26. Juni 2022, 15:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In der chinesischen Provinz Shanxi findet sich ein wahres Wunderwerk der Architektur. Denn der hängende Tempel von Hengshan klammert sich, von Stützpfeilern gehalten, in eine senkrechte Felswand. Und das bereits seit mehr als 1000 Jahren. Doch der Kultort ist noch aus einem weiteren Grund einzigartig.
Stellen Sie sich vor, Sie würden etwa 1500 Jahre vor unserer Zeit leben, und wollten einen Tempel errichten. Wir wagen an dieser Stelle zu prognostizieren, dass sie diesen Tempel wohl kaum an die senkrechte Steilwand eines Berges bauen würden, gehalten in 75 Metern über dem Erdboden durch hölzerne Stützpfeiler. Genau das aber ist beim hängenden Tempel von Hengshan der Fall. Und seine eigenwillige Lage ist nicht die einzige Besonderheit der Kultstätte.
Erbaut wurde der hängende Tempel von Hengshan laut der Seite „China Highlights“ bereits im 6. Jahrhundert nach Christus durch den Mönch Liao Ran. Der Gebäudekomplex besteht vollständig aus Holz und wurde mit einer für die damalige Zeit erstaunlichen Technik gebaut. Zuerst bohrte man bis zu drei Meter tiefe Löcher in den Fels des heiligen Berges Hengshan. In diese ließ man dann Stützbalken ein, auf denen zuerst das Fundament und schließlich das gesamte Gebäude errichtet wurde.
Perfekt geschützt vor Wind und Wetter
Erst später wurden die vertikalen Stützpfeiler, die bis heute existieren, hinzugefügt, um den hängenden Tempel von Hengshan vor den Folgen der Schwerkraft zu schützen. Denn das Gebäude ist ja nicht in den Fels gebaut, sondern lehnt sich nur an ihn. Daher sieht es für den unbedarften Betrachter auch so aus, als müsse der Tempel irgendwann zwangsläufig in die Tiefe stürzen. Das renommierte „Time Magazine“ wählte die einzigartige Konstruktion 2010 jedenfalls in seine Liste der „10 unsichersten Gebäude weltweit“.
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Doch allein der Fakt, dass der hängende Tempel von Hengshan sich bereits seit 1500 Jahren in die Flanke des gleichnamigen Berges klammert, beweist das Gegenteil. Zudem wählte man den Ort für den Tempelbau damals weise, denn die Felswand hängt hier leicht über. Auf diese Weise ist der heilige Ort sowohl vor Regen als auch Steinschlag geschützt. Seine Position in 75 Metern Höhe verhinderte zudem Hochwasserschäden. Und auch Winderosion konnte ihm in seiner einzigartigen Lage im Laufe der Jahrhunderte nie etwas anhaben.
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Kultstätte für drei Religionen
Besonders ist der hängende Tempel von Hengshan aber noch aus einem anderen Grund. Es ist der einzige Kultort in China, wo drei Religionen gemeinsam und in friedlichem Miteinander verehrt werden. Taoismus, Konfuzianismus und Buddhismus koexistieren hier. Damit sind alle drei große Religionen Chinas in dem Tempel vertreten, in dem es insgesamt 80 Heiligen-Statuen gibt.
Dieser Umstand diente wohl bereits früher dazu, mehr Menschen zum hängenden Tempel von Hengshan zu locken. Denn er war ursprünglich eine Raststätte für Reisende. Durch die Idee, hier gleich drei Ideologien Raum einen Schutzraum zu schaffen, kamen in der Folge auch mehr Gäste, die sich hier willkommen fühlten.
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Lange Wartezeiten
Die zwei Pavillons des Tempels sind über eine 10 Meter lange hölzerne Brücke miteinander verbunden und verfügen insgesamt über 40 Räume. Heute ist der Ort eine der größten Touristenattraktionen der chinesischen Provinz Shanxi. „China Highlights“ zufolge ist die beste Besuchszeit von April bis Oktober. Um das Heiligtum zu schützen, dürfen es maximal 80 Gäste gleichzeitig betreten. Deshalb empfiehlt die Seite einen Besuch in den frühen Morgenstunden, um lange Wartezeiten zu vermeiden.
Von denen berichten mitunter auch die User des Portal Tripadvisor. Und zeigen sich dennoch begeistert von dem hängenden Tempel von Hengshan. „Die Anlage ist außergewöhnlich“, schreibt einer. Ein zweiter fügt hinzu: „Ein tolles Erlebnis, das ich nicht missen möchte.“ Und ein dritter meint: „Es ist ein beeindruckendes Bauwerk, und in jedem Fall empfehlenswert.“