13. Januar 2024, 6:29 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
In der Nähe der Stadt Siena liegt in der Toskana mit der Abtei von San Galgano einer der geheimnisvollsten Orte Italiens. Denn nahe des heute verfallenen Klosters steckt ein rätselhaftes Schwert in einem Stein, das einst einem Heiligen gehört haben soll. Nachweislich hunderte von Jahren alt, behaupten manche sogar, die Waffe könne die Inspiration für das Sagenschwert Excalibur gewesen sein.
Nur gut 30 Kilometer von der toskanischen Stadt Siena entfernt liegt im Merse-Tal der kleine Ort Chiusdino. Und dort, auf einem Hügel namens Montesiepi, befindet sich einer der geheimnisvollsten Orte von ganz Italien. Jedes Jahr wird die Abtei von San Galgano von Scharen an Pilgern besucht. Sie folgen den Spuren eines heiligen Mannes, der bereits im 12. Jahrhundert lebte und starb. Nicht wenige dürfte allerdings etwas anderes geradezu magisch anziehen. Denn mitten in einem Stein in einer kleinen Kapelle steckt ein geheimnisvolles Schwert. Und von diesem nehmen manche an, es könnte die Inspiration um das Schwert Excalibur des Sagenkönigs Artus gewesen sein.
Die Ursprünge der Abtei von San Galgano gehen laut dem „National Catholic Register“ zurück auf den Heiligen Galgano Guidotti. Um 1148 in Chiusdino geboren, war er in seinem „ersten“ Leben ein eitler, streitsüchtiger und auch grausamer Ritter. All das änderte sich jedoch, als er eines Nachts vom Erzengel Michael träumte. Dieser legte ihm nahe, sich grundlegend zu ändern. In einem weiteren Traum führte ihn der Engel dann auf den Montesiepi-Hügel, wo ihm die Zwölf Apostel begegneten. Diese sagten ihm, an genau dieser Stelle solle er zu Ehren Gottes eine Einsiedelei errichten. Und fortan dort ein bußfertiges Leben führen.
Das Schwert im Stein
Auf dem Weg, die Frau zu treffen, die seine Mutter ihm als zukünftige Braut ausgesucht hatte, geschah dann etwas Seltsames. Sein Pferd wechselte ohne Vorwarnung plötzlich die Richtung und führte ihn zum Montesiepi, wo es abrupt stehen blieb. Hier vernahm er nun eine Stimme. Diese forderte ihn dazu auf, allen weltlichen Gelüsten zu entsagen. Der Heilige soll daraufhin geantwortet haben, dies sei für ihn in etwa so leicht, wie mit seinem Schwert Stein zu spalten. Er habe demnach die Waffe gezogen und sie zu seiner eigenen Überraschung mühelos in den Fels vor sich treiben können. Und dort steckt sie bis heute. Von diesem Wunder angezogen, kamen bald zahlreiche Gläubige in die Einsiedelei, auf der später die Abtei von San Galgano entstand.
Auch interessant: Schloss Tintagel: Wurde hier der Sagenkönig Artus geboren?
Am 3. Dezember 1181 starb Galgano Guidotti, und nur vier Jahre später wurde er aufgrund seiner guten Taten von Papst Lucius III. heilig gesprochen. Noch im selben Jahr gründeten seine Anhänger dann die Bruderschaft des Heiligen Galgano, welche heute zu den ältesten katholischen Bruderschaften überhaupt gehört. Über das Leben des Mannes ist auch deshalb so viel bekannt, weil es im Zuge der Heiligsprechung in Kirchenregistern aufgeschrieben wurde. Noch heute pilgern jedes Jahr tausende Menschen zur Abtei von San Galgano, wo in der nahen Einsiedelei sein Grab zu finden ist. Und auch das Schwert, das ihm gehört haben soll, steckt dort immer noch im Fels.
Zweifel an der Legende
Der Ort zieht nicht zuletzt deshalb so viele Besucher an, weil das Schwert in der Abtei von San Galgano immer wieder mit einer Legende in Verbindung gebracht wird. Denn wie nicht wenige Quellen (im Netz) behaupten, soll die Waffe im Stein als Inspiration für das Sagenschwert Excalibur des König Artus gedient haben. Dies ist jedoch kaum wahrscheinlich, da die Ursprünge dieser Geschichte bereits aus dem 5. und 6. Jahrhundert datieren. Und auch Alessio Tommasi Baldi, aktueller Kanzler der Bruderschaft des Heiligen Galgano, widerspricht gegenüber dem „National Catholic Register“ dieser Version vehement.
„Die Behauptungen derer, die die Geschichte des Heiligen Galgano als symbolische Wiederholung der Artussage deuten möchten, … , sind komplett unzuverlässig.“ Andrea Conti und Mario Arturo Iannaccone, Autoren eines Buches zu dem Thema, fügen hinzu, dass der Vergleich der beiden Geschichten wohl eher ein Produkt der Popkultur sei, entsprungen dem Disney-Universum und vertreten durch skrupellose Historiker von zweifelhaftem Ruf. Umso erstaunlicher ist es aber, dass das Schwert im Felsen der Abtei von San Galgano tatsächlich „echt“ ist. An diesem Umstand waren bis zu einer Untersuchung im Jahr 2001 immer wieder Zweifel aufgekommen.
Auch interessant: Liegt König Artus im sagenumwobenen Glastonbury begraben?
In England Liegt König Artus im sagenumwobenen Glastonbury begraben?
Brocéliande in der Bretagne Der verwunschene Wald, in dem seltsame Dinge vor sich gehen
Im englischen Cornwall Schloss Tintagel – wurde hier der Sagenkönig Artus geboren?
Tatsächlich echt
Doch wie der „Guardian“ berichtet, konnte die Universität von Pavia durch eine Altersbestimmung nachweisen, dass die Waffe tatsächlich aus dem 12. Jahrhundert datiert. Der Zeit also, in der der Heilige Galgano laut den Quellen der Kirche gelebt hat. Bei der Untersuchung entdeckten die Wissenschaftler unter dem Fels mit dem Schwert auch einen Hohlraum, den sie als Grab des Kirchenmannes vermuten. Und auch ein anderes, ziemlich gruseliges Ausstellungsstück in der Abtei von San Galgano konnte auf das 12. Jahrhundert rückdatiert werden. Hierbei handelt es sich um ein Paar mumifizierter Hände. Denn eine Legende besagt, das wilde Wölfe jedem die Hände abreißen würden, der versuchte, das Schwert aus dem Stein zu ziehen.
Um genau das zu verhindern, ist die Waffe nahe der Abtei von San Galgano heute unter einer Haube aus Plexiglas ausgestellt. Die Kirche des Komplexes, eine der beeindruckendsten der italienischen Zisterzienser-Architektur, ist längst verfallen, hat weder Dach noch Boden. Die Abtei ist täglich ab 9 Uhr für Besucher geöffnet. Die Schließzeiten variieren je nach Saison zwischen 17.30 und 20 Uhr. Der Eintritt kostet 4, reduziert 3 Euro. Das Schwert befindet sich etwas abseits des Hauptgebäudes in der sogenannten Rotunde von Montesiepi. Und auch wenn die Waffe wohl nicht als Inspiration für Excalibur aus der Artussage diente, ist es dennoch ein toller Ort für Freunde des Mysteriösen.