16. Oktober 2022, 15:14 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Die mächtigen Gesteinsformationen von Castle Hill auf der Südinsel von Neuseeland sind bis zu 40 Millionen Jahre alt. Für die Ureinwohner, die Maori, sind sie seit Urzeiten ein heiliger Ort. Weltweit bekannt wurde Castle Hill aber erst durch einen Besuch des Dalai Lama.
Etwa eine Stunde von der Hauptstadt Christchurch entfernt, liegt, auf der Südinsel von Neuseeland, eine bizarre Felslandschaft. Bekannt ist sie heute unter dem Namen Castle Hill, doch die Maori nennen sie „Kura Tāwhiti“. Übersetzt bedeutet das „der Schatz aus einem fernen Land“.
Im Jahre 2002 besuchte kein Geringerer als der Dalai Lama, spirituelles Oberhaupt des Buddhismus, die Gegend um Castle Hill. Laut dem Nachrichtenportal „Stuff“ war er vom Anblick der Landschaft so bewegt, dass er sie in einzigartiger Weise würdigte. Er bezeichnete die Millionen Jahre alten Steine nämlich als „spirituelles Zentrum des Universums“. Was genau ihn zu diesem Superlativ bewegte, ist nicht überliefert. Vielleicht verspürte er hier aber eine besondere Energie.
Heiliger Ort und Begräbnisstätte der Könige
Denn der Webseite des Ortes Castle Hill nahe den gleichnamigen Felsen zufolge ist die Gegend für die Maori schon seit weit über 1000 Jahren ein heiliger Ort und eines ihrer spirituellen Zentren. Eine Besiedlung lässt sich ab etwa dem Jahr 850 nachweisen, bis ins 19. Jahrhundert lebten hier drei verschiedene Stämme. Den zuerst hier siedelnden Waitaha war Caste Hill bekannt als „te Kohanga“. Übersetzt bedeutet das „der Geburtsort der Götter“.
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Sie benutzten Castle Hill wohl für astronomische Studien und um das Wetter zu bestimmen. Im Sommer bauten sie auf dem fruchtbaren Boden um die Steine Kumara an, ein ihnen heiliges Gemüse. Und auch ihre Herrscher wurden hier bestattet. Der berühmteste unter ihnen war zweifellos Rakaihautu, der die Südinsel als erster betreten und überhaupt erst für die Besiedlung zugänglich gemacht hatte. Und so waren es wohl zuerst die Waitaha, die den Ort als „tapu“ würdigten – das Maori-Wort für „heilig“.
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Musikfestivals und Hollywood-Drehs
Der Seite „New Zealand Geographic“ nach lebten hier im Sommer bis zu 3000 Menschen. Spätere Maori-Siedler, die Ngai Tahu, hinterließen ihre Geschichten auf Zeichnungen in den weichen Felsen von Castle Hill. 1998 ließen deren Nachkommen dann den besonderen Status des Ortes offiziell festhalten. Der Ngai Tahu Claims Settlement Act bestätigt seitdem die besondere Bedeutung von Castle Hill für die Maori. Er soll auch dafür sorgen, dass die Gegend von jedermann respektvoll behandelt wird.
Und das ist leider keinesfalls selbstverständlich. Nachdem der Dalai Lama Castle Hill gewürdigt hatte, fand auf dem sehr nahe gelegenen Gelände von Flock Hill mehrere Jahre lang ein New Age-Musikfestival statt. 2005 kam sogar Hollywood und drehte hier Szenen aus der Reihe Die Chroniken von Narnia. Ärger gibt es auch mit Kletterern, denn in den vergangenen Jahren ist Castle Hill quasi ein Hotspot der neuseeländischen Szene geworden. Für die Maori ist das Klettern oder Bouldern an „Ihren“ Felsen aber eine Entweihung des heiligen Ortes.
Die jüngere Geschichte von Castle Hill wurde laut der Webseite des Ortes eher von Europäern geprägt. 1865 bauten sie die erste Straße, die den Ort mit dem Rest der Insel verband. Bis 1904 gab es hier sogar ein Hotel mit 20 Zimmern, das allerdings abbrannte. Erst seit 1984 gibt es das Dorf Castle Hill, vorher wurde das Gelände zur Schafzucht genutzt. Insgesamt sind heute von der neuseeländischen Kulturbehörde Heritage New Zealand 180 Orte als wāhi tapu anerkannt, also als den Maori heilig.