30. Dezember 2015, 17:33 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Hongkong ist eine der am dichtesten besiedelten Metropolen der Welt. Entsprechend viele Wohnblocks und Wolkenkratzer gibt es hier. Der französische Fotograf Romain Jacquet-Lagrèze, der seit 2009 in Hongkong lebt, hat die Hochhäuser aus einer ungewöhnlichen Perspektive fotografiert – und lässt sie wie Kunstwerke von perfekter Symmetrie wirken.
Der Wohnraum in Hongkong ist eng – und extrem teuer. Mehr als 7 Millionen Menschen leben auf einer Fläche, die kaum größer als Berlin ist. Platz zum Ausdehnen gibt es auf der bergigen Halbinsel kaum – also wächst die Stadt immer mehr in die Höhe.
Die ersten mehrstöckigen Wohnblocks entstanden Anfang der 1950er-Jahre, nachdem hunderttausende politisch Verfolgte aus China in die ehemalige britische Kronkolonie geflohen waren. Um schnell Wohnraum für die anfangs in Holzhütten lebenden Flüchtlinge zu schaffen, zog man nach und nach zahlreiche riesige Betongebäude hoch: die so genannten Mark-Häuser. Die Wohnungen hatten alle eine Größe von nur 20 Quadratmetern. Sanitäreinrichtungen und Küche mussten die Bewohner sich teilen. Einen höheren Standard boten erst die Wohnblöcke, die ab Anfang der Siebzigerjahre entstanden.
Trotz einer bis heute andauernden immensen Bautätigkeit gelang es erst Anfgang der 1980er, die letzten ärmlichen Holzhüttenviertel aufzulösen. Inzwischen ist der Lebensstandard in Hongkong stark gestiegen, die Stadt präsentiert sich mit modernen Wolkenkratzern, die dicht an dicht stehen. Jede noch so kleine Baulücke wird mit neuen Hochhäusern aufgefüllt.
Die ersten Mark-Häuser aus den 1950ern sind inzwischen abgerissen und durch moderne Hochhäuser ersetzt worden. Die Wohnblöcke aus den Siebzigern gibt es dagegen immer noch. In diesem eng gebauten, architektonischen Mischmasch hat der französische Fotograf Romain Jacquet-Lagrèze die Inspiration für seine Serie „Vertical Horizons“ gefunden, die auch als Bildband erschienen ist. „Geometrische Muster und chaotische Szenerien faszinieren mich“, sagt Jacquet-Lagrèze im Interview mit TRAVELBOOK. „Der Schlüssel für mich war, die Stadt mehr und mehr zu erkunden und auch in Viertel zu gehen, in die sich selten Leute verirren.“
Für seine Fotografien hat der Franzose sich in den Innenhöfen der Hochhäuser positioniert und einen vertikalen Blickwinkel gewählt. „Wenn ich einmal einen guten Standpunkt gefunden hatte, war es wichtig, immer wieder zu kommen, um so das beste Licht zu erwischen und das Bild zu perfektionieren“, erklärt er seine Technik.
Die Gebäude haben auf den Fotos ein verfremdetes, beinahe futuristisches Aussehen von perfekter Symmetrie. „Ich glaube nicht, dass diese Art, eine Stadt zu betrachten, aus dieser Perspektive heraus an irgendeinem anderen Ort auf der Welt so gut funktionieren würde wie in Hongkong“, sagt der Fotograf.