21. Dezember 2021, 13:13 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Was, wenn die Welt untergeht? Dann wissen Prepper was zu tun ist. Zumindest bereiten sie sich schon jetzt auf die Apokalypse vor und horten etwa Essen oder machen sich körperlich fit für einen Krieg. Der US-Amerikaner Larry Hall legt Prepping noch extremer aus: Er hat ein unterirdisches Atombunker-Hochhaus gebaut. Schwimmbad, Schießbahn und Kletterwand inklusive.
Zimmer für die Apokalypse. Die gibt es in Larry Halls Atombunker für die Reichen und Berühmten. Hall ist ehemaliger Regierungsbauunternehmer und hat einen ehemaligen Raketensilo in einen umgedrehten Wolkenkratzer mit 15 Stockwerken umgewandelt. Wenn die Welt unterzugehen droht, könnte Kansas also ein sicherer Hafen sein. Denn in diesem US-Bundesstaat steht der Mega-Bunker.
Leben unter der Erde
Die Zimmer in Halls Bunker sehen so aus, als wären sie Teil eines Hotels. Wenn die Welt untergeht, soll man sie sich nach Geschmack aussuchen können: Es gibt Einzimmer-Suiten und sogar mehrstöckige Eigentumswohnungen und Penthouses. 14 separate Wohneinheiten sind in dem Bunker untergebracht – alle von ihnen wurden bereits gekauft. Jede Wohneinheit verfügt über eine moderne Küche und ein Badezimmer sowie „virtuelle Fenster“ – eine Wandprojektion, die mittels Videoübertragung einen Blick auf die Außenwelt ermöglicht. Die Kunden konnten noch zusätzliche Anpassungen vornehmen lassen. Ein Käufer aus Saudi-Arabien etwa hat eine unterirdische Moschee errichten lassen.
Die Bewohner sind aber keineswegs in ihren unterirdischen Wohnungen gefangen. Auf den 15 Etagen des Silos gibt es etwa einen Pool, der 75 Meter lang ist, ein luxuriöses Spa und eine Sauna, ein Kino, ein Fitnessstudio, eine Kletterwand, eine Golfanlage, ein Indoor-Schießstand und sogar einen Hundepark. Wenn es zur Apokalypse kommt, sollen Schulkinder auch unter der Erde wie gehabt weiterlernen können: in einem voll ausgestatteten Klassenzimmer.
Obwohl der Bunker bereits mit Nahrung und Wasser gefüllt ist, sodass die Bewohner für fünf Jahre versorgt sind, können sie sich in einem Supermarkt zusätzlich selbst eindecken. Auch eigenes Obst und Gemüse wird unterirdisch angebaut. Sollte etwas nicht bekommen, gibt es zudem ein medizinisches Zentrum.
Der Traum vom Bunker
2010 begann Hall seinen „Survival Condo“ zu entwickeln. Die Idee kam ihm nach den Anschlägen am 11. September 2001, wie er der US-amerikanischen Zeitung „The Sun“ erzählte. Schon damals hatte er als Unternehmer in einem Internetgeschäft Erfahrung mit der Planung und dem Bau von Rechenzentren sammeln können.
2008 kaufte Hall schließlich das Silo und baute es jahrelang zu einer unterirdischen Metropole um. 15 Stockwerke hat der Komplex nun, mindestens 75 Personen können darin für fünf Jahre völlig autark leben. „Das Ziel ist es, die Bewohner vor einer ganzen Reihe potenziell weltweiter Bedrohungen durch einen Atomkrieg, eine Pandemie, einen Meteoriteneinschlag und zivile Unruhen zu schützen“, erklärte Hall gegenüber „The Sun“. Seit der Pandemie ist das Interesse gestiegen: Jetzt plant er weitere Bunker in den USA, Europa und Asien.
Der Silo soll sogar einem Atomsprengkopf standhalten, seine Betonwände können sich außerdem im Falle eines nuklearen Angriffs um mehrere Zentimeter biegen. Hall ist auf alle Naturkatastrophen vorbereitet: „Wir haben fünf verschiedene Stromsysteme. Es gibt eine Windkraftanlage, die die gesamte Anlage mit Strom versorgen kann und zwei Dieselgeneratoren, von denen jeder die gesamte Anlage mit Strom versorgen kann über ein Batterie-Backup-System. Außerdem haben wir genug Diesel vorrätig, um allein damit zweieinhalb Jahre zu fahren.“
Keine Depressionen während der Apokalypse
Um die Zimmer und den gesamten Komplex zu gestalten, hat sich Hall von einem Psychologen helfen lassen. So soll das Zusammenleben auch in chaotischen Zeiten funktionieren. Wichtig war vor allem, dass die Bewohner auch unter der Erde genügend Aktivitäten haben, um nicht depressiv zu werden. Dazu soll auch die Interaktion der Bewohner untereinander gefördert werden.
Außerdem sollen die Bewohner mindestens vier Stunden am Tag im Silo arbeiten und zum Beispiel beim Anbau von Lebensmitteln oder bei Wartungsarbeiten helfen. Die Zuständigkeiten sollen ständig wechseln, damit niemand das Gefühl hat, benachteiligt zu werden. Pflicht sei das Arbeiten unter der Erde aber nicht, sagt Hall.
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Interesse am Bunker steigt
Anfangs wurde Hall für sein Projekt belächelt, Corona aber hat alles verändert. „Die gesamte Covid-19-Pandemie war auch ein echter Eckpfeiler“, erzählt er. „Das war ein echter Augenöffner für die Menschen. Jetzt sind Millionen an dem Virus gestorben und wir haben alle gesehen, wie schnell sich die Welt verändern kann.“ Ehemalige Kritiker loben Hall jetzt dafür, dass er „an alles gedacht“ hätte. Schon während der Pandemie zogen einzelne Bewohner in den Silo und blieben dort für ein paar Wochen oder Monate. Besonders nachts gefällt es ihnen dort gut, erzählt Hall. Denn weil Funkwellen nicht durch den Silo kommen, schläft man dort besonders tief.
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Aber nicht nur das Virus sorgt für mehr Interesse an Projekten wie dem von Hall: „Jedes Mal, wenn es eine große Katastrophe gibt, sei es das Erdbeben von Fukushima, das Japans Atomreaktoren zerstörte, oder die Spannungen zwischen China und Russland über die ukrainische Grenze – wir sehen einen Anstieg des Interesses.“ Auch vor Eindringlingen wird der Silo geschützt: Bewaffnete Soldaten schützen die Anlage. Zudem behält ein weitläufiges Überwachungssystem die Lage im Blick.
Weil sich immer mehr Menschen für das Konzept interessieren, werden die Bunker, die Hall jetzt bauen will, noch größer. Gerade ist ein weiteres unterirdisches Hochhaus in den USA in Planung, das fast dreimal so groß sein soll wie das Erste. Etwa die Hälfte der Zimmer ist bereits verkauft.