14. Juli 2024, 14:51 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Eine von Geistern heimgesuchte Witwe baute über den Zeitraum von 36 Jahren eines der bizarrsten Häuser der USA. Noch heute ranken sich um das Gebäude zahlreiche Schauerlegenden, mittlerweile ist es eine beliebte Touristenattraktion. TRAVELBOOK erzählt die unheimliche Geschichte des Winchester Mystery House.
Es ist das Jahr 1886, als in der amerikanischen Stadt San Jose im US-Bundesstaat Kalifornien eine geheimnisvolle Frau auftaucht. Ihr Name ist Sarah Lockwood Pardee Winchester, sie erwirbt umgehend ein altes Farmhaus mit acht Zimmern und beginnt damit, es auf bizarre Weise ausbauen zu lassen. Was folgt, ist eine Renovierung, die am Ende 36 Jahre in Anspruch nehmen wird. So entsteht mit der Zeit eines der rätselhaftesten und unheimlichsten Häuser in den Vereinigten Staaten.
Übersicht
Denn Sarah ist die Witwe von Oliver Fischer Winchester, dem Mann, der das gleichnamige Repetiergewehr erfunden hatte. Er hat ihr einerseits ein immenses Vermögen hinterlassen, aber auch eine gewaltige Last. Denn wie die offizielle Seite des historischen Hauses berichtet, fühlte sich Sarah von den Geistern der Menschen verfolgt, die durch das Gewehr ihres Mannes ums Leben gekommen waren. Demnach habe ein Medium ihr geraten, nach San Jose zu ziehen und mit dem Bau des Hauses zu beginnen.
Das Winchester Mystery House sollte ein Versteck vor Geistern sein
Und dieses nimmt geradezu absurde Ausmaße an. Auf einer Fläche von mehr als 2200 Quadratmetern erstrecken sich am Ende 160 Räume mit 2000 Türen und 10.000 Fenstern, dazu 13 Badezimmer und 6 Küchen. Doch wirklich unheimlich ist die Konstruktionsweise, wie „Atlas Obscura” berichtet. Denn manche der Türen führen ins Nichts, hinter mehreren davon befinden sich Schächte oder Abgründe, in die jeder stürzen würde, der hindurch ginge.
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Manche Treppen enden direkt in der Decke, an anderen Orten, wo es kein Licht gibt, werden teure, mit Tiffany-Glas verzierte Fenster installiert. Am bizarrsten aber ist wohl ein Schrank, der sich, wenn geöffnet, über 30 Räume in dem Haus erstreckt. Immer weiter wächst der unheimliche Bau, denn der Legende nach hofft Sarah, sich auf diese Weise vor den Geistern verstecken zu können, die sie verfolgen. So schläft sie angeblich jede Nacht in einem anderen Zimmer und nimmt die zahlreichen Geheimgänge, um sich durch ihr Anwesen zu bewegen.
Von schwerem Erdbeben gezeichnet
Den Rest ihres Lebens widmet Sarah der Manie, ihr Zuhause immer mehr zu erweitern. Sie hat die Vision, dass sie, sobald der Bau beendet wäre, sterben würde. 1906 erschüttert ein schweres Erdbeben die Region, die obersten drei Stockwerke des Hauses stürzen ein. Sarah sieht das als Zeichen der Geister, dass die Fertigstellung des Hauses unmittelbar bevorgestanden hätte und lässt daraufhin die vordere Hälfte des Gebäudes mit Brettern vernageln. Noch heute kann man die Erdbebenschäden an dem Gebäude sehen.
Als Sarah 1922 stirbt, hat sie 36 Jahre lang an der bizarren Konstruktion gearbeitet. Das hat sie fünf Millionen Dollar gekostet. Nach heutigen Maßstäben entspricht das der Summe von 58,5 Millionen Euro. Die Geister, vor denen Sarah sich zu ihren Lebzeiten so sehr fürchtete, verschwinden der Legende nach aber mit ihrem Tod nicht einfach. Ganz im Gegenteil.
Selbst Houdini konnte Schauermärchen nicht widerlegen
Ihr Anwesen öffnet schon im Juni 1923 seine Pforten für Besucher und wird bekannt als das Winchester Mystery House. Laut der Website berichten sowohl Besucher als auch Mitarbeiter immer wieder über Begegnungen mit Geistern. Demnach geht hier das Gespenst eines ehemaligen Angestellten namens Clyde um, der regelmäßig dabei beobachtet wird, wie er eine Schubkarre schiebt oder dem Kamin im Ballsaal repariert. Laut dem Management des Hauses seien schon des Öfteren Besucher gekommen, die sagten, dass ihnen der im viktorianischen Stil gekleidete „Schauspieler” gefallen habe, den sie bei einem Rundgang getroffen hätten. Im Winchester Mystery House arbeiten jedoch keine Schauspieler.
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Angestellte berichten auch immer wieder davon, im leeren Haus plötzlich Schritte in den oberen Stockwerken zu hören. Und das, obwohl niemand sich dort aufhalten könne. Schon kurz nach seiner Eröffnung wird das Haus damals zur Legende, als der berühmte Magier und Entfesslungskünstler Harry Houdini es 1924 besucht. Er möchte die Schauermärchen widerlegen, was ihm nicht zweifelsfrei gelingt. Stattdessen ruft er nur weitere Spiritualisten und Geisterjäger auf den Plan.
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Bis heute einer der unheimlichsten Orte der USA
Sowohl das renommierte „Time Magazine“ als auch „USA Today“, der „Travel Channel“ sowie viele weitere Medien führen das Winchester Mystery House heute auf ihren Listen der unheimlichsten Orte in Amerika. Und natürlich waren auch schon Fernsehteams wie die Ghost Hunters da, die den Spuk auf Kamera bannen wollten. 2018 wurde die Geschichte sogar mit Hollywood-Star Hellen Mirren in der Hauptrolle unter dem Titel „Winchester” verfilmt.
Besucher können heute geführte Touren durch das Haus machen, die Preise liegen bei rund 40 US-Dollar. Besonders beliebt sind Führungen nach Einbruch der Dunkelheit. Daneben werden aber auch skurrile Aktivitäten wie Axt-Werfen angeboten. Wer nicht auf den nächsten USA-Trip warten möchte, kann auch eine digitale Tour durch das Haus buchen.