2. August 2023, 6:09 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Weil Leonard Knight seinem Glauben an Gott ein Denkmal setzen wollte, erschuf er Salvation Mountain: einen 15 Meter hohen Berg, an dem er 27 Jahre lang baute. Dabei ließ er sich weder von Rückschlägen noch Behörden aufhalten. Heute ist der Ort eine der skurrilsten Touristenattraktionen in Kalifornien.
„Gott ist Liebe“: Diese Worte waren die Mission von Leonard Knight, einem Mann, der nahe dem Ort Calipatria die wohl skurrilste Touristenattraktion von Kalifornien schuf. Denn Knight baute hier ein knallbuntes Monument, das er Salvation Mountain taufte – den Berg der Erlösung. Sein Denkmal für Gott steht heute auch für sein Lebenswerk und Vermächtnis.
15 Meter hoch, ist der Salvation Mountain eher ein Hügel, aber eben kein normaler. Er ist über und über verziert mit Sinnsprüchen aus der Bibel, erhebt sich mit seinen bunten Farben aus der ansonsten eher tristen umliegenden Wüstenlandschaft. Über allem thront zu Ehren Gottes ein Gipfelkreuz – denn als Knight anfing, seinen Berg zu bauen, folgte er laut eigener Aussage dem Ruf des Allmächtigen. So ist es auf der offiziellen Webseite des Ortes nachzulesen.
Knights Pläne scheiterten zunächst
Demnach wollte Knight um das Jahr 1980 eigentlich den weltgrößten Heißluftballon bauen, um mit ihm seine christlichen Botschaften zu verbreiten. „Gott ist Liebe“, sollte in riesigen Lettern darauf stehen. Das Problem war nur, dass Knight anscheinend schon immer in Superlativen gedacht hatte. Und so war sein Ballon derart gigantisch, dass er sich nicht richtig aufblasen ließ, und folglich auch niemals abhob. 1984 musste er seinem Traum von einer fliegenden Botschaft für Gott aufgeben – doch statt zu resignieren, kam ihm eine neue Idee.
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Ursprünglich sollte es nur ein kleines Monument werden, doch schnell wuchs der Salvation Mountain, gewann an Größe und Höhe. Knight baute hauptsächlich mit Sand, den er mit Zement und Farbe bedeckte. Laut eigener Aussage suchte er sich sein Baumaterial nicht selten auf der Müllkippe. Doch wieder wurden seine ehrgeizigen Pläne zurückgeworfen. Weil er kaum Zement hatte, und der Berg in der Folge fast nur aus Sand bestand, brach er 1988 einfach in sich zusammen.
Mehr als 450.000 Liter Farbe
Spätestens jetzt hätte die Meisten wohl endgültig aufgegeben, doch Knight begann schon 1989 mit dem Bau seines neuen Salvation Mountain. Dieses Mal setzte er auf Lehm und Stroh als Baumaterialien, und diese erwiesen sich als wesentlich stabiler. Sein Berg begann langsam Aufmerksamkeit zu erregen, und zahlreiche Menschen unterstützten sein Projekt fortan in Form von Sachspenden.
Auf diese Weise entstand im Laufe der Jahre das Monument aus Knights Träumen: der Salvation Mountain, drei Stockwerke hoch, kunterbunt und sogar mit Gipfelkreuz. Der Seite des Ortes zufolge verbrauchte Knight für die Dekoration seines Herzens-Projekts mehr als 450.000 Liter Farbe. Heute prangt auf dem Berg, neben anderen biblischen Versen, in riesigen Lettern der Spruch „Gott ist Liebe“.
Der Kampf um die Erhaltung
Doch nicht alle waren begeistert von Knights Salvation Mountain – im Gegenteil. 1994 schickte die Bezirksverwaltung einen Toxikologen zu dem Berg. Zu diesem Zeitpunkt suchte man nach einem Vorwand, um die Gegend offiziell zum Campen freizugeben, und Knights Monument sollte dafür verschwinden. Der Experte nahm also Bodenproben und erklärte den Gottes-Hügel kurz darauf zu einem „Gift-Albtraum“. Die viele Farbe habe über Jahre den Boden verseucht, so die offizielle Erklärung. Demnach fände sich ein gefährlich hoher Anteil Blei in der Erde.
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Die Bezirksverwaltung bat nun den Staat Kalifornien um Geld, um den Salvation Mountain abzureißen. Was stattdessen folgte, war eine beispiellose Welle der Entrüstung. Freunde und Fans von Knights Berg sammelten aberhunderte von Unterschriften für eine Petition zur Erhaltung des Ortes. Und auch der Bauherr selbst wurde aktiv: Er nahm eigenhändig neue Bodenproben, und schickte diese an ein unabhängiges Labor in San Diego. Das Ergebnis bestätigte ihm, dass der Boden um sein Heiligtum keinesfalls verseucht war. Und so durfte der Salvation Mountain stehen bleiben.
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Landesweite Berühmtheit
Knight baute in der Folge noch 17 Jahre weiter an seinem Berg, bis er im Jahr 2011 in ein Altersheim musste. 2014 starb er. Bis dahin errichtete er rund um den Salvation Mountain noch zahlreiche andere Skurrilitäten aus Lehm, unter anderem auch eine Art Museum. Seine erklärte Hoffnung war es, mit dem Ort sowohl Gott als auch der Nächstenliebe ein Denkmal zu setzen. Sein Lebenswerk wird mittlerweile von der gemeinnützigen Salvation Mountain Incorporation verwaltet.
Heute arbeiten Freiwillige daran, den Salvation Mountain vor dem Verfall zu bewahren, dem er durch Wind und Wetter ausgesetzt ist. Seit Knights Tod 2014 wurde an dem Ort jedoch nicht weiter gebaut. Doch schon zu Lebzeiten wurde sein Werk auf vielfältige Weise geehrt. So erklärte man es bereits 2002 zu einem „nationalen Schatz“, 2007 dann waren Knight und der Berg sogar in dem Film „Into the Wild“ zu sehen. Und so bleibt zu hoffen, dass Knights Lebenswerk und seine Botschaft der Hoffnung auch zukünftig noch lange zu bestauenen sind.