8. März 2022, 15:23 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Straßen und Autos sucht man im niederländischen Ort Giethoorn vergeblich. Alle Wege führen hier über das Wasser, und das bereits seit Jahrhunderten. Mitunter muss man aber auch hier mit Stau rechnen: Denn mittlerweile hat sich das „Venedig der Niederlande“ zu einem Touristenmagneten entwickelt. TRAVELBOOK stellt den Ort vor.
Nur eine gute Stunde Fahrzeit von der niederländischen Hauptstadt Amsterdam entfernt liegt ein Ort wie aus einem modernen Märchenbuch. Mitten im Nationalpark Weerribben-Wieden in der Provinz Overijssel befindet sich mit dem kleinen Giethoorn wohl eine der romantischsten Kleinstädte in ganz Europa. Denn durch Giethoorn fahren keine Autos, sondern nur Boote. Auch gibt es im Ortskern keinerlei asphaltierte Straßen, dafür aber ein kilometerlanges Netz aus Wasserkanälen.
Wer in Giethoorn von A nach B kommen möchte, ist schon seit jeher auf das eigenwillige Wegenetz angewiesen. Dieses entstand laut der offiziellen Seite des Ortes bereits vor Jahrhunderten, und zwar aus reiner Zweckmäßigkeit. Demnach lebten die Menschen in der Gegend früher vor allem vom Torf-Abbau, den sie aus dem Boden stachen. Im Laufe der Zeit entstanden zwischen ihren Häusern kleine Tümpel und Seen, da die teils meterdicken Torfschichten mitunter bis ans Grundwasser reichten.
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Giethoorn entstand durch Torf-Abbau
Um nun den Torf transportieren zu können, hoben die Menschen eben jene Gräben und Kanäle aus, die Giethoorn schon bald den romantischen Beinamen „Venedig der Niederlande“ bescheren sollten. Auf kleinen Segelbooten, den sogenannten Puntern, wurde der Torf damals transportiert. Der kostbare Rohstoff diente hier bereits im Mittelalter als Brennstoff. Noch bis 1920 wurde in und um Giethoorn der Torf gestochen, bevor er ausging und seine weitere Förderung unrentabel wurde.
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Zurück blieb das kilometerlange Wegenetz aus kleinen Wasserstraßen, auf denen sich heute noch Einheimische wie auch Touristen durch Giethoorn bewegen. Die entschleunigte Art des Verkehrs und natürlich auch die Ähnlichkeit mit dem legendären Venedig zieht pro Jahr mehr als eine Million Besucher in die kleine Stadt, die mittlerweile sehr gut vom Tourismus profitiert. Besucher bewegen sich hier natürlich vor allem zu Wasser, aber auch Wanderungen oder Radtouren durch das Märchendorf sind dank insgesamt 176 Brücken möglich.
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Touristenmassen zu Wasser und an Land
Tatsächlich ist Giethoorn an Romantik kaum zu überbieten. Reetgedeckte Backsteinhäuser liegen inmitten der Kanäle auf kleinen Inseln verstreut. Touren auf dem Wasser kann man laut „Giethoorn Village“ selbstständig mit geräuscharmen Elektrobooten machen, sich einer geführten Fahrt anschließen ofrt per Stand-up-Paddelboard die Kanäle des „Venedig der Niederlande“ erkunden. Bei der hohen Anzahl an Tagesgästen muss man aber wohl mitunter auf dem Wasser mit Stau rechnen. Und sogar im Winter ist der Ort noch ein Touristenmagnet, denn dann gehen unzählige Menschen auf dem Kanälen Eislaufen.
Außerhalb des autofreien Dorfkerns gibt es extra Parkplätze, wo Besucher ihre Fahrzeuge während des Besuchs abstellen können. Die Kleinstadt ruft angesichts der massiven Besucherzahlen nachdrücklich zu einem rücksichtsvollen Miteinander auf. So sind die 176 Brücken von Giethoorn im Privatbesitz der Inselbewohner, und sollten daher nicht zu lange als Foto-Hotspot „zweckentfremdet“ werden. Das Radfahren im Dorfkern ist mit besonderer Umsicht auszuüben, da es hier keinen gesonderten Weg für die Drahtesel gibt.
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Die Auswahl für Touristen ist in dem kleinen Giethoorn sehr groß. So können sie unter 25 verschiedenen Bootsverleihern entscheiden, für das leibliche Wohl sorgen zahlreiche Restaurants, teils sogar mit Michelin-Stern. Ab 15 Euro pro Stunde kann man ein kleines Boot leihen, der Preis für die Teilnahme an einer „Kreuzfahrt“ kostet jahreszeitabhängig zwischen sechs und zwölf Euro. Wer eine private (Gruppen-)Tour mit Guide möchte, muss schon etwas tiefer in die Tasche greifen. Angebote gehen bei etwa 100 Euro los.