20. September 2021, 6:41 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Vor fast 70 Jahren verschwand die St. Nikolaus-Kirche in den Fluten des damals neu gebauten Mavrovo-Stausees. Heute ist sie trotzdem eine kleine Touristenattraktion. Denn bei niedrigem Wasserstand taucht das Gotteshaus regelmäßig wieder auf.
Es gibt Ereignisse, bei denen kann man einfach nicht anders, als an göttliche Fügung zu denken. Auch, wenn man vielleicht gar nicht unbedingt gläubig ist. Vielen dürfte es wohl im Fall der St. Nikolaus-Kirche in Nordmazedonien so gehen. Denn das Gotteshaus war bereits, sprichwörtlich, dem Untergang geweiht. Und existiert dennoch bis heute.
Laut der offiziellen Seite des Ortes wird 1853 in dem Ort Mavrovo die kleine, aber doch prunkvolle St. Nikolaus-Kirche gebaut. Verziert mit Deckenfresken und Heiligenfiguren, ist sie der ganze Stolz des gläubigen Dorfs. Zu diesem Zeitpunkt kann keiner wissen, dass sie gerade einmal 100 Jahre existieren soll – nur, um danach „von den Toten aufzuerstehen“. Doch der Reihe nach.
Ein Wunder oder der Wille Gottes?
1953 wird beschlossen, dass die Kirche zugunsten eines Damms und dem dazugehörigen Stausee-Projekt weichen soll. Ein Wasserkraftwerk soll die Region fortan mit Energie versorgen – und die St. Nikolaus-Kirche wird zum Bauernopfer.
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Alles von religiösem Wert wird also aus dem Gotteshaus heraus geschafft, und in eine andere Kirche gleichen Namens verbracht. Schon bald darauf verschlingt der Mavrovo-See den Ort mitsamt seinem Wahrzeichen. Die tragische Geschichte versinkt in den Folgejahren wortwörtlich in Vergessenheit. Doch in einem besonders trockenen Sommer fällt der Wasserspiegel des Stausees rapide. Und die St. Nikolaus-Kirche taucht unerwartet wieder aus den Fluten auf.
Die wiederauferstandene Kirche
Das Dach eingefallen, das Innere schwer beschädigt, aber dennoch steht sie wieder da. Für die Gläubigen ist das auch heute noch ein Zeichen Gottes, dass er ihre Kirche niemals verschwinden lassen wird. Glaubt man der Seite „Abandoned Spaces“, wird dieser Umstand noch erstaunlicher, als dass das Wasser demnach alle anderen Gebäude des alten Mavrovo komplett vernichtet hat.
Heute ist die St. Nikolaus-Kirche längst eine kleine Sensation unter Einheimischen wie Touristen. Denn in den trockenen Sommern, wenn der Pegel des Mavrovo-Sees sinkt, kann man sie nicht nur sehen, sondern sogar besuchen. Laut der touristischen Seite „Journey Macedonia“ ist es bei niedrigem Wasserstand möglich, hinüber zu dem zu Gotteshaus laufen. Und eines ist sicher: Nicht nur für religiöse Menschen dürfte ein Besuch hier ein einmaliges Erlebnis sein.