29. Mai 2023, 15:09 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Nahe der kalifornischen Kleinstadt Blythe findet sich eines der beeindruckendsten Zeugnisse indigener Kultur in Nordamerika: die Blythe Intaglios. Riesige, in den Wüstensand „gekratzte“ Bilder, die an die legendären Nazca-Linien in Peru erinnern. Erst vor knapp 100 Jahren überhaupt entdeckt, ist über ihren Ursprung heute immer noch kaum etwas bekannt.
Es sind wohl nicht viele Menschen, die sich absichtlich in die Wüste nahe der kalifornischen Kleinstadt Blythe „verirren“. Dabei befindet sich hier eines der wohl beeindruckendsten Zeugnisse indigener Kultur in Nordamerika. Das Problem ist nur: Wer nicht wüsste, wo er suchen muss, der würde vermutlich einfach darüber hinweglaufen. Denn die sogenannten Blythe Intaglios sind so riesig, dass sie nur aus der Luft in ihrer ganzen Pracht zu erkennen sind. Es handelt sich dabei um gigantische Darstellungen von Menschen und Tieren, verewigt im Gestein. Häufig werden sie auch als die „Nazca-Linien von Nordamerika“ bezeichnet.
Laut der Seite des „Bureau of Land Management“, das den Ort heute als historisches Wahrzeichen verwaltet, sind die Blythe Intaglios vermutlich zwischen 450 und 2000 Jahren alt. Vor allem entlang des Colorado River, der auch bei Blythe verläuft, finden sich insgesamt hunderte dieser riesigen Steinbilder. Die hier befindliche „Sammlung“ ist aber besonders eindrucksvoll, beinhaltet insgesamt sechs der sogenannten Geoglyphen. Gemeint sind damit eben große Bilder, verewigt in Material wie Gestein oder Wüstensand.
Indigene Darstellung der Schöpfung
Die menschlichen Figuren stellen demnach Mastamho dar, den die früher hier ansässigen indigenen Kulturen als den Schöpfer allen Lebens betrachteten. Er ist insgesamt dreimal in den Blythe Intaglios dargestellt, die größte Version misst gut 50 Meter Länge. Bei den Tieren, die man auf den ersten Blick vielleicht für ein Pferd oder gar ein Kamel halten könnte, handelt es sich um Abbildungen des heiligen Berglöwen Hatakulya. Er soll Mastamho bei seiner Schöpfung behilflich gewesen sein. Für die indigenen Kulturen der Gegend war hier in längst vergangener Zeit ein besonders heiliger Ort, an dem sie rituelle Tänze abhielten.
Auch interessant: England: Woher kommt der nackte Riese Cerne Abbas Giant?
Und ähnlich wie die legendären Nazca-Linien in Peru wurden die Blythe Intaglios von ihren Schöpfern förmlich in den Wüstenboden gekratzt. Die unbekannten Künstler entfernten dazu die dunklere Oberfläche, so dass der hellere Boden darunter zum Vorschein kam. Und trotz ihrer immensen Größe blieben die magischen Felsbilder lange ein Geheimnis der indigenen Bevölkerung. Erst im Jahr 1932 entdeckte sie ein Pilot laut der Seite „Eagle Creek“ bei einem Überflug der Gegend. Dennoch blieb das öffentliche Interesse an den Bildern so gering, dass während des Zweiten Weltkrieges in der Gegend sogar Panzer-Übungen stattfanden. Niemand weiß, welchen Schaden die heiligen Bilder dabei eventuell nahmen.
Mystery-Sensationsfund Mehr als 140 neue Nazca-Bilder in Peru entdeckt
Es existiert seit etwa 3000 Jahren White Horse Hill – Englands Nazca-Linien aus der Bronzezeit
Einmalige Naturschönheit in den USA The Wave – Arizonas Naturwunder, das täglich nur 48 Menschen besuchen dürfen
Heute streng geschützt
1952 sorgte ein Artikel in „National Geographic“ über die Blythe Intaglios erstmals für eine breitere Öffentlichkeit. Immer mehr Menschen wollten nun die Steinbilder sehen, und richteten so, meist unabsichtlich, noch mehr Verheerung an ihnen an. Doch erst 1974 sah sich das Bureau of Land Management dazu veranlasst, die Bilder einzuzäunen, und so zu schützen. Heute gibt es vor Ort für Besucher zudem ein strenges Wegegebot. Denn für die Nachfahren der indigenen Kulturen, die sie einst erschufen, sind die Felsbilder immer noch von immenser ideeller Bedeutung. Ihnen gilt das Land, auf dem sie sich befinden, bis heute als heilig.
Auch interessant: White Horse Hill: Englands Nazca-Linien aus der Bronzezeit
Laut diversen Quellen wie „Atlas Obscura“ lassen sich die Blythe Intaglios aber ohnehin am besten aus der Luft in ihrer ganzen Pracht bewundern. Auf auf dem Portal Tripadvisor zeigen sich zahlreiche Nutzer beeindruckt von der Kultstätte. „Sie sind magisch und so wunderschön. Danke für die Erhaltung und den Zugang zu diesen Schätzen“, schreibt einer. Ein zweiter meint: „Erstaunlicherweise waren wir vorher schon einmal in dieser Gegend, und haben nicht einmal bemerkt, dass diese Figuren da waren.“ Ein dritter ergänzt: „Wer nach einem Gefühl der Verbindung mit unseren Vorfahren sucht, sollte diesen Ort nicht verpassen.“