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Entstanden durch eine Naturkatastrophe

Die deutsche Stadt, die auf 72.000 Tonnen Diamanten sitzt

Nördlingen
Die Stadt Nördlingen sitzt sprichwörtlich auf einem weltweit einzigartigen Schatz von 72.000 Tonnen Diamanten. Sie entstanden vor Urzeiten durch eine Naturgewalt. Foto: Getty Images/imageBROKER RF
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

6. August 2024, 6:27 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Die deutsche Stadt Nördlingen sitzt auf einem unglaublichen Schatz, und zwar sprichwörtlich. Denn in den Mauern ihrer Gebäude finden sich insgesamt schätzungsweise 72.000 Tonnen Diamanten. Die Edelsteine entstanden vor Äonen von Jahren durch eine Naturkatastrophe – und wurden nur durch Zufall überhaupt entdeckt. Seitdem besucht sogar die amerikanische Weltraumorganisation NASA den Ort.

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Wer durch die bayrische Stadt Nördlingen spaziert, kann an einem sonnigen Tag ein einzigartiges Phänomen beobachten. Von den Wänden der Gebäude scheint es mitunter zu glitzern und zu funkeln – und tatsächlich handelt es sich hierbei nicht um eine optische Täuschung, sondern ein weltweit einzigartiges Naturphänomen. Denn Nördlingen sitzt auf einem unglaublichen Schatz, und zwar sprichwörtlich. In seinen Gemäuern befinden sich nämlich insgesamt schätzungsweise 72.000 Tonnen Diamanten. Doch wie kommen die Edelsteine dorthin? Und warum wurden sie erst vor etwa 60 Jahren überhaupt entdeckt?

Einem Bericht von „BBC“ zufolge liegt die Stadt Nördlingen im sogenannten Nördlinger Ries, einem 26 Kilometer breiten Krater. Im 9. Jahrhundert nach Christus zum ersten Mal urkundlich erwähnt, nahmen seine Bewohner stets an, es handele sich bei dem riesigen Loch um die Überreste eines erloschenen Vulkans. Erst in den 1960er-Jahren sollten sie erfahren, dass sie mit dieser Theorie falschlagen. Und auch, dass ihre Stadt die höchste Konzentration von Diamanten rund um den Globus aufweist. Nicht nur das, sie ist buchstäblich auf ihnen aufgebaut. Und das ist nicht etwa einem Vulkan zu verdanken, sondern einer kosmischen Gewalt.

Die Einwohner hatten keine Ahnung

Es ist das Jahr 1960, als die US-Geologen Eugene Shoemaker und Edward Chao Nördlingen besuchen. Sie wollen mehr über den Ursprung des Nördlinger Ries in Erfahrung bringen. Und stellen bald fest, dass es sich dabei nicht um einen Vulkankrater handeln kann. Vielmehr haben sie eine wahrhaft kosmische Ursache im Verdacht, verantwortlich für die Bildung des gewaltigen Kraters zu sein. Sie finden ihre Theorie alsbald bestätigt. Sie entdecken nämlich, dass sich in den Mauern von Nördlingens Gebäuden unzählige Diamanten befinden. Ein Umstand, von dem die Bewohner bis dahin nicht die geringste Ahnung hatten. Und der zu einer spektakulären Erklärung für die Entstehung des Nödlinger Ries führt.

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Die Wissenschaftler beweisen anhand des außergewöhnlichen, mit Diamanten durchsetzten Gesteins, dass der Krater um Nördlingen vor etwa 15 Millionen Jahren durch den Einschlag eines gewaltigen Asteroiden entstanden sein muss. Einen Kilometer breit, raste er wohl mit einer Geschwindigkeit von 25 Kilometern pro Sekunde auf die Erde zu, schlug mit einer unfassbaren Gewalt ein. Dadurch entstand nicht nur der 26 Kilometer breite Krater, sondern auch die Diamanten. Geformt durch ungeheuren Druck und Hitze, wandelte sich der in dem Asteroid-Gestein enthaltene Kohlenstoff zu den Edelsteinen um.

Nördlingen
Nördlingen lohnt sich auch aufgrund seiner Architektur für einen Besuch Foto: Getty Images

Besuch von der NASA

Doch warum wurde dieses Phänomen nicht schon viel früher entdeckt? Immerhin lassen sich ja die Diamanten in den Wänden von nahezu allen Häusern in Nördlingen nachweisen. Vielmehr, die Stadt ist quasi auf ihnen aufgebaut. Dass sie nicht schon viel eher entdeckt wurden, liegt allein an ihrer verschwindend geringen Größe. Weniger als 0,2 Millimeter im Durchmesser ist ein typischer Nördlinger Diamant nur groß. Das rettete wohl nach der Entdeckung wohl auch die Stadt als solche, denn die Edelsteine haben dadurch keinerlei wirtschaftlichen Wert.

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Nördlingen ist Weltrekordhalter

Dennoch ist Nördlingen seitdem Weltrekordhalter, denn nirgendwo auf der Welt sonst gibt es eine so hohe Konzentration an Diamanten im Gestein. Einheimische Geologen kamen nach dem Besuch der US-Kollegen zu dem Schluss, dass sich in dem sogenannten Suevit-Gestein von Nördlingen insgesamt wohl unglaubliche 72.000 Tonnen der Gemmen finden lassen. Der Asteroideneinschlag brachte dem Ort aber nicht nur Weltruhm, sondern auch weiteren hohen ausländischen Besuch ein. Die Astronauten der Missionen von Apollo 14 und 16 besuchten das Nördlinger Ries vor ihrem Start ins All. Sie wollten sich hier darauf vorbereiten, welches Gestein sie gegebenenfalls im Weltraum finden und auf die Erde bringen könnten.

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Nördlingen ist aber nicht nur die diamantreichste Stadt auf der ganzen Welt. Ein Besuch lohnt sich auch, um das außergewöhnliche Ortsbild zu bewundern. Denn da Nördlingen sprichwörtlich in den Asteroidenkrater gebaut wurde, hat zumindest sein alter Teil eine nahezu perfekt kreisrunde Form. Das begeisterte 1971 laut „Daily Mail“ auch die Macher des Originalfilms von „Charlie und die Schokoladenfabrik“, die hier eine märchenhafte Kulisse für ihren Dreh vorfanden. Ein besonderes Ziel in der Stadt ist wohl die evangelische St. Georgs-Kirche, denn allein hier sollen sich Diamanten im Wert von 5000 Karat befinden.

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