12. Januar 2022, 17:03 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Unter der Kapuzinerkirche in Wien befindet sich Österreichs wohl gruseligste Touristenattraktion. Denn in der Kaisergruft liegen die sterblichen Überreste von zahlreichen Herrscherinnen und Herrschern aus dem Habsburger-Geschlecht bestattet – auch Kaiserin Sissi. Allerdings ohne ihre Herzen und Innereien. Denn die ruhen woanders.
Es ist eine „Versammlung“ von adligen Häuptern, wie sie wohl weltweit ihresgleichen sucht. Denn unter der Kapuzinerkirche in Wien liegen in der sogenannten Kaisergruft die sterblichen Überreste von insgesamt 150 Angehörigen eines der mächtigsten Adels-Geschlechter aller Zeiten. Hier ruhen zahlreiche Angehörige der Familie Habsburg, die einen Zeitraum von fast 400 Jahren hier bestattet wurden.
Laut der offiziellen Webseite des Ortes wurde die Kaisergruft 1622 „eingeweiht“. Als erste wurde deren Stifterin, die Kaiserin Anna von Tirol, vier Jahre nach ihrem Tod hier beigesetzt. Bis heute liegt sie hier neben ihrem Mann, Kaiser Matthias. Ihre letzte Ruhestätte ist heute als „Gründergruft“ bekannt, denn ursprünglich war der Ort nur für sie gedacht. Doch bald entschied man, das Gewölbe unter der Kapuzinerkirche zu erweitern.
Die Körper sind ohne Organe bestattet
Und so finden sich hier heute insgesamt 10 verschiedene Grufträume aus unterschiedlichen Herrschafts-Epochen der Habsburger. Insgesamt sind in der Kaisergruft 12 Kaiser sowie 19 Kaiserinnen und Königinnen bestattet. Dabei ist sicherlich die Maria-Theresia-Gruft am beeindruckendsten. Sie ist der gleichnamigen Kaiserin gewidmet. Der von 1753 bis 1754 eingerichtete Raum verblüfft vor allem durch seinen gewaltigen Doppelsarkophag, in dem die Herrscherin und ihr Mann, der Kaiser Franz I. Stephan, ruhen.
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Übrigens: Es gibt ein Detail, das wohl den meisten Besuchern der Kaisergruft Gänsehaut einjagen dürfte. Denn all die adligen Habsburger sind ohne ihre Herzen und sonstige Innereien bestattet. Denn während die Körper eben in der Kapuzinerkirche ruhen, sind die Herzen der Habsburger in der Augustinerkirche verwahrt. Die sonstigen Organe befinden sich in den Katakomben des Stephansdoms, wie TRAVELBOOK schon berichtete. Diese Vorgehensweise war Teil des sogenannten „spanischen Hofzeremoniells“.
Auch die berühmteste Habsburgerin ruht hier
Dieses Hofzeremoniell wurde auch bei der zweifellos prominenteste Habsburgerin angewandt: Kaiserin Elisabeth, besser bekannt unter dem Namen „Sissi“. Auch sie ist in der Kaisergruft bestattet. Und auch eine besonders tragische Figur liegt in der Kaisergruft, nämlich Kronprinz Rudolf. Am 30. Januar beging er gemeinsam mit seiner Begleiterin Marie-Alexandrine Vetsera auf dem Jagdschloss Mayerling Selbstmord. Er erschoss erst die Frau, und richtete dann die Waffe gegen sich selbst. Die Hofärzte attestierten bei ihm posthum eine „Sinnverwirrung“. Daher wurde er trotz seines Suizids in allen kirchlichen Ehren bestattet.
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Begräbnisse und nächtliche Führungen
Bis heute finden in der Kaisergruft übrigens Begräbnisse statt. 1989 setzte man hier mit Zita von Bourbon-Parma die letzte österreichische Kaiserin bei. Im Juli 2011 folgte ihr dann ihr Sohn Otto. Er liegt heute neben seiner Frau, Regina von Sachsen-Meiningen. Für Besucher ist die Kaisergruft täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Auf Anfrage kann man aktuell Führungen für Familien und größere Gruppen buchen.
Besonders beliebt sind die nächtlichen Führungen in der Kaisergruft. Vermutlich wegen des Extra-Grusel- und Gänsehautfaktors, den die abgedunkelten Grabräume bieten.
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