6. November 2023, 6:55 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Schloss Moosham in der österreichischen Region Lungau ist eine der geschichtsträchtigsten Burgen des Landes. Und ein echter Touristenmagnet, denn hier fanden einst grausame Hexenprozesse statt. Noch heute kann man die ehemalige Folterkammer besichtigen.
In der beliebten österreichischen Ferienregion Lungau liegt, nahe dem Ort Unternberg, eines der bekanntesten Schlösser des ganzen Landes. Vielleicht sollte man lieber sagen, eines der berüchtigtsten – denn Schloss Moosham war einst Schauplatz unvorstellbarer Gräueltaten. Das hat ihm auch einen wenig schmeichelhaften Beinamen eingebracht: die Hexenburg.
Die Geschichte von Schloss Moosham beginnt laut der offiziellen Webseite des Ortes im Jahre 1191. Damals wird das Schloss zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Der Name leitet sich ab von dem Moor (auch „Moos“), das sich unterhalb des Schlossberges erstreckt. Im Jahr 1281 taucht erstmals das Adelsgeschlecht der Moosheimer auf, die die Burg allerdings nur vier Jahre lang besitzen werden. Denn 1285 verlieren sie wegen eines Verrats alle ihre Güter. Die Familie existiert noch über 400 Jahre lang, bevor sie schließlich ausstirbt.
Grausame Hexenprozesse
Im Jahr 1520 schließlich wendet sich das Schicksal von Schloss Moosham, als die Burg von den Salzburger Erzbischöfen zum Ort der Gerichtsbarkeit ernannt wird. Fortan soll hier Recht gesprochen werden – stattdessen beginnt eine 228 Jahre lange Periode grausamsten Unrechts. Denn ab 1534 finden auf Schloss Moosham neben weltlichen Verhandlungen auch Hexenprozesse statt. Für die zu Unrecht Beschuldigten bedeuten sie fast immer das Todesurteil.
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Zunächst aber werden die Angeklagten auf Schloss Moosham auf das Grausamste gequält. Davon zeugen noch heute die vielen Instrumente, die man in der Folterkammer besichtigen kann. Laut den „Salzburger Nachrichten“ soll schon so mancher bei den heute stattfindenden Führungen durch das Gemäuer ohnmächtig geworden sein. Der noch heute wohl berühmteste Prozess findet gegen eine Frau statt, die schon bald als „Staudinger Hexe“ bekannt wird. Man wirft ihr vor, auf ihren Besen zu den Versammlungen finsterer Mächte geritten zu sein. Sie wird 1682 zum Tode verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
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Noch bis in ins Jahr 1762 ziehen sich die Hexenprozesse auf Schloss Moosham hin. 66 Menschen werden hingerichtet, davon 44 unter dem Vorwurf der Hexerei. Dann wird es ruhiger um Österreichs berüchtigte Schreckensburg. Als 1790 die Gerichtsbarkeit von dort abgezogen wird, beginnt das Schloss zu verfallen. 1886 kauft es dann der Kunstmäzen Graf Hans-Nepomuk Wilczek, der hier unter anderem ein Kunstmuseum einrichtet, das es bis heute gibt.
Schloss Moosham erlebt ab 1968 eine ungeahnte Blütezeit, als der Ort als Filmkulisse entdeckt wird. Nur ein Jahr später dreht man hier „The Devil’s Mark“, der auch heute noch in vielen Ländern auf dem Index steht. Der deutsche Titel lässt erahnen, warum: „Hexen bis aufs Blut gequält“ befasst sich mit der düsteren Vergangenheit des Schlosses. Und erlangt unter Fans schnell Kultstatus wegen seiner expliziten Brutalität. Folterszenen werden hier zum Teil minutenlang sehr echt nachgespielt.
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Wer Schloss Moosham heute besuchen möchte, kann das nur im Rahmen einer Führung tun. Die nächste findet laut der offiziellen Webseite des Orts am 16. Dezember 2023 um 11 Uhr statt. Und auch übernachten kann hier jeder Mutige. Die insgesamt fünf Ferienwohnungen befinden sich im sogenannten Mayrhof vis-à-vis vom Schloss. Man muss sich ja nicht unbedingt die Zeugnisse der Vergangenheit angucken. Sondern kann sich stattdessen an dem schönen Ausblick auf das Salzburger Land erfreuen, den man von der Burg aus heute noch hat.