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Union Cemetery in Easton, Connecticut

Zu Besuch auf einem der unheimlichsten Friedhöfe der USA

Union Cemetery in Easton, Connecticut
Den Union Cemetery in Easton, Connecticut, gibt es bereits seit dem frühen 18. Jahrhundert und er gilt als einer der gruseligsten Geisterfriedhöfe überhaupt in den USA Foto: Anna Wengel
Anna Wengel
Freie Autorin

1. Januar 2021, 7:00 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Auf dem Union Cemetery im US-Bundesstaat Connecticut werden immer wieder geisterhafte Erscheinungen entdeckt, besonders die „White Lady“ hat es vielen Fans paranormaler Aktivitäten angetan. TRAVELBOOK-Autorin Anna Wengel war vor Ort.

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Die Sonne sinkt tiefer, lässt die orangefarbenen, roten und gelben Blätter um uns herum leuchten. Mein Freund und ich fahren gefühlt allein auf der sich nach links und rechts windenden Straße, die mal breiter und mal enger wird. Der Wald wird dichter, die Sonne schafft es jetzt nicht mehr durch die vielen Blätter. Es ist still um uns herum. Kein Vogel ist zu hören, kein knackender Ast, kein Blatt, das im Wind ein anderes streicht.

Da ist kein Ton. Und auch kein Wind. Langsam beschleicht mich ein mulmiges Gefühl. Ich kann mir vorstellen, dass in diesem Wald unerklärliche Dinge vor sich gehen. Vielleicht spüre ich aber auch einfach, dass wir dem Gruselfriedhof immer näher kommen, der das Ziel unserer heutigen Fahrt ist.

Union Cemetery: Sightseeing-Hotspot für Geisterfreunde

Der Wald lichtet sich ein wenig, laut Google Maps sind wir nicht mehr weit entfernt vom Union Cemetery, einem der am meisten von Geistern heimgesuchten Friedhöfe in den USA, errichtet im frühen 18. Jahrhundert. Aufgeregt parke ich das Auto vor der Friedhofsmauer, kann von hier schon die ersten Grabsteine entdecken.

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Langsam und bedächtig laufen wir über den Friedhof, an dessen Anfang (von der Sport Hill Road kommend) zahlreiche gut erhaltene Grabsteine aus dem 19. und 20. Jahrhundert stehen. Vor einigen von ihnen stecken amerikanische Flaggen im Boden. Daneben rote mit goldenem Logo, bestehend aus Axt, Helm, Leiter, Trompete, Spieß und Laterne sowie der Aufschrift „Loyal to our Duty“ (zu Deutsch etwa: „Unserer Pflicht treu“) – Gedenkflaggen für Feuerwehrleute.

Union Cemetery, USA
Viele Gräber sind mit Flaggen geschmückt – amerikanischen sowie Gedenkflaggen für Feuerwehrleute Foto: Anna Wengel

Wir folgen dem Weg zu einem alten rostigen Zaun. Linker Hand werden die Gräber merklich älter. Deutlich kleinere, von Wind und Wetter bearbeitete und teils zur Seite gekippte Steine stehen hier. Viele Inschriften sind nur noch schwer lesbar. Die Gräber liegen im Schatten der Bäume des benachbarten Waldes. Angesichts der teils Jahrhunderte alten Gräber und ihres Verfalls kriecht langsam wieder das mulmige Gefühl in mir hoch. Gänsehaut zieht sich über meine Arme. Hier im Schatten ist es deutlich kälter.

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Wir sind nicht die einzigen, die auf dem Friedhof nahe Easton, Connecticut, herumlaufen. An einem Ende posiert eine Gruppe Teenies vor einem Grab, schießt Selfie nach Selfie. Zwei andere Paare laufen durch die Gräberreihen, tippen abwechselnd in ihre Telefone, schießen Fotos. Keiner sieht so aus, als wäre er hier zum Trauern hergekommen. Kein Wunder, gilt der Union Cemetery als Heimat zahlreicher Geister und zieht entsprechend viele Schaulustige an. Glaubt man den zahlreichen Geschichten, scheint es fast garantiert, dass man hier einen Geist zu Gesicht bekommt. Der bekannteste: die White Lady.

Union Cemetery, USA
Im hinteren Teil des Friedhofs liegen viele ältere, teils verfallene Grabsteine aus dem 18. Jahrhundert Foto: Anna Wengel

Geisterfrau erschreckt Autofahrer

Bei der Recherche zum Friedhof ist mir immer wieder eine Geschichte begegnet, die ich einfach frei nacherzähle:

Spät nachts fährt ein Feuerwehrmann die Route 59 entlang, passiert den Union Cemetery auf dem Weg nach Hause. Wie aus dem Nichts erscheint eine Gestalt vor seinem Auto. Eine Frau, mit dunklen Haaren und einem weißen Kleid. Perplex und viel zu nah dran, kann der Mann nicht mehr rechtzeitig stoppen und fährt direkt in die Frau hinein. Geschockt hält er das Auto an, steigt aus, blickt sich um. Nichts ist zu sehen, kein Körper, kein Blut. Nur eine riesige Delle an der Vorderseite des Autos.

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Diese sowie viele andere Erzählungen sollen beweisen, dass es auf dem Union Cemetery spukt. Die als „White Lady” bekannte Dame mit ihrem weißen Nachthemd oder Hochzeitskleid – ganz sicher scheinen sich die Beobachter hier nicht zu sein – soll schon viele Male gesehen worden sein. Mal über den Friedhof schwebend, öfter auf den Straßen daneben, der Route 59/ Stepney Road und Sport Hill Road, wo sie anscheinend gern Autofahrer erschreckt und sie glauben lässt, dass sie jemanden überfahren haben.

Wir haben die Geisterfrau nicht gesehen. Dafür aber offenbar zahlreiche andere Passanten und Geisterjäger, Polizisten, eben jener Feuerwehrmann sowie ein Paar, das Freunden paranormaler Aktivitäten bekannt sein könnte: Ed und Lorraine Warren. Die Geisterjäger ermittelten in zahlreichen prominenten Geisterfällen, wie etwa Amityville Horror, schrieben mehrere Bücher und gründeten die „New England Society for Psychic Research“ – auf deren Webseite auch die Geschichte des Union Cemetery erklärt wird. Einige Horrorfilme wie etwa „Conjuring – Die Heimsuchung“ (2013) und „Haus der lebenden Toten“ (1991) beruhen übrigens auf der Arbeit der führenden amerikanischen Spukforscher.

Auch interessant: Das Geisterhaus, in dem die Seelen von 1700 Verstorbenen spuken sollen 

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Wer ist die White Lady?

1990 besuchten die Warrens den Union Cemetery in Easton, um auf Spurensuche der White Lady zu gehen. Angeblich sahen sie die Dame nicht nur, sondern produzierten hier auch sechs Sekunden Videomaterial von der weiß gekleideten Gestalt. Lorraine Warren wird mit folgenden Worten von mehreren Publikationen, wie etwa „Daily Voice, zitiert: „Wir haben gesehen, wie sie die Grabsteine entlanglief, sich hinein- und herausbewegte. Wir haben sie gefilmt, wer sie ist, wissen wir nicht.“ In ihrem Buch „Graveyard“ (1992) erzählt das Paar die Geschichte des Friedhofs. Lorraine Warren ist sicher: „An diesem Ort spukt es. Er ist einer der Orte in der Umgebung, der am meisten von Geistern heimgesucht wird.“

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Wer die White Lady ist, ist bis heute ungeklärt. Eine Theorie besagt, dass auf dem Friedhof eine Frau namens Harriet B. Seeley begraben liegt, die in ihren mittleren oder späteren Zwanzigern während der Geburt ihres Kindes starb. Bis heute soll die in Weiß gekleidete Dame nach ihrem Kind suchen. Zwei andere Theorien besagen, dass die Frau, die heute auf dem Friedhof spuken soll, entweder nahe der Wende zum 20. Jahrhundert ermordet und ihr Körper in ein Loch hinter der Kirche nahe des Friedhofs geworfen wurde oder dass ihr Ehemann sie um 1940 herum tötete.

Die White Lady soll übrigens nicht der einzige Geist auf dem Friedhof sein. „Red Eyes“ ist eine andere Erscheinung, die schon mehreren Menschen begegnet sein soll. Hinter dem Namen steckt ein Paar rote Augen, das hin und wieder im Wald am Friedhof auftauchen soll. Die Augen sollen einem Mann namens Earle Kellog gehören, der 1935 auf der anderen Straßenseite angezündet wurde und starb. Neben diesen sehr eindeutigen Geistererscheinungen berichten Friedhofsbesucher von zahlreichen Lichterscheinungen, die mit eigenen Augen oder später auf Fotos entdeckt wurden.

Wer sich nun selbst auf Geistersuche begeben möchte, sollte eins vorher wissen: Der Friedhof ist nachts für Besucher verboten und wird von der Polizei überwacht. Hinfahren und von außen gucken geht natürlich trotzdem.

Hinweis: Die USA sind von COVID-19 besonders stark betroffen und weiterhin als Risikogebiet eingestuft. Das Auswärtige Amt rät von nicht notwendigen, touristischen Reisen in die USA derzeit ab.

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