19. September 2016, 15:36 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Erst Jungenschule, dann Irrenhaus, jetzt Hort der ruhelosen Seelen: Das St. Albans in Virginia ist laut Gespensterforschern eines der aktivsten Geisterhäuser der USA. Eine Annäherung.
Paranormologen sind sich einig: St. Albans ist der „aktivste Ort an der Ostküste“. Damit sind allerdings nicht die Anstrengungen der professionellen Geisterjäger gemeint, sondern die ihrer Subjekte – sofern man davon tatsächlich sprechen kann. Also die mysteriösen Stimmen und Laute. Die plötzlich aufkommenden Nebelwolken. Die freischwebenden Objekte. Die schemenhaften Erscheinungen im Halbdunkel. Die plötzliche Berührung des Forschers durch, natürlich, unsichtbare Wesen.
Die besten Deals & Storys: Jetzt für den TRAVELBOOK-Newsletter anmelden
All das gibt es im St. Albans in Radford in Virginia. Oder zumindest wurde es akribisch dokumentiert. Seit einigen Jahren ist das ehemalige Sanatorium Pilgerstätte von Gespensterjägern und Gruseltouristen. 60 Dollar zahlen erfahrene Geisterforscher für eine Nacht in dem verlassenen Gebäude. Touristen können auch kürzere Touren für 15 bis 20 Dollar buchen. Vor allem in den Wochen um Halloween ist die Nachfrage groß. Viele glauben, übernatürliche Dinge wahrzunehmen.
In diesem Video, das auf Instagram gepostet wurde, hören manche ein „Hello“:
Das Massaker von Draper’s Meadow
Doch was macht den Ort so gruselig? Zunächst: die Legenden, die sich um das Gemäuer ranken. Schon der Boden, auf dem es steht, hat seine blutige Geschichte. 1775 war es, die Europäer hatten gerade das Land besiedelt, als sich die zurückgedrängten Ureinwohner von den Stämmen der Powhatan, Shawnee and Cherokee zu rächen wussten: Sie ermordeten fünf der Siedler, darunter auch ein Baby, und verschleppten fünf weitere. Als Massaker von Draper’s Meadow ging der Vorfall in die Geschichte ein.
1892 wurde an jener Stelle dann eine Schule gebaut: die St. Albans Boys School. Doch die Jungs hatten es hier nicht leicht. Das Klima dort war rauh und hart, Zartbesaitete zogen den Kürzeren. Und manch einer ward nie mehr gesehen, nach Schulschluss. Zwar fehlen offizielle Zahlen über Selbstmorde oder gar Morde – aber man erzählt sich, dass verschiedene Schüler von St. Albans auf merkwürdige Weise zu Tode kamen.
Seit den 1990ern steht das Haus leer
Anfang des 20. Jahrhunderts, im Jahr 1916, wurde die Schule schließlich in ein Haus für Menschen mit geistigen Erkrankungen umgewandelt. Keine reine Verwahrstation war das St. Albans, sondern ein Experimentierlabor: Geisteskrankheiten wurde hier mit allerlei fragwürdigen Therapien zu Leibe gerückt – mit Insulinschocktherapien zum Beispiel, mit Elektrokrampftherapien oder Wasserschocktherapien – und dem Resultat, dass das Krankenhaus eine besonders große Zahl von Todesfällen zu beklagen hatte.
Folgen Sie auch den 1000 Scary Places to See auch auf Facebook!
In den 1990ern hatte es seinen Betrieb eingestellt und steht seitdem leer, heute braucht es eigentlich keinen Spuk, um dem Besucher einen Schauer nach dem anderen über den Rücken zu jagen. Allein schon die Räume für die Hydrotherapie mit den gigantischen, gekachelten Badewannen. Die verrosteten Tragen und kaputten Rollstühle in den Gängen. Die vergilbten Krankenakten und Patientenfotos in den verlassenen Büros.
Auch interessant: Nagoro in Japan
Weltkarte, Skyline, Flugzeug… 27 Tattoos, die so richtig Lust aufs Reisen machen
Echt abgefahren! Die 9 spektakulärsten Skateparks der Welt
#planefood: Reisende posten Menüs auf Instagram So eklig kann das Essen im Flugzeug sein
Der Geist von Gina Renee Hall
Das Sanatorium ist somit das, was sonst vor allem alte Schlösser in Irland sind: die perfekte Kulisse für Spukgeschichten. Und so haben denn auch zahlreiche Gespenster regelmäßig ihren Auftritt im St. Albans. Etwa der Geist von Gina Renee Hall, die am 28. Juni 1980 in der Region auf grausame Art und Weise ermordet wurde. Der blutverschmierte Wagen des Opfers wurde damals unweit vom St Albans gefunden. Heute vernehmen Geisterjäger zuweilen ihren Namen im Untergeschoss des Gebäudes – und notieren aufgeregt das plötzliche Aufkommen eines mysteriösen Nebels.
Ein Team der Mountain Ridge Paranormal Research Society hat so einen Nebel sogar im Video festgehalten:
Dort, auf der früheren Bowlingbahn, spukt auch Allie herum, ein kleines Mädchen, das – so glaubt man hier – wohl die Tochter eines Patienten war, der einst im Krankenhaus verstarb. Manch einer glaubt gar, Allie fotografiert zu haben. Erkennen Sie das Mädchen in dem weißen Kleid, das hier im Türrahmen rumspuken soll?
Erfahrene Geisterjäger können sich in Kleingruppen zusammenschließen und zahlen 60 Euro pro Person für eine Nacht von 20 Uhr bis 4 Uhr (Mindestteilnehmerzahl: 10). Weniger erfahrene Geisterjäger buchen eine geführte Tour für 15 bis 20 Dollar. Taschenlampe nicht vergessen!