2. November 2020, 6:23 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In der Corona-Zeit ist Spazieren auf ruhigen Friedhöfen und der Besuch von Prominentengräbern zu einer beliebten Freizeitbeschäftigung geworden – pandemiegeeignet mit Abstand.
„Wen suchen Sie denn?“ „Manfred Krug.“ „Der liegt da hinten.“ „Wir gehen jetzt zum Lambsdorff.“ So klingt ein Gespräch in diesem Herbst auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf bei Berlin. Dutzende laufen hier mit einem Plan, der einen Euro am Eingang kostet, die Gräber von Prominenten ab.
Darunter sind etwa die Ruhestätten des Schauspielers Manfred Krug („Liebling Kreuzberg“, „Tatort“), des FDP-Politikers Otto Graf Lambsdorff, von Moderator Dieter Thomas Heck („ZDF-Hitparade“) und des Filmregisseurs Friedrich Wilhelm Murnau („Nosferatu“). Weltberühmt wurde der Friedhof auch durch die Netflix-Serie „Dark“, in der die Holzkapelle im Norwegen-Stil als Motiv der fiktiven Stadt Winden zu sehen ist.
Doch nicht nur vor den Toren Berlins blüht im Corona-Jahr die für manchen makaber klingende Freizeitbeschäftigung des Friedhofstourismus. Das Phänomen ist pandemiegeeignet, denn auf einem Friedhof an der frischen Luft verhalten sich alle pietätvoll, reden wenig und halten Abstand. Eine Auswahl von Orten, Themen – und Toten:
Berühmte Gräber auf dem Melaten Friedhof in Köln
Auf dem unübersichtlichen Melaten-Friedhof, dem Zentralfriedhof von Köln, wurde unter anderem 2016 der mit 54 Jahren gestorbene Ex-Außenminister Guido Westerwelle beigesetzt. Außerdem liegen hier der Komiker Dirk Bach, die Schauspielerinnen Hildegard Krekel und Gisela Uhlen sowie natürlich Willy Millowitsch.
Berühmte Gräber auf dem Friedhof Bogenhausen in München
Der idyllische Friedhof Bogenhausen an der spätbarocken Kirche St. Georg am rechten Isar-Hochufer ist rasch umrundet. Dort befinden sich die Gräber von Schriftsteller Erich Kästner („Fabian“, „Emil und die Detektive“), Filmemacher Rainer Werner Fassbinder („Angst essen Seele auf“), Filmproduzent Bernd Eichinger („Der Name der Rose“), Regisseur Helmut Dietl („Kir Royal“, „Schtonk!“) sowie von Schauspielern wie Helmut Fischer („Monaco Franze“), Werner Kreindl („SOKO 5113“), Rolf Boysen und Walter Sedlmayr – und neuerdings auch von SPD-Politiker Hans-Jochen Vogel.
Die Urne von Filmstar Heinz Rühmann („Die Feuerzangenbowle“) wurde übrigens in Aufkirchen in Berg am Starnberger See nahe München bestattet.
Berühmte Gräber auf dem Frankfurter Hauptfriedhof
Auf dem Frankfurter Hauptfriedhof sind unter anderem die Philosophen Theodor W. Adorno und Arthur Schopenhauer, die Schriftstellerin Ricarda Huch, der Arzt und Forscher Alois Alzheimer, die Psychologen Margarete und Alexander Mitscherlich, der Dichter Robert Gernhardt, Arzt und Autor Heinrich Hoffmann („Struwwelpeter“) und der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki bestattet.
Berühmte Gräber auf Friedhöfen in Berlin
In der Hauptstadt gibt es besonders viele Ziele. Die in Paris gestorbene Marlene Dietrich wurde auf dem Friedhof Schöneberg III (Stubenrauchstraße) beigesetzt. Die Grabinschrift des Berliner Hollywood-Stars: „Hier steh ich an den Marken meiner Tage“. Loriot (eigentlich Bernhard-Viktor von Bülow) liegt wie Klausjürgen Wussow („Die Schwarzwaldklinik“) und Boxer Bubi (Gustav) Scholz auf dem Friedhof Heerstraße (Westend).
Die Schauspielerin Brigitte Mira („Drei Damen vom Grill“) ruht auf dem Luisenfriedhof III (Westend). Auf dem Waldfriedhof Dahlem sind die Gräber etwa von Harald Juhnke, Gottfried Benn und Autor Curth Flatow („Ich heirate eine Familie“), auf dem Waldfriedhof Zehlendorf ruhen Hildegard Knef, Edith Hancke, Wolfgang Neuss und Günther Pfitzmann.
Auf dem Friedhof Zehlendorf (ein anderer als der Waldfriedhof Zehlendorf) wurde Götz George („Tatort“/Schimanski) begraben. Auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof (Schöneberg) fanden die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm sowie Rio Reiser („König von Deutschland“) ihre letzte Ruhe. Auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof befinden sich zum Beispiel die Gräber von Bertolt Brecht, Helene Weigel, Heiner Müller, Egon Bahr, Bärbel Bohley, Christa Wolf, Thomas Brasch, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Herbert Marcuse, Otto Sander und Wolfgang Herrndorf („Tschick“).
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Berühmte Gräber auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg
Der Friedhof Ohlsdorf ist mit etwa vier Quadratkilometern fast doppelt so groß wie der Stadtstaat Monaco an der Côte d’Azur und hat sogar eine eigene Buslinie. Seit der Eröffnung 1877 wurden rund anderthalb Millionen Menschen dort beigesetzt. Schauspielerinnen und Schauspieler wie Inge Meysel, Witta Pohl, Monica Bleibtreu, Hans Albers, Kurt Raab und Gustaf Gründgens sind hier bestattet, zudem die Journalistin Wibke Bruhns, „Tagesschau“-Sprecher Karl-Heinz Köpcke, Kritiker Hellmuth Karasek, Autor Harry Rowohlt, Publizist Roger Willemsen, Musiker Roger Cicero und Komiker Heinz Erhardt.
Die Gräber von Hamburg-Ikone Heidi Kabel und dem TV-Journalisten Hanns Joachim Friedrichs befinden sich dagegen auf dem Nienstedtener Friedhof.