landminen. An den verfallenen Sportanlagen sieht man Einschusslöcher. Im alten Olympiastadion befindet sich heute ein Friedhof – bei der Belagerung von Sarajevo starben mehr als 10.000 Menschen.
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Verfallen, aber nicht vergessen
Viele der alten olympischen Stätten in der Stadt hat die Zeit stark zugesetzt. Teilweise erobert sich die Natur die Orte langsam zurück. So ist die alte Bobrennbahn mittlerweile zugewachsen und außerdem von Graffiti übersät. Die Skisprung-Anlagen sind mit riesigen Barrieren abgesperrt. Das Olympische Dorf ist zu einer gespenstischen Ruine verfallen.
Einige der Sportstätten in Sarajevo rettete man damals aber, wie BUSINESS INSIDER berichtet. Die Anlagen am Berg Jarohina, wo einst die Ski-Wettbewerbe der Damen stattfanden, sind längst aufwendig restauriert. Heute sind sie sowohl bei Einheimischen als auch Touristen beliebt. Auch die 1992 zerstörte Zatra-Eishalle wurde 1999 wieder aufgebaut. Das Olympische Komitee spendete dafür 11,5 Millionen Dollar.
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Auch die Skenderija-Halle, in der Eiskunstlauf- und Eishockey-Wettkämpfe stattfanden, steht wieder. Mittlerweile besuchen sie pro Jahr 500.000 Menschen. Sarajevo feiert noch heute jedes Jahr das Gedenken an die Olympischen Winterspiele 1984. Die Schrecken der Vergangenheit wird man ebenfalls nicht vergessen, solange die alten, verfallen Überreste der Anlagen der Olympischen Spiele in Sarajevo noch stehen.