25. Januar 2025, 16:11 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
In der kambodschanischen Kleinstadt Skun gibt es den vielleicht skurrilsten Markt der Welt. Denn dort werden zahllose Arten von essbaren Insekten verkauft, was den Ort über die Jahre zu einer der größten Touristenattraktionen in dem Land gemacht hat. Der größte Renner sind frittierte Vogelspinnen, die man von hier sogar per App bestellen kann. Mittlerweile geht der Hype soweit, dass die Tiere dadurch sogar bedroht sind.
Etwa 70 Kilometer entfernt von der kambodschanischen Landeshauptstadt Phnom Penh befindet sich ein Ort, der seit einigen Jahren landes-, wenn nicht weltweite Berühmtheit genießt. Zu verdanken ist das den zumindest für europäische Gaumen wohl sehr gewöhnungsbedürftigen Spezialitäten, die es dort zu kaufen gibt. Denn auf dem Markt des Ortes Skun, mitunter auch Skuon geschrieben, sind essbare Insekten der große Renner. Besonders frittierte Vogelspinnen bestellen Einheimische wie mutige Touristen gerne. Doch das geht mittlerweile so weit, dass die Tiere immer seltener werden.
Laut „Arte“ war der Insektenmarkt in Skun ursprünglich einmal nichts weiter als ein einfacher Rastplatz entlang der Nationalstraße 6 nach Phnom Penh. Seit jeher wurden hier alle erdenklichen Arten von Krabbeltieren verkauft, von Tausendfüßlern und Heuschrecken über Skorpione und Würmer bis hin zu den heute so beliebten frittierten Vogelspinnen. In Asien ist der Verzehr von Insekten weit verbreitet, und viele Kambodschaner glauben sogar an eine medizinische Wirkung, die der ungewöhnlichem Snack habe. Fest steht tatsächlich: Insekten sind reich an ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen, Mineralien, Proteinen und Ballaststoffen. Immer wieder werden sie daher zur Bekämpfung des Welthungers ins Spiel gebracht.
Entstanden durch eine Hungersnot
Seinen Ursprung hat der Insektenmarkt in Skun der Seite „Cambodgemag“ zufolge wohl schon in den 1970er Jahren. In dieser Zeit herrschte in Kambodscha das Terrorregime der Roten Khmer, und in dem Ort grassierte eine Hungersnot. In Ermangelung anderer Nahrung gingen die Einheimischen daher irgendwann dazu über, Spinnen und andere Insekten zu essen. Aus der Not wurde ein mittlerweile auch bei internationalen Touristen beliebter Trend, der Skun sogar den Beinamen „Spinnendorf“ einbrachte. Besonders gerne werden die Tiere in Teig frittiert bestellt, serviert mit Kräutern und auf einem Bett von Nudeln oder Reis.
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Der Insektenmarkt von Skun ist mittlerweile so beliebt, dass Verkäufer ihre heiße Ware per App landesweit ausliefern (lassen). Populär ist der skurrile Umschlagplatz vor allem bei Besuchern aus anderen asiatischen Ländern wie China, Korea und Vietnam. Aber auch Europäer sieht man hier mittlerweile immer häufiger. Eine Box mit Insekten bekommt man schon für etwa 1500 kambodschanische Riel, was umgerechnet aktuell 36 Cents sind. Wem das dann doch zu ungewöhnlich ist, kann vor Ort aber auch ganz gewöhnliche Dinge wie Obst und Gemüse erstehen.
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Schattenseite des Hypes
Tatsächlich hat der Hype um den Insektenmarkt in Skun eine spürbare Schattenseite. Denn vor allem die besonders beliebten Vogelspinnen werden mittlerweile in der Region so intensiv bejagt, dass sie deutlich seltener geworden sind. Auch die fortschreitende Abholzung der lokalen Wälder hat auf den Bestand der Tiere einen dramatisch negativen Effekt. Die einzige Folge, die sich bisher jedoch bemerkbar macht, ist ein deutlich gestiegener Preis vor Ort für die frittierten Vogelspinnen. Umwelt- und Naturschutz sind ansonsten in weiten Teilen Asiens noch immer ein eher neues Konzept.
Auf dem Portal „Tripadvisor“ haben viele Nutzer Kommentare zum Insektenmarkt von Skun hinterlassen. „Ein unglaublicher Ort mit so vielen verschiedenen Insekten“, schreibt einer. Ein anderer gesteht: „Wir konnten uns einfach nicht überwinden, das hier angebotene Essen zu probieren. Nicht einmal die super frischen Spinnen.“ Ein Dritter meint: „Sicher nicht Jedermanns Geschmack, aber ein interessanter und spezieller lokaler Markt.“