11. Mai 2020, 6:18 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Vor den Türen der ikonischen Bar Young and Jackson soll eine Prostituierte ihr Unwesen treiben. Die Dame wurde wahrscheinlich schon vor langer Zeit ermordet – und seitdem immer wieder mitten in Melbourne gesehen.
Im Herzen Melbournes, direkt vor der Kultbar Young & Jackson, sieht es aus wie nach einer Zombie-Apokalypse. Kein Mensch ist hier. Außer einer Bohrmaschine und den Geräuschen vereinzelter Autos höre ich nichts. Es ist helllichter Tag und die Sonne scheint. Plötzlich hält zu meiner Rechten ein Fahrrad. Das Gesicht seines Fahrers ist kaum zu sehen. Verdeckt von einem Mundschutz. Ein zweiter Mann taucht auf. Steht ein bisschen zu nah neben mir. Auch er trägt eine Maske, die Mund und Nase versteckt. Es ist Coronazeit. Kein Wunder, dass kaum einer da ist. Alle bleiben zu Hause. Fast alle.
Der Geist bei der Laterne
Diese beinahe Menschenleere ist aber auch schon das Gruseligste hier. Am helllichten Tag einen Geist zu entdecken ist vielleicht eh unrealistisch – taucht dieser spezielle angeblich sowieso eher in den Abendstunden auf. Das Gebäude, vor dem ich hier stehe, ist aber allein schon den Weg wert. Young and Jackson steht an mehreren Stellen groß in Gold auf rotbraunem Untergrund, eine von vielen Verzierungen an dem sandsteinfarbenen Haus, das im Jahr 1875 als Hotel Young and Jackson eröffnet wurde. Jahre später restauriert, wurde der opulente Charme des 19. Jahrhunderts erhalten.
Auf der Ecke Flinders und Swanston Street ist die Eingangstür zur Bar. Geschlossen. Corona. Es geht aber sowieso nicht um das Innere der Bar. Auf der Straße davor soll sie stehen, gern in der Nähe einer Laterne. Eine junge, wunderschöne Frau. Erst wer ein bisschen näher rangeht soll erkennen, dass hier wohl etwas wahrlich Schauriges vor sich geht. Die Frau sieht beim Näherkommen gar nicht mehr so hübsch aus. Und auch nicht mehr jung. Ihre Haut schält sich ab. Noch ein Stückchen näher ran, zieht die Frau ihr Kleid ein Stück runter und offenbart: Ihr Hals ist von einem Ohr zum anderen aufgeschlitzt. Dann lässt sie einen markerschütternden Schrei los – und verschwindet. So wird es unter anderem auf der Facebook-Seite „Haunted Hostory” erzählt. Ich sehe keine Frau, alt oder jung, mit aufgeschlitztem Hals.
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Wer ist die Frau?
Im 19. Jahrhundert tummelten sich vor dem prachtvollen Hotel zahlreiche Prostituierte. Mehrere von ihnen wurden Ende des Jahrhunderts nahe des Pubs ermordet, wie unter anderen die Reise-Seite „The Culture Trip” schreibt. Zu der Zeit soll davon kaum jemand etwas mitbekommen haben – oder es hat niemanden so recht interessiert. Tod war Teil des Berufsrisikos.
Seit den Morden berichteten (betrunkene) Männer immer wieder, das vor dem Pub ein Geist sei. Eine wunderschöne Frau mit aufgeschlitzter Kehle. Vermutlich eine der hier getöteten Prostituierten.
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