21. Februar 2022, 15:17 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Im Nordwesten Spaniens steht ein Dorf, das seit 1992 nicht als solches zu erkennen ist. Eigentlich. Dann Aceredo wurde planmäßig geflutet. Es musste einem Staudamm weichen. Normalerweise erinnern im Sommer immerhin Hausdächer, die aus dem Wasser herausragen, an das versunkene Dorf. Dass aber das ganze Dorf zu sehen ist, ist ein Novum. Wie es dazu kam: TRAVELBOOK kennt die Geschichte-
Eigentlich ist der Lindoso-Stausee nicht besonders sehenswert. Trotzdem besuchen ihn derzeit ungewöhnlich viele Schaulustige. Grund dafür ist das nahegelegene versunkene Dorf Aceredo. Wegen des Baus der Talsperre Alto Lindoso in Portugal, nahe der Grenze zu Spanien, verschwand Aceredo. Denn weil sich das Wasser vor dem Damm im Fluss Lima staute, wurde der Wasserstand so hoch, dass das Dorf einfach überflutet wurde. Die 160 Einwohner, die das versunkene Dorf Aceredo einst ihr Zuhause nannten, wurden vor drei Jahrzehnten in andere Dörfer der Region umgesiedelt.
Weil Spaniens Sommer nicht nur lang, sondern auch trocken sind, sinkt der Wasserstand im Fluss während der heißen Monate üblicherweise. Dann schauen manchmal Dächer der Häuser von Aceredo aus dem Wasser. Hin und wieder sind auch die oberen Stockwerke der Häuser sichtbar. Das ganze Dorf aber war bisher noch nie aufgetaucht.
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Wasserstand so niedrig wie noch nie
In den vergangenen Wochen hat es in der Region kaum geregnet. Vor allem im Winter, der in Nordspanien eher nass ist, ist das ungewöhnlich. Die Dürre wirkt sich auch auf den Wasserstand rund um das versunkene Dorf Aceredo aus, das nun im Winter erstmals aufgetaucht und sogar frei zugänglich ist.
Besucher können nun also durch ein längst vergessenes Dorf spazieren. Wer will, kann die 70 Häuser sogar betreten. Bilder des Ortest stimmen wohl nicht nur die ehemaligen Bewohner von Aceredo melancholisch. Vor einem der versunkenen Häuser stehen noch alte Bierkisten mit dem ausgeblichenen Logo der spanischen Bierbrauerei San Miguel auf dem Boden. Verrückt: Der alte Trinkwasserbrunnen in der Mitte des Dorfes funktioniert noch.
Aceredo bleibt vorerst über Wasser
Das versunkene Dorf weist auf ein gravierendes Problem in Spanien und der ganzen Welt hin: Die extreme Dürre im Winter ist nämlich eine Folge des Klimawandels. Bis zu 25 Grad im Winter, wie gerade in Galizien, ist zwar für Spanien-Urlauber schön, wird zur heimischen Bevölkerung aber zum Problem.
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Denn momentan ist es so trocken, dass sogar Landwirtschaft und Stromversorgung darunter leiden müssen. Auch in den kommenden Wochen soll sich die Lage laut Wetterbericht nicht bessern. Genug Zeit, um das versunkene Dorf Aceredo zu erkunden – und auf einen regenreichen Frühling zu hoffen.