5. Oktober 2018, 12:10 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In der Nähe von Trinidad befindet sich einer der angesagtesten Nachtclubs von Kuba. Das Besondere: Die Menschen tanzen und feiern hier nicht in einer gewöhnlichen Disko – sondern in einer Höhle. Doch so fröhlich wie heute ging es in den unterirdischen Gewölben längst nicht immer zu. Denn einst trieb hier ein Serienkiller sein Unwesen.
Es war Ende des 19. Jahrhunderts, als Carlos „Coco“ Ayala in der unterirdischen Höhle bei Trinidad Zuflucht suchte. Den Erzählungen nach versteckte er sich dort, weil er im Unabhängigkeitskrieg Kubas gegen die Spanier zum Deserteur geworden war. Doch weitaus schlimmere Vergehen als dieses werden Ayala nachgesagt: Ein Serienkiller soll er gewesen sein, der es hauptsächlich auf Kinder abgesehen hatte. Immer wieder soll er kleine Jungs und Mädchen entführt und in der Höhle ermordet haben.
Die grausamen Taten fanden erst ein Ende, als Ortsansässige Ayala schnappten und ihn anschließend köpften. Der mutmaßliche Serienkiller wurde zur düsteren Legende, die von Generation zu Generation weitergetragen wird. Wie die italienische Onlinezeitung „Le news più strane“ berichtet, sollen kubanische Mütter ihren Kindern noch heute gelegentlich mit den Worten drohen: „Sei brav oder Coco Ayala kommt dich holen.“
Vom Tatort zur Diskothek
Wer heute die Höhle etwas außerhalb von Trinidad besucht, hat ganz sicher keine düsteren Geschichten über Mord und Totschlag im Sinn, sondern will vor allem eines: ausgelassen feiern. Seit einigen Jahren befindet sich nämlich in der Natursteinhöhle ein angesagter Nachtclub, der vor allem bei Einheimischen beliebt ist und inzwischen auch immer mehr Touristen anzieht.
Ein bisschen spooky ist es in den Gewölben im Dämmerlicht der Diskobeleuchtung zwar schon – aber ungewöhnlicher als hier tanzt man wohl nirgendwo sonst auf Kuba. Es gibt drei Bars und fünf verschiedene Tanzflächen, auf denen sich Nacht für Nacht bis zu 4000 Menschen drängen. Die Disko ist an sieben Tagen die Woche geöffnet, gefeiert wird bis in die frühen Morgenstunden.
Der Australier Luke Kenyon, der regelmäßig die verschiedensten Orte auf der Welt bereist und seine Fotos bei Instagram teilt, hat den Club 2016 besucht. „Die Höhle es riesig, es gibt sehr viel Platz dadrin“, sagt Kenyon zu TRAVELBOOK. „Es ist total heiß, es gibt kaum frische Luft und alle schwitzen, aber das kümmert keinen. Es hat wirklich Spaß gemacht, wer in Trinidad ist, sollte dort unbedingt mal hin.“
Der Weg dorthin lohnt sich, aber…
Auch bei Tripadvisor hat der Club viele positive Bewertungen, wird fast durchweg für sein besonderes Flair und die Musik und Drinks belobt. Allerdings, so beschreiben es viele User, sei der Weg, um dorthin zu kommen, lang, beschwerlich und in sehr schlechtem Zustand. „Links und rechts gibt es illegale Bars, und am Ende wird der Weg noch schlimmer, voller Schlaglöcher“, schreibt eine Besucherin. Es sei sehr steil und extrem gefährlich, und beim Abstieg sei sie ausgerutscht und habe sich mehrfach den Fuß gebrochen“. Wer die Disco Ayala besucht, sollte also besonders vorsichtig sein, auch weil das Areal nur spärlich beleuchtet ist.
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Umstrittener Clubname
An den Serienkiller aus dem 19. Jahrhundert erinnert heute nur noch eines: der Name. Nicht jeder in Trinidad hat Verständnis dafür, dass der Nachtclub ausgerechnet „Disco Ayala“ getauft wurde. Es sei doch reichlich widersprüchlich, einer Disko den Namen eines Mannes zu geben, der als Psychopath und mutmaßlicher Mörder in die Geschichte eingegangen sei, monierten viele. Mayte Garcia Sanchez, Unterhaltungschefin in der „Disco Ayala“, ist anderer Meinung. Dem Onlineportal „Odditycentral“ sagte sie: „Die Legende von Ayala wird nicht wieder aufgewärmt. Wir verkaufen nicht seine Geschichte, sondern wir sind einfach nur ein Nachtclub in einer Höhle mit natürlichen Attraktionen, und genau das lieben Touristen.