13. September 2019, 6:45 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Der Canal Grande von Venedig ist berühmt für seine Palazzi: palastartige Anwesen, die mitten auf dem Wasser stehen. Eines der berüchtigtsten dieser Häuser ist der Palazzo Dario, auch Ca’Dario genannt. Die Venezianer sind so sehr davon überzeugt, dass das Haus verflucht ist, dass kein Boot hier anlegen will.
Seine Fassade ist so schön, dass der berühmte französische Maler Monet es auf mehreren Gemälden verewigte, doch die Geschichte des Palazzo Dario ist düster: Wie das lokale Magazin „Metropolitano“ berichtet, begleitet das Haus seit seiner Errichtung eine unheimliche Reihe von mysteriösen Morden und persönlichen Schicksalsschlägen: Es heißt, dass jeder, der hier einzieht oder länger als 20 Tage hier verweilt, den finanziellen Ruin erleidet oder unter grausamen Umständen zu Tode kommt. Diese Vorfälle sind keine bloße Legende, sondern gut dokumentiert: Es finden sich zahlreiche Adelige und Prominente unter den „Opfern“ des Palazzo Dario.
Die bewegte Geschichte des Hauses reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Im Jahr 1479 wurde der Bau des Palazzos von dem Aristokraten Giovanni Dario in Auftrag gegeben. Die ersten Bewohner, die ein furchtbares Ende ereilte, waren seine Tochter Marietta und ihr Ehemann Vincenzo. Laut dem Online-Magazin „Atlas Obscura“ wurde Vincenzo aus unbekannten Gründen erstochen, Marietta beging kurz darauf im Canal Grande Selbstmord. Nicht viel später soll ihr gemeinsamer Sohn auf der griechischen Insel Kreta ermordet worden sein.
Der nächste Skandal, der Venedig erschütterte, kam, als der britische Forscher Radon Brown hier einzog. 1842 wurde seine Affäre mit einem anderen Mann öffentlich – damals eine verpönte Straftat. Dazu kamen große Schulden. Man fand Brown tot mit seinem Liebhaber im Palazzo. Manche gehen davon aus, dass sie beide gemeinsam Selbstmord begingen, andere, dass ein Liebhaber den anderen umbrachte, bevor er sich selbst das Leben nahm.
Selbstmorde, Schwere Krankheiten, Schicksalschläge
Auch die nächsten Bewohner des Palazzos hatten kein Glück: Ein ungarischer Graf erlitt nach dem Kauf den finanziellen Ruin, danach kaufte ein französischer Poet das Haus, erkrankte schwer und starb. Bald glaubte keiner in Venedig mehr an einen Zufall: Der Palast stand die gesamte erste Hälfte des 20. Jahrhunderts leer, wie die italienische Kunsthistorikerin Annalisa Cignitti ausführlich in ihrem Blog beschreibt. Erst 1964 wagte sich demnach der damals weltweit berühmte Opernsänger Mario del Monaco an die bis dato mehr als ein halbes Jahrzehnt lang verwaiste Immobilie: Er fuhr mit dem Auto nach Venedig, um den Kaufvertrag für den Palazzo zu unterschreiben, erlitt auf dem Weg jedoch einen schweren Autounfall. Dieses Erlebnis verstand er als eine Warnung, das als verflucht geltende Haus besser doch nicht zu kaufen.
Woody Allen hatte Angst, das Haus zu erwerben
Davon unbeeindruckt erwarb Filippo Giordano delle Lanze, der damalige Graf von Turin, das Haus in den 1970ern – um bald darauf von seinem Liebhaber Raul Blasich, einem kroatischen Seemann, ermordet zu werden, der wiederum nach seiner Flucht vor der Polizei in London ermordet wurde. Der nächste berühmte Besitzer des Ca’Dario war der Manager der berühmten Rockband The Who, Kit Lambert. Er behauptete, in dem Haus könne man Geister hören und floh während eines Aufenthaltes in Venedig in ein nahe gelegenes Hotel. Er starb einige Zeit später in London. Man sagt, er sei von seinem Drogendealer zusammengeschlagen und die Treppe hinunter geworfen worden. Ein italienischer Banker, dem das Haus kurze Zeit später gehörte, bat einen katholischen Priester, einen Exorzismus im Haus durchzuführen, um Geister zu vertreiben.
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Ende der Neunziger Jahre wollte die US-amerikanische Filmlegende Woody Allen das Todeshaus von Venedig kaufen. Nachdem er jedoch Erkundigungen eingeholt hatte, wem das Haus zuvor gehört hatte und was mit den Besitzern geschehen war, brach er die Verhandlungen ab. 2002 starb der Bassist von The Who, John Entwistle, an einer Herzattacke, eine Woche nachdem er den Palast für eine Woche gemietet hatte. 2006 ging das Haus schließlich in den Besitz einer amerikanischen Firma, deren Name nicht bekannt ist. Der Palazzo wird derzeit aufwendig restauriert und soll angeblich in ein Wohnhaus mit Luxusapartments umgewandelt werden. Genaueres ist jedoch nicht über die Zukunft des unheimlichen Ca’Dario bekannt.
Zahlreiche weitere Todesfälle
Die aufgelisteten Todesfälle sind nur ein Auszug aus den überlieferten Berichten, tatsächlich sollen aber noch zahlreiche weitere Menschen unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommen sein, die auf die ein oder andere Weise mit dem Haus in Verbindung standen. Was aber steckt nun hinter den zahlreichen Todesfällen? Einer Legende nach soll das Haus auf den Ruinen eines alten Friedhofs des Templerordens errichtet worden sein. Die Legende besagt, dass nun die Geister der begrabenen Ritter die Bewohner des Hauses heimsuchen.