31. Oktober 2024, 10:30 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Ein US-Student aus Louisiana hat vollkommen zufällig im Dschungel von Mexiko eine antike Maya-Stadt entdeckt. Im Zuge der erneuten Auswertung einer bereits erfolgten Laser-Messung gelang ihm der Sensationsfund. Bei den Ruinen, die bereits seit Jahrhunderten von dichter Vegetation überwachsen sind, könnte es sich um eine wahre Mega-City handeln. Sie wäre nach aktuellen Annahmen tatsächlich die zweitgrößte überhaupt bekannte im Reich der einstigen indigenen Supermacht.
Es ist eine Sensation, von der wohl jeder Archäologe träumt. Doch was dem US-Student und Doktorand Luke Auld-Thomas von der Universität Tulane im US-Bundessstaat Louisiana jetzt gelang, mutet schon eher an wie ein Abenteuer aus einem „Indiana Jones“-Streifen. Völlig durch Zufall entdeckte der junge Mann eine antike Maya-Stadt, begraben unter dichter Vegetation im Dschungel von Mexiko. Doch damit nicht genug: Es handelt sich nicht einfach um ein paar Ruinen, sondern um eine wahre Mega-City der Antike, an Größe nur vergleichbar mit der weltberühmten Maya-Anlage von Calakmul.
Wie Auld-Thomas der „BBC“ sagte, stieß er bei einer willkürlichen Google-Suche auf eine Auswertung von Landvermessungen mittels Laser-Technik, die eine mexikanische Organisation bereits früher durchgeführt hatte. Mit dem sogenannten LIDAR-Verfahren (steht für „Light Detection and Ranging“) lassen sich nämlich Strukturen kartieren, die, unter Vegetation liegend, dem Auge verborgen sind. Anhand von Laser-Strahlen, die ein Fluggerät millionenfach auf den Boden sendet, lässt sich eine Art Höhenprofil der untersuchten Umgebung erstellen. Verborgene Bauwerke werden auf diese Weise wieder „sichtbar“.
Bis zu 50.000 Einwohner
So auch im Fall der nun entdeckten Maya-Stadt, die der junge Archäologie-Doktorand nach einer nahen Lagune „Valeriana“ taufte. Demnach könnte die Mega-Metropole in ihrer Blütezeit zwischen 750 und 850 n. Chr. etwa 30.000 bis 50.000 Einwohner gehabt haben. Das wären mehr Menschen, als heute in der Region leben. Das Forscherteam um Auld-Thomas fand unter dem dichten Dschungel-Bewuchs nahe der heutigen Stadt Xpujil weit mehr als 6500 Strukturen, darunter etwa zwei Plätze mit Pyramiden-Tempeln, Sportstätten und Hinweise auf einen Wasserspeicher. Die zwei Zentren der Stadt lagen demnach etwa zwei Kilometer auseinander und waren durch Wege und dichte Bebauung vernetzt. Insgesamt könnte Valeriana eine Fläche von gut 16 Quadratkilometern gehabt haben.
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Valeriana zeige Anzeichen einer wichtigen Metropole, in der Größe nur vergleichbar mit der 100 Kilometer entfernten Maya-Stadt Calakmul. Besonders spektakulär an der Entdeckung ist auch, dass sich die Ruinen gerade einmal 15 Kilometer entfernt von einer wichtigen Hauptstraße in der Region befinden. Aktuelle Bilder der versunkenen Welt gäbe es aber bislang keine, da ja zuvor auch noch niemals jemand dort gewesen sei. Die Archäologen sind zudem unsicher, was schließlich zum Untergang von Valeriana geführt haben könnte. Als eine mögliche Ursache machen sie aber den Klimawandel in der Region aus.
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„Mehr als wir jemals werden erforschen können“
Wahrscheinlich führten demnach Dürren und eine massive Überbevölkerung zum Untergang der Maya-Stadt. Kriege zwischen verschiedenen indigenen Mächten und spätestens die Eroberung der Region durch die Spanier ab dem 16. Jahrhundert trugen ihr Übriges zum Verschwinden des einstigen antiken Megareichs bei. Auld-Thomas sagte, es sei sehr wahrscheinlich, dass noch zahlreiche weitere Ruinen auf ihre Entdeckung warteten, von denen die Forscher bislang überhaupt nichts ahnten. „Vermutlich sind es sogar mehr, als wir jemals werden erforschen können“, sagte er sinngemäß der „BBC“.
Irgendwann wolle er die Ruinen von Valeriana auch einmal besuchen, so der Student. Ob er selbst tatsächlich ein Ausgrabungsprojekt hier unternehmen könne, wisse er aber noch nicht. Ein an der Studie beteiligter Professor lobte das LIDAR-Verfahren. In der Zeit, seit es in Mittelamerika im Einsatz sei, habe es Archäologen mehr Entdeckungen ermöglicht als in einem ganzen Jahrhundert zuvor. Ein anderer an der Studie von Auld-Thomas beteiligter Forscher sagte der „BBC“: „Wo auch immer man auf einer Landkarte der Halbinsel Yucatán einen Dartpfeil hinwerfen würde, stieße man vermutlich auf irgendeine Art von Maya-Infrastruktur.“