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McKamey Manor

Die zweifelhaften Horror-Touren, die niemand ganz durchsteht

Auf dem Anwesen McKamey Manor erlebt jeder seinen eigenen Horrorfilm – und noch NIEMAND soll die komplette Tour geschafft haben
Das schlimmste Horrorhaus in Amerika! Auf dem Anwesen McKamey Manor erlebt jeder seinen eigenen Horrorfilm – und noch NIEMAND soll die komplette Tour geschafft haben. Foto: https://www.mckameymanor.com/
Louisa Wittek Freie Autorin

25. November 2022, 11:43 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Auf dem Gruselanwesen McKamey Manor in Südkalifornien werden schon seit mehr als 20 Jahren die krassesten Horrorfans an die Grenze des Erträglichen gebracht. Beklemmungsgefühl, Angstzustände, sogar Folter – die Tour auf McKamey Manor zwingt jeden in die Knie. Verletzungen sind leider keine Seltenheit. TRAVELBOOK berichtet, was es mit der zweifelhaften Attraktion auf sich hat, warum mittlerweile die Schließung gefordert wird und was der Gründer zu den Vorwürfen sagt.

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Vor jeder Tour durch das Horrorhaus McKamey Manor in den USA weist der Besitzer Russ McKamey die angehenden Teilnehmer mehrfach eindringlich darauf hin, besser nicht teilzunehmen – und das zu Recht. Denn die Freiwilligen erwarten die vermutlich schlimmsten Stunden ihres Lebens. Zuvor muss man diverse Formulare unterzeichnen, die bestätigen, dass die Teilnahme freiwillig ist und man es akzeptiert, brutal angefasst zu werden. Sogar eventuelle Knochenbrüche und andere Verletzungen nimmt man mit seiner Unterschrift ausdrücklich in Kauf.

Die Teilnahmebedingungen für McKamey Manor

Um sich für eine der Touren anmelden zu können, müssen einige Teilnahmebedingungen unbedingt erfüllt werden. So müssen Bewerber mindestens 21 Jahre alt sein, 18- bis 20-Jährige brauchen ansonsten die Einverständniserklärung ihrer Eltern. Die Kandidaten müssen zudem in einer sehr guten körperlichen Verfassung sein. McKamey verlangt hierüber einen Nachweis in Form eines ärztlichen Schreibens über den gesundheitlichen und psychischen Zustand der Person – denn es gab schon mal einen Herzinfarkt. Ein Rettungssanitäter ist immer anwesend.

Strikt verboten ist der Konsum von Drogen und Alkohol vor und während einer Tour, weswegen Teilnehmer einen negativen Drogentest vorlegen müssen. Die Tour an sich ist kostenlos, aber jeder Teilnehmer muss eine bestimmte Menge an Hundefutter mitbringen. Dieses verfüttert Russ McKamey an seine eigenen Hunde, den Rest spendet er.

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Höllenjagd mit Folter-Accessoires

Welches Grauen die Teilnehmer der „Survival Horror Bootcamp Experience“, frei übersetzt „Überlebenscamp mit Horrorerfahrung“, dann tatsächlich erwartet, wissen sie im Vorfeld nicht. Die Touren an der Grenze des Zumutbaren bestehen aus kleinen Gruppen von zwei bis drei Leuten und werden individuell von speziellen Schauspielern in Kostümen gestaltet, die den Teilnehmern die Stunden auf McKamey Manor zur Hölle machen.

Die Szenarien, durch die alle Teilnehmer durch müssen, gleichen einer Hetzjagd. Zu den Folter-Accessoires zählen Knebel, Seile, Särge und viel Kunstblut. Besitzer Russ McKamey ist die gesamte Zeit über anwesend und filmt das grenzwertige Geschehen – auch, um einen eindeutigen Beweis zu haben, dass niemand ernsthaft verletzt wird. Das hat Russ McKameyin einem Interview mit dem Online-Magazin „Howstuffworks“ verraten. Um sich einen Eindruck vom Kabinett des Grauens zu verschaffen, kann man sich bei Youtube Videos von den teilweise deutlich verstörten „Überlebenden“ ansehen.

Christina, eine Teilnehmerin, die sich das zweite Mal auf McKameys Anwesen wagte, antwortet auf die Frage, warum sie erneut bei der Horrortour mitmacht: „Ich weiß es nicht. Vielleicht um meinen Körper noch weiter zu pushen als beim ersten Mal.“ Als sie daraufhin gefragt wird, ob sie glaubt, dies sei eine gute Idee, antwortet sie nur kurz: „Vermutlich nicht.“ Nach der Tour sieht man Christina mit abgeschnittenen Haaren, Kunstblut im Gesicht und kleineren und größeren Verletzungen an ihrem Körper. Ihr ganzer Leib zittert.

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Gefangen im eigenen Horrorfilm

„Ich glaube, ich habe alles schon gesehen – vom Banalen bis hin zum Extremen. Aber etwas wie McKamey Manor habe ich noch nie erlebt“, beschreibt Brady McDonald in der US-Tageszeitung „Los Angeles Times“ seine Erfahrung. „Das gesamte Szenario, obwohl offensichtlich gespielt, fühlt sich sehr real an. Und nicht wie ein paar Typen in Halloween-Kostümen, die versuchen, dich zu gruseln.“ Ryan Lawrence, ein großer, tätowierter Bartträger, sagt in einem Video auf Vimeo: „Dein Verstand beginnt, dich auszutricksen. Ich erinnere mich, dass ich gedacht habe: Ich kenne diese Leute überhaupt nicht. Da ist irgendein Kerl, den ich im Internet getroffen habe. Was ist, wenn er mich berechtigterweise umbringt?“

Weiter erzählt er, dass es kein Sicherheitswort gibt und damit auch keine Möglichkeit, sich aus dem Wahnsinn zu befreien. Lawrence zählt inzwischen selbst zu den Darstellern und foltert am Wochenende die Teilnehmer auf seine Weise. Auf die Frage, wo er als Foltermeister die Grenze ziehen würde, antwortet Lawrence: „Ich ziehe keine Grenze. Wenn sie sagen, sie können nicht mehr gehen, sie können nicht aufrecht stehen, dann schleife ich sie weiter.“

Die Bewertungen der Horror-Tour bei Google fallen unterschiedlich aus. „Geht da nicht, ihr werdet wahrscheinlich sterben, es ist eine Folterkammer“, schreib ein User erst Mitte November. „Sehr, sehr krank dieses Haus!!!!!“, meint ein anderer. Andere wiederum schwärmen von einer „großartigen Erfahrung“. Eine ältere Frau schreibt: „Ich habe es geliebt, als sich mich herumschubsten und mein Gesicht in den Schlamm drückten.“

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Noch niemand hat die Folter-Tour durchstehen können

Ein Safeword gibt es, wie bereits erwähnt, nicht. McKamey erklärte auf Nachfrage von TRAVELBOOK, es habe noch niemanden gegeben, der die Tour vollständig beendet habe. Der Rekord liege bei sechs Stunden.

Das Projekt „The Chamber“ soll noch mal um einiges härter sein. Länger als 15 Minuten hat es niemand dort ausgehalten. Unter anderem werden die Teilnehmer dabei in einem fast vier Meter tief eingegrabenen Sarg gefangen und müssen sich dann selbst befreien. „Sobald du in Panik verfällst, haben wir dich“, sagt McKamey zu TRAVELBOOK. Ab dann gebe es keinen Weg zurück zu einem klaren Kopf. Inzwischen hat Russ McKamey laut „Howstuffworks“ sogar ein Preisgeld von 20.000 US-Dollar für den ersten, der 10 Stunden durchhält, ausgelobt.

In Summertown im US-Bundesstaat Tennessee wird seit Neuestem außerdem die „Desolation Tour“ angeboten. In einem Youtube-Video zeigt der Veranstalter die Teilnehmer, die auch diese Horror-Tour nicht bestanden haben – bislang hat auch bei diesem Programm keiner bis zum Ende durchgehalten.

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Kritik an McKamey Manor

Warum sich manche Menschen einen solchen Alptraum bewusst antun, ist kaum nachvollziehbar. Doch eine Faszination scheint das Anwesen auf viele auszuüben. Allein im Jahr 2018 standen 24.000 Menschen auf der Warteliste für das Gruselkabinett. „Das sind Adrenalinjunkies, die nach einem besonderen Kick zu suchen“, sagt McKamey über seine Klientel. „Es ist aber heutzutage wirklich schwer, noch jemanden zu erschrecken und Emotionen hervorzurufen.“ Es gehe ihm deshalb darum, auf seinem Anwesen eine filmgleiche Erfahrung zu erschaffen und den Leuten das Gefühl zu geben, dass sie ihren eignen Horrorfilm lebten.

Im Internet geben allerdings auch einige Menschen an, sie hätten sich auf ein „Haunted House“, also ein verfluchtes Gruselhaus einlassen wollen – nicht jedoch auf eine Folter-Tour, die körperliche und psychische Langzeitfolgen haben kann. Kein Wunder, dass es mittlerweile viel Kritik an McKamey Manor gibt.

Unter anderem gibt es bei Facebook eine Gruppe namens „The Truth about McKamey Manor“ (z. Dt.: „Die Wahrheit über  McKamey Manor“), die McKameys Gruselkabinett aufs Schärfste kritisiert. Die Gruppe wirft dem Gründer unter anderem vor, dass die Schauspieler nicht gut genug ausgebildet seien, um etwa mit Menschen in Schocksituationen umzugehen oder einschätzen zu können, wann die Lunge des Teilnehmers bleibende Schäden davontrage, während sein Kopf unter Wasser gedrückt werde.

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Petition spricht sich für Schließung von McKamey Manor aus

Mittlerweile gibt es sogar eine Petition auf der Plattform change.org, die sich für die Schließung des Folterhauses einsetzt. In der Petition wird unter anderem darüber berichtet, dass ein Teilnehmer so schwer verletzt wurde, dass die Mitarbeiter von McKamey stoppten, weil sie den Mann für tot hielten. Die Mitarbeiter selbst seien teilweise vorbestrafte Gewalt- oder Sexual-Verbrecher, wie die Petition mit anderen Quellen übereinstimmend berichtet. Man setze sich gegenüber dem Tennessee State Court für eine Schließung aller Horrorhäuser von McKamey ein. Mehr als 180.000 Menschen haben die Petition bereits unterschrieben (Stand: 24. November 2022)

Als TRAVELBOOK 2018 McKamey nach den Kritikern fragt, antwortet er lapidar: „Ich liebe die Kritiker.“ Sein Anwesen sei überhaupt erst wegen der Kritiker so berühmt geworden. Er habe ihnen vielfach angeboten, zu skypen oder zu telefonieren, um auf ihre Vorwürfe und Fragen einzugehen, jedoch habe sich bis 2018 nie jemand bei ihm gemeldet. Im Oktober 2022 von „Howstuffworks“ auf die Kritik angesprochen, antwortete McKamey: „Lass sie doch denken, was sie wollen. Ich bin immer noch im Geschäft. Ich bin nicht im Gefängnis.“

Wenn Sie sich für die Schließung von McKamey Manor einsetzen wollen, können Sie hier die Petition unterschreiben. Falls Sie an einer Tour teilgenommen haben und/oder Hinweise haben, die für eine Schließung von McKamey Manor sprechen, können Sie eine Mail an shutdownMcKameyManor@gmail.com schicken.

Hinweis: Dieser Artikel soll nicht den Eindruck erwecken, dass es sich bei McKamey Manor um eine sehenswerte Attraktion handelt. TRAVELBOOK spricht sich klar gegen jegliche Form von Folter und Gewalt aus.

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