18. Februar 2024, 14:33 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Unweit des Ortes Largs an der Westküste von Schottland liegt eines der wohl skurrilsten Schlösser der Welt. Erbaut im 12. Jahrhundert, lockt Kelburn Castle heute Besucher in Scharen an. Denn das noble Herrenhaus, in dem immer noch eine Adelsfamilie lebt, ist ein einzigartiges Street Art-Kunstwerk. 2007 durften sich hier einige der bekanntesten brasilianischen Graffiti-Künstler verewigen. Und zwar direkt auf den altehrwürdigen Mauern.
Es ist ein Anblick, der wie ein Widerspruch in sich wirkt. Und jedes Jahr zahllose Touristen anzieht. Nahe des kleinen schottischen Ortes Largs an der Westküste des Landes steht eines der ungewöhnlichsten Schlösser weltweit. Nun sind ja solche altehrwürdigen Bauten nicht selten auch dafür bekannt, beeindruckende, über Jahrhunderte zusammengetragene Kunstsammlungen zu beherbergen. Doch Kelburn Castle ist da etwas anders. Hier hat man die Kunst direkt auf den Außenmauern des Baus verewigt. Und zwar in Form von knallbunten Graffiti-Gemälden.
Laut der offiziellen Seite des Schlosses entstand Kelburn Castle etwa um das Jahr 1143, und war damals nicht viel mehr als ein hölzerner Turm. Im Laufe der Jahrhunderte erweiterten verschiedene Besitzer den Bau, und seit dem Jahr 1700 befindet es sich im Besitz einer Adelsfamilie, die seitdem auch die Earls von Glasgow stellen. Bis 1880 erweiterten diese das imposante Herrenhaus sukzessive, fügten mehrere Flügel an. Seinen Namen erhielt das Schloss schließlich von dem Sohn des sechsten Earl. Dieser wurde laut der Zeitung „The Herald“ 1892 zum Gouverneur von Neuseeland ernannt, und taufte es nach dem Ort Kelburn, der heute in der Peripherie der Hauptstadt Wellington liegt.
Das Graffiti-Schloss
Vermutlich wäre Kelburn Castle heute im an Schlössern nicht gerade armen Großbritannien auch gar kein besonders herausstehender Ort. Wäre da nicht seine einzigartige Open Air-Galerie, die Graffiti-Künstler 2007 auf seine alten Wände sprühten. Der aktuelle Earl selbst lud dazu vier Künstler aus Brasilien ein, die sich gemeinsam mit einheimischen Sprayern auf dem Gemäuer verewigen durften. Gedacht war die Aktion als „Projekt der Kontraste und Zusammenarbeit, das Brücken zwischen Kulturen baut“, wie die offizielle Webseite schreibt.
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Für etwa einen Monat lebten die Künstler gemeinsam mit den Besitzern von Kelburn Castle auf dem Anwesen, um ihre Werke in Ruhe zu gestalten. Mit dabei waren unter anderem die Brasilianer Francisco Rodrigues da Silva, auch bekannt als Nunca. Zudem die Zwillinge Otavio und Gustavo Pandolfo sowie Otavios Frau Nina. Gemeinsam schufen sie das einzigartige Gesamtkunstwerk, das heute noch Besucher aus der ganzen Welt nach Schottland lockt. 2011 ernannte es ein bekannter Graffiti-Experte zu einem der 10 besten Beispiele für Street Art.
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Campen und heiraten möglich
Doch nicht nur die Wandbilder locken heute Besucher nach Kelburn Castle. Vor allem junge Gäste sind begeistert von dem weitläufigen Park, in dem sich unter anderem der „Secret Forest“ befindet, ein Waldstück mit zahlreichen, teils von Märchen inspirierten Attraktionen. Der Eintritt beträgt drei Pfund (knapp 3,50 Euro). Dann ist da noch das „Unendliche Tal“, in dem man entlang eines Bachlaufes sowohl die schöne Natur als auch weitere Open Air-Kunstwerke erkunden kann. Auf dem weitläufigen Gelände gibt es auch zahlreiche Wanderwege zu entdecken. Wer Glück hat, sieht vielleicht sogar eines der auf dem Kelburn Estate lebenden Wildtiere.
Ungewöhnlich ist auch die Möglichkeit, auf dem Areal um Kelburn Castle zu campen oder in einer Jurte zu übernachten. Und wer noch eine wirklich einzigartige Hochzeits-Location sucht, ist hier ebenfalls richtig. Verschiedene Lokalitäten für bis zu 200 Gäste stehen zur Verfügung. Zudem finden hier regelmäßig Veranstaltungen statt. In der Wintersaison von Oktober bis April ist der Schloss-Parkplatz von 10-16 Uhr geöffnet, die Parkgebühr beträgt fünf Pfund (knapp sechs Euro). Da das Schloss auch aktuell noch bewohnt ist, können sich die Öffnungszeiten jedoch jederzeit ändern, weshalb ein Blick auf die offizielle Webseite vor dem Besuch empfehlenswert ist.