24. Februar 2023, 14:22 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Schon beim Anblick wird einem schwindelig: Auf der Spitze einer 40 Meter hohen Felsensäule in Zentral-Georgien steht eine winzige Kirche. Rauf kommt man nur per Leiter – wenn der einzige Bewohner seine Erlaubnis dazu erteilt.
Es war vermutlich im 7. Jahrhundert nach Christus, als Mönche auf dem schmalen Kalkstein-Monolithen Katskhi nahe der georgischen Stadt Chiatura eine kleine Kirche errichteten. Die Mönche folgten damit der Tradition der sogenannten Styliten – Heilige, die auf Säulen lebten, um den Verführungen der Welt zu entgehen. Mit dem Einfall der Osmanen in Georgien im 15. Jahrhundert starb diese Praxis jedoch aus.
Über die folgenden Jahrhunderte blieb der Katskhi-Felsen sich selbst überlassen, die Kirche verfiel mehr und mehr. Erst 1944 erklomm eine Gruppe Bergsteiger den Monolithen erstmals wieder – und entdeckte in den Ruinen die Gebeine eines früheren Säulenheiligen.
Seit 30 Jahren lebt ein Einsiedler auf dem Katskhi-Felsen
1993 erhielt der Katskhi-Felsen erstmals wieder einen Bewohner: Der orthodoxe Mönch Maxime Qavtaradze (heute 66) entschied sich nach einem Bericht der britischen „Daily Mail“, ein Leben nach dem Vorbild der Säulenheiligen zu führen und zog in 40 Meter Höhe. „Als ich jung war, trank ich, habe Drogen verkauft, all so was. Als ich im Gefängnis landete, wusste ich, dass die Zeit für eine Veränderung gekommen war“, sagt der frühere Kranführer in einem Interview über seinen ungewöhnlichen Weg. Inzwischen lebt er seit fast 30 Jahren auf dem Felsen. Zwischen 2005 und 2009 haben Freiwillige die ehemalige Kirchen-Ruine wieder aufgebaut und eine kleine Hütte errichtet.
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Rauf kommt so einfach keiner
Es ist ein totales Einsiedlertum, das der orthodoxe Mönch auf dem gerade mal 10 mal 15 Meter breiten Katskhi-Felsen führt. Essen und Wasser schicken ihm Dorfbewohner per Seilzug rauf. Nur zweimal pro Woche verlässt Maxime Qavtaradze seinen Felsen, um an dessen Fuß in der Gemeinschaft anderer Mönche zu beten. Der Abstieg über die steile Leiter dauert jedes Mal etwa 20 Minuten. Unten hat sich inzwischen eine kleine religiöse Gemeinde niedergelassen, und öfters schauen Pilger vorbei, die vom georgischen Säulenheiligen gehört haben.
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Nur auf Maximes Felsen kommt so leicht niemand rauf. Für Frauen ist der Felsen ohnehin tabu, schließlich könnten die weiblichen Reize den orthodoxen Mönch von seinen spirituellen Aufgaben ablenken.
Einer hat es schon nach oben geschafft: Der neuseeländische Fotograf Amos Chapple durfte den modernen Säulenheiligen vor einigen Jahren für eine CNN-Fotoreihe ablichten. Zuvor musste Chapple jedoch vier Tage lang im Gebet am Fuße des Felsens ausharren, bevor der Mönch ihm die Erlaubnis zum Aufstieg erteilte.