10. März 2024, 7:06 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
In der tschechischen Stadt Brünn findet sich eine der gruseligsten Gedenkstätten Europas. Denn hier werden, unterirdisch in einer Krypta, die sterblichen Überreste von etwa 50.000 Menschen aufbewahrt. Lange war das Beinhaus von Brünn in Vergessenheit geraten, bis man es 2001 zufällig wieder entdeckte. Heute ist es eine der größten Touristenattraktionen der kleinen Stadt.
Der Jakobsplatz in der kleinen tschechischen Stadt Brünn dürfte für Freunde von Scary Places und Dark Tourism wohl einer der bekanntesten Orte Europas sein. Denn hier befindet sich eine wahrhaft gruselige Sehenswürdigkeit. Gemeint ist nicht die St. Jakobs-Kirche, sondern das, was sich darunter befindet. In einer unterirdischen Krypta lagern nämlich die sterblichen Überreste von unzähligen Menschen. Nach den Katakomben von Paris ist das Beinhaus von Brünn sogar das größte seiner Art auf dem gesamten Kontinent.
Die Geschichte des Beinhaus von Brünn beginnt laut offizieller Seite im Jahre 1784, als die Knochen-Krypta erstmals angelegt wurde. Im Zuge der sogenannten Josephinischen Reformen (benannt nach Kaiser Joseph II.) löste man reguläre Friedhöfe zur damaligen Zeit wegen der katastrophalen hygienischen Bedingungen auf, die dort oft vorherrschten. Ein weiterer Grund für die Stilllegung war, das die Gottesäcker seit dem 13. Jahrhundert auf dem Stadtgebiet entstanden waren. Und somit irgendwann einfach keinen Platz mehr für Erweiterungen boten.
Mit Grabsteinen gepflastert
Im Zuge dieses Platzmangels war es lange Zeit sogar zu einem Austauschsystem gekommen. Verstorbene wurden damals nur für den Zeitraum von 12 Jahren bestattet. Danach grub man ihre Knochen wieder aus, um in dem Grab einen anderen Menschen für wiederum 12 Jahre beizusetzen. Da zur damaligen Zeit die Stadt wie auch ganz Europa regelmäßig von Pest- und Cholera-Epidemien heimgesucht wurde, gab es bald mehr Tote, als überhaupt Platz für sie auf den Begräbisstätten war. Ihre sterblichen Überreste bewahrte man dann in der Folge in unterirdischen Ossuarien auf.
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So entstand dann auch 1784 das Beinhaus von Brünn unter dem Jakobsplatz. Den Friedhof, der bis dahin die St.Jakobs-Kirche umgeben hatte, löste man einfach auf, verlegte die Knochen der Toten daraufhin unter die Erde. Gruselig: Mit den verbliebenen, nun überflüssigen Grabsteinen pflasterte man den Kirchplatz. Im Laufe der Zeit kamen dann so in der Krypta die Knochen von geschätzt 50.000 Menschen zusammen, die man hier heute noch besichtigen kann.
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Durch Zufall wiederentdeckt
Das Beinhaus von Brünn geriet in der Folge schnell wieder in Vergessenheit. Nur durch einen Zufall entdeckte man es dann im Jahr 2001 wieder. Damals wurde der Untergrund der Stadt archäologisch untersucht, wie die offizielle Seite der Stadt berichtet. Schnell erkannte man das touristische Potenzial des makabren Ortes, und so öffnete die Knochen-Krypta schon ab 2012 ihre Pforten für Besucher. Er ist konzipiert, wie es auf der Kirchen-Webseite heißt, als „eine Touristenattraktion und zugleich ein Ort des Gedenkens“.
Außer montags ist das Beinhaus von Brünn täglich von 9.30 bis 18 Uhr für Besucher geöffnet. Die Besichtigungen starten alle halbe Stunde, die letzte um 17.30 Uhr. Der Eintritt für Erwachsene beträgt aktuell 160 Tschechische Kronen (CZK), das sind umgerechnet gut 6 Euro. Studenten zahlen nur die Hälfte, also 80 Kronen. Ein Familienpass kostet für vier Personen 380 Kronen, also knapp 15 Euro. Fraglich allerdings, ob man diesen Ort wirklich mit Kindern besuchen sollte.
Im Übrigen findet sich neben dem Beinhaus von Brünn gleich noch eine ziemlich makabre Touristenattraktion in der kleinen Stadt. Die Rede ist von einer Gruft, in der die Mumien von 24 Mönchen ausgestellt sind. Die Körper sind auch heute noch teilweise erschreckend gut erhalten. Im Laufe der Jahrhunderte bestattete man in der sogenannten Kapuzinergruft 200 Menschen. Kaiser Joseph II., auch verantwortlich für den Bau des Ossuarium in Brünn, verbot das Ritual dann im Jahr 1784.