15. Dezember 2022, 17:41 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Unter dem Rathaus der Stadt Nürnberg befand sich einst einer der wohl grausigsten Orte Deutschlands. Die Nürnberger Lochgefängnisse waren ein Ort des Schreckens. Häftlinge hausten hier bei völliger Dunkelheit. Noch heute kann man bei Führungen den Grusel des Ortes spüren.
Wer vor dem Rathaus der Stadt Nürnberg steht, der würde wohl nicht unbedingt vermuten, dass sich hier einst einer der schrecklichsten Orte Deutschlands befand. Doch in den Kellerräumen des Gebäudes liegen heute noch insgesamt zwölf enge Räume, die lange weithin gefürchtet waren: die Nürnberger Lochgefängnisse. Jahrhundertelang hausten hier Gefangene unter unmenschlichen Bedingungen.
Es ist das Jahr 1332, als sich die Stadt Nürnberg laut der offiziellen Seite der Nürnberger Lochgefängnisse ein neues Stadtzentrum errichtet. Zu diesem Anlass muss natürlich auch ein neues Rathaus her, und so kauft man der Abtei Heilsbronn bei Ansbach ein geeignetes Gebäude ab. Es handelt sich dabei um das alte Brothaus, in dem bis dahin Nürnberger Bäcker ihre Waren angeboten haben. Noch ahnt niemand, dass die Backstuben bald einem anderen Zweck dienen werden. Einem äußerst grausigen.
Unmenschliche Haftbedingungen
Das Gelände rund um das alte Brothaus wird aufgeschüttet, und so die ehemaligen Verkaufsräume zu Kellern. Und in diese ziehen schon bald die Nürnberger Lochgefängnisse ein. Da das Rathaus auch als Ort der Gerichtsbarkeit dient, bietet es sich quasi an, Angeklagte auch gleich vor Ort zu verwahren. Die Löcher waren laut der offiziellen Tourismusseite der Stadt Nürnberg nur zwei mal zwei Meter groß. Sie dienten vor allem Untersuchungsgefangenen und Todeskandidaten als nicht selten letzter Aufenthalt. Oftmals mussten sich sogar zwei Menschen ein solches Loch teilen.
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Die Haftbedingungen waren auch ansonsten grausam. So vegetierten die Angeklagten bei völliger Dunkelheit angekettet vor sich hin. Jede Zelle der Nürnberger Lochgefängnisse war mit Holz ausgekleidet. Als Einrichtung gab es nur eine Pritsche, eine Bank und ein Brett als Tisch. Für „Kost und Logis“ mussten die Häftlinge zudem selbst aufkommen. Genauso für eventuelle medizinische Betreuung. Wohlhabende Insassen dagegen konnten sich bessere Haftbedingungen erkaufen.
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Das üppige letzte Mahl
Der einzige Raum, in den Licht fiel, war das sogenannte Henkersstübchen. Zum Tode Verurteilte nahmen in diesen Raum ihre letzte Mahlzeit ein. Und diese war laut Webseite der Nürnberger Lochgefängnisse, die heute ein Museum sind, durchaus üppig. So standen einem Todgeweihtem allein an seinem letzten Tag auf Erden Delikatessen zu, die die meisten der Verurteilten wohl zu ihren Lebzeiten niemals gekostet hatten. Unter anderem gab es zwei eingemachte Hühner, eine gebratene Kalbskeule sowie sechs Brötchen. Abgerundet wurde das Ganze durch einen Krug mit etwa anderthalb Liter Wein.
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Heute dienen die Nürnberger Lochgefängnisse zum Glück längst nicht mehr der Verwahrung von Gefangenen. Stattdessen kann man sie laut der Museumswebseite nun täglich in der Zeit von 11 bis 17 Uhr besuchen. Hierfür muss man allerdings eine der Führungen buchen, die von verschiedenen Trägern angeboten werden. Aufgrund der Bauweise der alten Gemäuer sind die Touren leider nicht barrierefrei. Erwachsene zahlen aktuell 8 Euro, ermäßigt beträgt der Eintritt 6 Euro. Wer eine Nürnberg Card hat, spart 50 Prozent.