8. Juni 2024, 14:49 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
In den Kellergewölben des Rathauses von Bremen lagert die größte Sammlung deutscher Weine auf der ganzen Welt. Bereits seit der Errichtung des Gebäudes zu Beginn des 15. Jahrhunderts lagerte man hier die edlen Tropfen ein. Eine ganz besonders alte Sorte wird nur zu ganz besonderen Anlässen ausgeschenkt.
Wenn es um das Thema Deutscher Wein geht, dann dürfte den meisten wohl nicht unbedingt zuallererst der Nordwesten unseres Landes einfallen. Und schon gar nicht die Freie Hansestadt Bremen. Doch ausgerechnet hier, im sogenannten Ratskeller unter dem Rathaus von Bremen, lagert eine der exklusivsten und vielseitigsten Sammlungen der edlen Tropfen, die es weltweit überhaupt gibt. Bereits vor über 600 Jahren fing man hier, sie anzulegen, und sie wächst bis heute.
Laut der offiziellen Tourismuswebseite der Stadt beginnt die Geschichte des Ratskellers im Jahre 1405, als das Rathaus von Bremen gebaut wurde. Bereits ab dem Jahr 1342 ist in der Metropole an der Weser ein Stadtweinkeller urkundlich verbürgt, der dann mit Fertigstellung des Verwaltungsgebäudes in dessen unterirdische Gewölbe umzog. Heute bezeichnen die Bremer diese heiligen Hallen auch scherzhaft als „das köstliche Fundament des Rathauses.“ Die Sammlung an Weinen, die hier im Laufe der Jahrhunderte entstand, ist mittlerweile nicht weniger als die größte überhaupt auf der ganzen Welt, die ausschließlich deutschen Rebsaft beherbergt.
Wein aus dem Jahr 1653
Die nackten Zahlen sind schlicht verblüffend. Einer NDR-Dokumentation zufolge lagern hier eine halbe Million Flaschen, insgesamt 650 Sorten aus 13 deutschen Anbaugebieten. Zudem gibt es noch ein Fasslager mit einer Kapazität von 500.000 Litern. Der älteste von ihnen, der „Rüdesheimer Mischsatz“, stammt aus dem Jahr 1653. Er ist immer noch trinkbar, aber nur ganz besonderen Gästen zum Ausschank vorbehalten. So z. B. der verstorbenen Queen Elizabeth II., die ihn kosten durfte, als sie 1978 das Rathaus von Bremen besuchte.
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Der Keller im Rathaus von Bremen schenkt bis heute ausschließlich deutsche Weine aus, und der offiziellen Seite des Verwaltungsgebäudes zufolge können Gäste diese aus einer 60 Seiten starken Karte aussuchen. Der älteste noch in der Flasche käuflich zu erwerbende Tropfen ist ein „Rüdesheimer Apostelwein“ aus dem Jahr 1727. Auf einer Führung durch den Ratskeller, buchbar auf der Website des Ratskeller, kann man das Gewölbe und seine Schätze am besten entdecken.
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Jede Menge hoher Besuch
Dabei gibt es vier verschiedene Tour-Varianten, die teils schon Monate im Voraus ausgebucht sind. Die günstigste Führung, die „Keller kieken“ heißt, kostet 15 Euro. Die Premium-Version, die die Verkostung von fünf Weinen beinhaltet, ist mit 39 Euro auch die teuerste. Zu sehen gibt es dabei die verschiedenen Keller sowie auch den Hauffsaal, benannt nach dem Poeten Wilhelm Hauff. Er ließ sich im Rathaus von Bremen, vermutlich beim Genuss eines der edlen Weine, zu seiner Novelle „Phantasien im Bremer Ratskeller“ inspirieren. Und auch jede Menge andere berühmte Persönlichkeiten haben diese erhabenen Mauern über die Jahrhunderte gesehen.
Stammgast war zum Beispiel seinerzeit Kaiser Wilhelm II., der hier von 1890 bis 1914 jährlich ein „Kaiserfrühstück“ veranstaltete. Weitere illustre Gäste waren die Schriftsteller Theodor Fontane, Heinrich Heine sowie Hoffmann von Fallersleben. Die Komponisten Richard Wagner, Johannes Brahms und Richard Strauss kamen genauso gerne. Noch heute zieren Fresken des Malers Max Slevogt die Wände unter dem Rathaus von Bremen. Und genauso wie der Keller ist auch das gesamte Gebäude an sich einen Besuch wert, steht es doch bereits seit 2004 offiziell auf der Liste des Unesco-Welterbes.