5. Februar 2021, 6:12 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Es ist eine der bekanntesten Legenden der USA: Ein deutscher Goldsucher soll in den Superstition Mountains in Arizona einen gewaltigen Schatz versteckt haben. Bei der Suche nach dem Gold des „Lost Dutchman“ verloren zahlreiche Menschen ihr gesamtes Vermögen – und viele sogar ihr Leben.
Knapp 70 Kilometer entfernt von Phoenix, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Arizona, liegt eine berühmte Bergkette. Mitten im 130 Hektar großen „Lost Dutchman National Park” ragen die Superstition Mountains (zu deutsch: „Aberglaube-Berge“) auf, eine Reihe zerklüfteter Tafelberge, um die sich eine Legende rankt, die zu den bekanntesten in der amerikanischen Folklore gehört. Die Rede ist von der „Lost Dutchman’s Gold Mine“, die „Mine des verschollenen Holländers“, einem Ort, an dem ein gewaltiger Goldschatz versteckt sein soll.
Der Name ist allerdings irreführend, denn zumindest diesen mythischen „Holländer” gab es wirklich – nur dass er laut Quellen wie dem „Superstition Mountain Museum” in Wahrheit ein Deutscher namens Jakob Waltz war. Der Rest ist reine Spekulation, denn bis heute haben zwar hunderte Menschen für sich in Anspruch genommen, Waltz‘ Mine gefunden zu haben, doch niemandem ist es bislang gelungen, den Schatz zu heben, der sich angeblich dort befinden soll.
Die Legende der Goldmine in den Superstition Mountains
Doch der Reihe nach: Um 1810 wird Jakob Waltz im baden-württembergischen Oberschwandorf geboren, wie Aufzeichnungen belegen. Im Alter von etwa 30 Jahren wandert er in die USA aus, um sein Glück dort künftig als Goldgräber zu versuchen. Seine Unternehmungen bleiben allerdings zunächst erfolglos, von New York verschlägt es ihn erst nach North Carolina, später über Georgia und Mississippi schließlich nach Kalifornien.
1863 kommt er in Arizona an, wo er weiter nach Gold sucht, wie Dokumente aus der Zeit belegen. Jedoch gibt es keinerlei Hinweise darauf, ob er dabei jemals fündig wurde. Der Legende nach entdeckt Waltz aber schließlich womöglich doch noch einen Schatz, denn er soll in den Superstition Mountains auf eine der insgesamt acht verlorenen Goldminen der Familie Peralta gestoßen sein, wie die Seite „Arizona State Parks” mutmaßt. Die Peraltas, eine reiche Familie aus dem nördlichen Mexiko, bauten in den 1840er Jahren das Edelmetall auf dem Gebiet ab. 1848 wurden sie allerdings mutmaßlich von Ureinwohnern ermordet, die Standorte ihrer Minen gerieten in der Folgezeit in Vergessenheit – bis eben Waltz eine von ihnen wieder entdeckt haben könnte, so die Folklore.
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Goldgräber-Stadt heute bei Touristen beliebt
Und so wird schließlich, auf Waltz‘ Sterbebett, die Legende um die Mine des verschollenen Holländers geboren, denn demnach verrät Waltz seiner Nachbarin Julia Thomas, wo sich sein Schatz befinden soll. Diese macht sich laut „Superstition Mountain Museum” kurz nach seinem Tod im Jahre 1891 gemeinsam mit den Brüdern Rhinehart und Herrmann Petrasch auf die Suche danach. Ohne Erfolg. So kehren sie enttäuscht und völlig mittellos zurück. Thomas versucht demnach, wieder zu Geld zu kommen, indem sie fortan Schatzkarten mit falschen Hinweisen verkauft, die andere zu der Mine des verschollenen Holländers locken sollen. Ironischerweise wird 1892 unweit von der Stelle, wo die Drei gesucht haben müssen, tatsächlich ein gewaltiges Goldvorkommen entdeckt. Der Ort Goldfield, der daraufhin nahe des Fundortes aus dem Boden gestampft wurde, ist heute als Geisterstadt eine beliebte Touristenattraktion.
1895 wird die Geschichte um das verlorene Gold dann zu einem landesweiten Hype, als am 13. Januar in der Zeitung „San Francisco Chronicle” ein Artikel darüber erscheint, der auf einem Interview mit Julia Thomas basiert. Hier wird auch zum ersten Mal behauptet, der Schatz würde nahe Weaver’s Needle liegen, einer markanten Felsnadel in den Superstition Mountains. Bereits am 7. Dezember 1895 meldet der erste Glücksritter, die Mine gefunden zu haben – allerdings bleibt er, wie auch die insgesamt etwa 140 Menschen nach ihm, die sie bis heute entdeckt haben wollen, jeglichen Beweis schuldig.
Immer wieder sterben Menschen auf der Suche nach dem Gold
1945 schließlich erscheint das Buch „Thunder God’s Gold” („Das Gold des Donnergottes”) des Autors Barry Storm, dass die Spekulationen um die Mine neu befeuert. Storm selbst befasst sich über einen Zeitraum von 20 Jahren leidenschaftlich mit dem Thema, gibt noch weitere Publikationen über den Schatz heraus. Schon vorher, aber besonders in der Folgezeit verlieren derart viele Menschen auf der Suche nach dem Gold ihr Leben, dass Weaver’s Needle heute als inoffizieller Gedenkstein für die Toten gilt. Seit dem 31. Dezember 1983 ist es verboten, in den Superstition Mountains nach Mineralien jeglicher Art zu suchen.
Doch noch immer gibt es hier regelmäßig Todesopfer, wie George Johnston der Zeitung „Arizona Central” sagte – Johnston selbst suchte demnach in den 1950er Jahren nach dem Schatz, bevor er bis zu seinem Tod im Jahre 2017 als Direktor des „Superstition Mountain Museum“ arbeitete. Schuld daran seien teils extreme Temperaturschwankungen, aber auch die nicht einfach zu erwandernden Berge selbst, voll von brüchigen Abhängen und steilen Klippen. „Jedes Jahr sterben hier etwa vier bis fünf Wanderer”, sagt Johnston. Leichen fände man mitunter erst Monate oder gar Jahre später, manchmal aber auch überhaupt nicht.
In einem Interview mit dem Magazin „Cowboys & Indians” erinnert sich Johnston auch an seine eigene Jagd nach dem Gold: „Ich war mit meinen beiden Jungs unterwegs, in der Hoffnung, den Schatz zu finden. (…) Ich bin sicher, dass jemand uns dabei folgte. Einige Menschen (…) gaben Warnschüsse ab, um Eindringlinge zu verjagen. Manchmal brachten sie auch Leute um, von denen sie annahmen, dass sie das Gold des Holländers suchten. Niemand ging dort unbewaffnet rein.”
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Wer entschlüsselt die Hinweise des „verschollenen Holländers“?
Unzählige Zeitungsartikel, Fernsehsendungen, Filme und Bücher beschäftigen sich mit der Legende um die Mine des verschollenen Holländers. Und solange das Gold nicht irgendwann gefunden wird – gesetzt den Fall, dass es denn überhaupt existiert – wird das wohl auch so bleiben. Auf der Seite des „Superstition Mountain Museum” findet sich zumindest ein obskurer Hinweis von Jakob Waltz auf den vermeintlichen Ort seines Schatzes, den TRAVELBOOK hier wortgetreu wiedergibt:
„No miner will find my mine. To find my mine you must pass a cow barn. From my mine you can see the military trail, but from the military trail you can not see my mine. The rays of the setting sun shine into the entrance of my mine. There is a trick in the trail to my mine. My mine is located in a north-trending canyon. There is a rock face on the trail to my mine.” Die Übersetzung in etwa: „Kein Bergmann wird meine Mine finden. Um meine Mine zu finden, müssen Sie an einem Kuhstall vorbei. Von meiner Mine kann man den Militärpfad sehen, aber vom Militärpfad kann man meine Mine nicht sehen. Die Strahlen der untergehenden Sonne scheinen in den Eingang zu meiner Mine. Es gibt einen Trick für den Weg in meine Mine. Meine Mine befindet sich in einem nach Norden verlaufenden Canyon. Es gibt eine Felswand auf dem Weg zu meiner Mine.“
Bislang ist es niemandem gelungen, das Rätsel um das angebliche Gold in den Superstition Mounatains zu lösen – und so können wir sicher sein, dass man auch in Zukunft immer wieder von der Legende um die Mine des verschollenen Holländers hören wird.