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Sie ist mit den Knochen von 5000 Menschen „geschmückt“

Capela dos Ossos – Portugals unheimliche Knochenkapelle

Capela dos Ossos
Die sterblichen Überreste von etwa 5000 Menschen machen die Capela dos Ossos zu einer wahrhaft makabren Sehenswürdigkeit Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

13. Juni 2021, 13:15 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

In der portugiesischen Stadt Évora befindet sich die wohl ungewöhnlichste Touristenattraktionen des Landes. Denn die Capela dos Ossos ist mit den sterblichen Überresten von tausenden Menschen „verziert“. Zu Deutsch heißt sie deshalb die Knochenkapelle.

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Natürlich, ein Gotteshaus ist normalerweise einer der Orte, an denen man der Verstorbenen gedenkt. Doch in der portugiesischen Stadt Évora wird diese Tradition, sagen wir, sehr plastisch gepflegt. Denn in der Kirche des Heiligen Franziskus (Igreja de São Francisco) befindet sich eine für viele sicher eher gruselige Sehenswürdigkeit. Die Capela dos Ossos – zu Deutsch: die Knochenkapelle.

Nein, die Capela dos Ossos ist nicht vollständig aus Knochen errichtet. Aber laut der Seite „Visit Évora“ zieren die sterblichen Überreste von mindestens 5000 Menschen den Ort. Bei einer Größe von gerade einmal 18 mal 11 Metern scheinen die Schädel der Verstorbenen die zahlreichen Besucher auf Schritt und Tritt zu beobachten. Unheimlich ist auch ein Spruch, der über dem Eingang der Capela dos Ossos in Stein graviert ist: „Nós ossos que aqui estamos pelos vossos esperamos“. Übersetzt bedeutet dies: „Wir Knochen, die wir hier sind, warten auf die euren“.

Eine würdevolle Ruhestätte

Capela dos Ossos
„Wir Knochen, die wir hier sind, warten auf die euren“ – dieser Spruch steht über dem Eingang der Knochenkapelle Foto: Getty Images

Die Wände der Capela dos Ossos und ihre acht Säulen sind vollständig mit Knochen verziert, die man einst mit Zement befestigte. Das Deckengewölbe ist mit Motiven bemalt, die an den Tod erinnern sollen. Nicht aber auf eine traurige, sondern auf eine reflexive Weise. So wollten es die drei Franziskanerbrüder, die die Knochenkapelle im 17. Jahrhundert erbauen ließen. Hier sollte man die „Vergänglichkeit und Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens“ nachempfinden. 

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Dass die Capela dos Ossos existiert, verdankt sie aber eher einer Notwendigkeit als göttlicher Inspiration. Die Stadt Évora verfügte im 16. Jahrhundert über 42 Friedhöfe, denen dennoch langsam der Platz ausging. Laut „My Portugal Holiday“ war es zur damaligen Zeit durchaus nicht unüblich, Verstorbene zu exhumieren, denn auf diese Weise sollten sie Gott noch näher kommen. Für all die sterblichen Überreste brauchte man nun aber einen Platz, wo sie in Würde ruhen konnten. Und so brachte man sie in die Igreja de São Francisco, in der sich heute die Knochenkapelle befindet. 

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Vertrocknete Skelette an den Wänden

Capela dos Ossos
In der Capela dos Ossos werden nicht nur Knochen, sondern auch vertrocknete Skelette augestellt Foto: Getty Images

Atlas Obscura“ berichtet auch, dass sich die Stadt Évora damals dazu entschloss, die Knochen öffentlich zur Schau zu stellen. Mit der Zeit kamen dann hier die sterblichen Überreste von etwa 5000 Menschen zusammen, die Besucher heute bestaunen können. Besonders gruselig sind zwei vertrocknete Skelette, die an Ketten von der Wand hängen. Bei einem davon handelt es sich um ein verstorbenes Kind. 

In einem Gedicht, das der Mönch Antonio da Ascencao über die Capela dos Ossos geschrieben hat, heißt es unter anderem: „Wenn du durch Zufall einen Blick auf diesen Ort werfen darfst – halte ein, um deiner Reise willen. Je länger du verweilst, desto länger wird deine Reise weiter gehen.“ Normalerweise wird man vielleicht nicht mehr als eine Viertelstunde in der Knochenkapelle verbringen – aber sicher wird man sich hinterher noch mehr des Lebens erfreuen. 

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