20. April 2021, 6:02 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Auf einem gewaltigen Tafelberg in der Wüste nahe dem Toten Meer steht die Ruine der alten Festung Masada. Der Ort ist eines der wichtigsten kulturellen Heiligtümer Israels. Seine Bedeutung „verdankt“ er jedoch einer überaus grausamen Tragödie.
Hoch über der Wüste von Judäa thronen die Ruinen einer Festung, deren Name nicht nur in Israel, sondern der ganzen Welt legendär ist. Umgeben von tiefen Schluchten liegt sie scheinbar im Nirgendwo. Und doch ist sie eines der wichtigsten National-Heiligtümer von Israel, ein Symbol der Freiheit des jüdischen Volkes. Jedes Kind in Israel kennt den Namen des Ortes, und seine grausame Geschichte: Masada.
Wie der „Deutschlandfunk“ berichtet, lässt König Herodes Masada in den Jahren 37 bis 31 vor Christus erbauen – eine gewaltige Wehranlage, mehrere hundert Meter über dem Meeresspiegel. 1800 Quadratmeter groß, umzogen von 40 Wachtürmen, die Platz bot für etwa 1000 Menschen. Der dreistöckige Palast des Königs verfügte über ein dampfbeheiztes Badezimmer. Über Kanäle und Dämme war sogar, mitten in der Wüste von Judäa, die Versorgung mit Wasser sicher gestellt.
Kampf gegen die römischen Besatzer
Masada ist nur über zwei Wege erreichbar, die Festung damit hoch auf ihrem Bergplateau quasi uneinnehmbar. Genau dieser Umstand sollte ihr fast hundertvierzig Jahre später zum Verhängnis werden, wie die WELT berichtet. Im Jahr 66 nach Christus brechen in Israel Aufstände gegen die römischen Besatzer aus. Die Invasoren haben in Jerusalem den heiligen Tempel geplündert und seine Schätze nach Rom verschleppt.
Das Land versinkt in einem blutigen Bürgerkrieg und kämpft gleichzeitig gegen die Eindringlinge aus Rom. Nachdem mit Herodion und Machairos zwei wichtige Verteidigungsanlagen Israels gefallen sind, steht nur noch Masada der vollständigen Machtergreifung der Römer im Weg. Kaiser Verspasian befiehlt seinem Statthalter vor Ort daher, dass Masada fallen muss. Und so nimmt eine der berühmtesten Tragödien der Weltgeschichte ihren Lauf.
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Schrecklicher Entschluss
Denn Masada fällt nicht, vielmehr halten 960 Menschen in der Festung unter der Führung von Eleasar ben Jair einer zehnfachen Übermacht an Belagerern stand. Das ist auch möglich, weil auf Masada gewaltige Nahrungsvorräte lagern. Schließlich mussten jedoch auch die tapferen Widerstandskämpfer einsehen, dass sie auf Dauer keine Chance haben würden.
Und so kam es schließlich 74 nach Christus zu einem schrecklichen Entschluss, lieber durch die eigene Hand zu sterben, als den Römern in die Hände zu fallen. Von Eleasar ben Jair ist eine berühmte Rede überliefert, die die WELT zitiert. Darin heißt es: „Nicht der Zufall ließ das Feuer … umschlagen, sondern der Zorn Gottes wegen der vielen Frevel, die wir wie Wahnsinnige gegen die eigenen Landsleute begangen haben. Die Strafe dafür aber wollen wir nicht von unseren Todfeinden, den Römern, sondern von Gott durch unsere eigne Hand erleiden; sie wird milder sein als andere. Ungeschändet sollen unsere Frauen sterben, und unsere Kinder, ohne die Sklaverei zu kennen. Und sind sie vorangegangen, wollen wir selbst einander den Liebesdienst erweisen und uns die Freiheit als Leichentuch bewahren …“
Masada wird zur Legende
Zehn Männer wurden schließlich ausgewählt, die das schreckliche Werk vollbringen sollten. Sie schnitten allen Frauen, Männern und Kindern die Kehlen durch, bevor sie sich selbst richteten. Als die Römer schließlich die Mauern von Masada überwanden, bot sich ihnen ein grausames Bild: Unzählige Tote, einzig eine Frau und ihre fünf Kinder überlebten demnach, weil sie sich versteckt hatten. Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus stilisiert die Tat schließlich zu der unsterblichen Heldengeschichte, die sie heute ist.
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Masada ist seitdem ein National-Heiligtum Israels, ein Symbol des Willens und der Unbeugsamkeit des jüdischen Volkes. Bis zum Jahr 1985 wurden laut „Deutschlandfunk“ Soldaten auf der Felsenburg mit dem Eid „Masada darf nie wieder fallen“ vereidigt. Heute ist der Ort eine der beliebtesten Touristen-Attraktionen des Landes. Die Anlage ist erstaunlich gut erhalten, sogar Spuren der römischen Belagerer kann man im Tal unter der Burg noch erkennen. 2001 wurde sie von der Unesco zum Weltkultur-Erbe erklärt.
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Spektakulärer Sonnenaufgang
Auf den Berg fährt längst eine Seilbahn, aber sehr viel lohnender ist der Aufstieg zu Fuß – gewissermaßen auch eine Respektsbekundung vor der altehrwürdigen Festung. Tag für Tag kommen zu normalen Zeiten zahllose Touristen bereits in der Morgendämmerung, um von Masada aus den spektakulären Sonnenaufgang über der Wüste von Judäa zu sehen.
Wie eine Marslandschaft wirkt die Wüste, fremdartig und faszinierend – ein Anblick, den man nicht wieder vergisst. Ein wenig spürt man Beklemmung, wenn man durch die alten Ruinen schreitet – mit etwas Glück ganz allein, denn die meisten Besucher ziehen kurz nach dem Sonnenaufgang weiter. Nein, Masada ist keine typische Sehenswürdigkeit, aber auf jeden Fall eine einzigartige. Wer, wenn es wieder möglich ist, eine Reise nach Israel plant, sollte unbedingt dieses National-Heiligtum besuchen.