10. Juli 2017, 10:59 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Grüne Buchten, dichter Dschungel und weiße Puderzuckerstrände: Tarutao ist eines der letzten fast unberührten Inselparadiese in Thailand. Doch wo heute Touristen urlauben, wurde früher geplündert und gemordet…
Wer auf der thailändischen Trauminsel Tarutao landet, der sucht eigentlich Erholung abseits der Touristenmassen, die andere Orte in dem beliebten Urlaubsparadies oft völlig übervölkern. Doch wer nicht nur am Strand liegen, sondern auch die Insel erkunden will, wird schnell auf die Zeugnisse der erschreckenden Vergangenheit von Tarutao stoßen.
Eine fensterlose Holz-Baracke, ein beklemmend enger, dunkler Backstein-Bunker – wo heute Backpacker baden, befand sich früher ein berüchtigtes Gefängnis, das laut „BBC“ Ende der 1930er Jahre auf Tarutao eingerichtet wurde. Tausende Sträflinge und politische Gefangene hausten hier auf engstem Raum im dichten Regenwald, 40 Kilometer südwestlich des Festlandes. Die Abgeschiedenheit der Insel und das umgebende Meer machten eine Flucht so gut wie unmöglich.
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Von Sträflingen zu Piraten
Als 1941 die Japaner dann mitten im Zweiten Weltkrieg Thailand besetzten, brach die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten nach Tarutao zusammen – was Wärter und Sträflinge dazu brachte, sich in gemeinsamer Sache zu verbünden. Auf der nahe gelegenen Straße von Malakka raubten sie fortan jahrelang Schiffe aus, die nach Malaysia unterwegs waren. Laut dem Onlineportal „Traveller“ verbrannten sie nach ihren Raubzügen die geplünderten Schiffe und ermordeten die Besatzung, um ihre Spuren zu verwischen. Sie machten dabei wohl so viel Beute, dass sie Teile davon sogar verkaufen konnten.
Natürlich war die Piraterie der Regierung nach Ende des Zweiten Weltkrieges ein Dorn im Auge, doch es war das britische Militär, das 1946 dem Schrecken von Tarutao ein Ende bereitete und die Piraten inhaftierte oder vertrieb. Der ehemalige Gefängnisleiter habe laut „Traveller“ eine 15-jährige Haftstrafe erhalten.
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Museumsinsel
Die Baracken, in denen die Sträflings-Piraten früher hausten, können Touristen heute in der Talo-Wao-Bucht besichtigen, eine asphaltierte Straße führt an den Ort des Schreckens. Ansonsten gibt es keine Ambitionen, Tarutao für den Massentourismus freizugeben – nur ein paar vereinzelte Bungalows und einen Campingplatz gibt es als Angebot für Besucher.
Seit 1974 gehört die Insel zum Ko Tarutao Meeres-Nationalpark, darf deshalb nicht bebaut werden. Die einsame Lage lockt aber doch immer mehr Menschen nach Tarutao: 2002 wurde hier die Serie „Survivor: Thailand“ gedreht – wohl ohne Piratenangriffe. 2013 allerdings war die Insel laut „Bangkok Post“ noch einmal Schauplatz eines ganz realen Schreckens: Menschenhändler benutzten die alten Gefängnisse, um hier entführte Menschen einzusperren und horrende Lösegelder für ihre Freilassung zu erpressen – ein Verbrechen, in das mutmaßlich sogar thailändische Polizeibeamte involviert waren. Erst ein Fernsehbericht des britischen Senders „Channel 4“ und eine damit verbundene Großrazzia hätten dem Spuk damals ein Ende bereitet.