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Beliebtes Touristenziel in England

Whitby – die Stadt, die Bram Stoker zu „Dracula“ inspirierte

Whitby
Whitby in Nordengland ist eine Stadt wie aus dem Bilderbuch. Und diente tatsächlich als Schauplatz für einen der berühmtesten Grusel-Romane aller Zeiten Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

9. April 2022, 5:47 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die englische Hafen-Stadt Whitby ist der Schauplatz eines der legendärsten Schauermärchen aller Zeiten. Ein Teil der Vampir-Saga um den transsylvanischen Grafen Dracula spielt hier. Was jedoch die wenigsten wissen: Erst ein Besuch in Whitby bescherte dem Autor Bram Stoker überhaupt seine Idee zu dem Klassiker.

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Wer Literatur-Kenner ist und die Hafenstadt Whitby im Norden Englands besucht, wird sich wohl bald selbst vorkommen wie in einem Roman. Überall in der Stadt bewegt man sich auf den Spuren eines der legendärsten Grusel-Schurken aller Zeiten: Graf Dracula. Denn ein Teil des Buches spielt tatsächlich in dem englischen Ort. Vielmehr noch, Whitby war es, dem der Autor Bram Stoker überhaupt erst seinen Einfall zu dem Vampir-Epos verdankt.

Wie „English Heritage“ berichtet, das heute unter anderem die historische Ruine der Abtei von Whitby verwaltet, besuchte Stoker die Stadt auf einer Reise im Juli des Jahres 1890. Sieben Tage lang hielt er sich hier allein auf. Und in dieser Woche schenkte ihm der Ort zahlreiche Ideen zu einem der heute berühmtesten Bücher überhaupt. Da war zunächst einmal die verfallene Abtei, erbaut im 7. Jahrhundert, um die nachts die Fledermäuse kreisten.

Grabsteine und ein Schiffsunglück

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Überall in Whitby fand Bram Stoker Inspirationen für seinen Vampir-Roman. Sogar auf dem Friedhof Foto: Getty Images

In „Dracula“ erwähnt die Hauptdarstellerin Mina Murray den Ort in ihrem Tagebuch. Sie beschreibt ihn als „eine edle Ruine von immenser Größe, voll schöner und romantischer Stellen.“ Und auch die nahegelegene Pfarrkirche St. Mary hat Stoker wohl inspiriert. Genauer gesagt, der dazugehörige Friedhof. Zunächst einmal war da sicher die dramatische Lage auf einer Klippe. Doch es sind die Grabsteine, die Literatur-Fans bis heute faszinieren.

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Windschief und moosüberwuchert, findet sich auf einem von ihnen der Name Swales. Es dürfte wohl kein Zufall sein, dass der Name des ersten Opfers von Graf Dracula, als dieser selbst in Whitby ankommt, ebenfalls Swales lautet. Es ist überliefert, dass Stoker sich einige Namen auf den Grabsteinen notierte. Im Buch reist Graf Dracula zudem auf einem Schiff namens Demeter von Varna aus kommend an. Die Namen sind mehr als nur wahrscheinlich eine Anspielung auf das russische Schiff Dmitry aus Narva, das fünf Jahre zuvor an der Küste von Whitby verunglückt war.

Die Erfindung einer Legende

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Die Abtei von Whitby ist nur einer der zahlreichen Schauplätze aus dem „Dracula“-Roman Foto: Getty Images

Doch Whitby dürfte nicht nur als Schauplatz eines Teils der Dracula-Saga gedient haben. Vielmehr hat die Stadt wohl Stoker auch überhaupt erst bei der Erfindung des Vampirs selbst beeinflusst. Denn am 8. August 1890 las er in der örtlichen Bibliothek in einem alten Buch, verfasst von einem ehemaligen britischen Konsul, der im heutigen Rumänien gedient hatte. Und dieser erwähnte in seiner Schrift den realen, durch seine Grausamkeit bekannt gewordenen Prinzen Vlad Tepes – Beiname Dracula, übersetzt „Sohn des Drachen“.

Zufall? Wohl kaum, denn in dem Buch „Dracula“ markiert der 8. August den Tag, an dem der Vampir-Graf in Whitby ankommt – nachdem er zuvor die gesamte Besatzung der Demeter bis auf den Kapitän getötet hat. Sodann kommt er in Form eines großen schwarzen Hundes an Land, der die 199 Stufen bis zur Abtei hinauf jagt. Dieselben 199 Stufen, die bis heute tatsächlich zur Kirche St. Mary führen.

Gothik-Festivals und Geistersichtungen

Stoker veröffentlichte seinen Roman im Jahr 1897, und bis heute ist es eine der bekanntesten Schauergeschichten aller Zeiten. Eine, die der Stadt Whitby natürlich sehr viele Touristen beschert. So findet hier laut der offiziellen Webseite der Stadt unter anderem zweimal im Jahr das „Whitby Goth Weekend“ für Dracula-Fans statt. Und in einem Gebäude, das einmal dem Wissenschaftler Sir Isaac Newton gehörte, ist heute die Show „The Dracula Experience“ untergebracht.

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Hier dürfte man sich allerdings nicht unbedingt am meisten vor dem Vampir-Grafen fürchten. Laut der Webseite des Ortes hatten bereits mehrere Mitarbeiter paranormale Begegnungen. Auch der Geist eines jungen Mädchens werde hier regelmäßig gesichtet, heißt es. Wer sich traut, kann sich in dem Gebäude selbst des Nachts auf Geisterjagd begeben. Übrigens, im Jahr 1999 kehrte Dracula noch einmal nach Whitby zurück. Damals wurde hier die Dokumentation „Road to Dracula“ gedreht, die die Entstehung des allerersten Films mit dem Monster aus dem Jahr 1931 rekonstruiert.

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„Bitte fragen Sie nicht nach Draculas Grab“

Und noch aus einem anderen Grund lohnt sich der Besuch in Whitby. Die Busfahrt dorthin von York aus wurde laut dem „Guardian“ im Jahre 2018 in einer Umfrage zur „schönsten Busfahrt“ in England gewählt. Unterwegs findet man dann auch noch einen anderen Ort, der eine legendäre Geschichte inspiriert hat. Denn der Bahnhof in dem Ort Goathland dürfte „Harry Potter“-Fans bekannt vorkommen. In den Filmen um den Zauberlehrling „spielt“ er die Station Hogsmeade.

Wer dann auf den Klippen von Whitby die Ruinen der malerischen Abtei besucht, wird natürlich wieder an Dracula erinnert. Allerdings auf humorvolle Weise, denn auf einem Schild bei der Kirche St. Mary steht: „Bitte fragen Sie unsere Mitarbeiter nicht, wo sich das Grab von Dracula befindet. Das gibt es hier nämlich nicht.“

Themen England
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