7. Januar 2024, 15:01 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Vor der Küste der griechischen Insel Andros befindet sich mit dem Leuchtturm von Tourlitis die vielleicht größte Touristenattraktion der Insel. Denn das Signalfeuer steht auf einem kleinen Felsen mitten im Meer und sieht aus wie eine Kulisse aus einem Fantasy-Film. Doch dass es ihn heute überhaupt noch gibt, ist einer Tragödie zu verdanken.
Vor der Küste von Andros, dem nördlichsten Eiland der griechischen Kykladen, befindet sich der vielleicht größte Touristenmagnet der Insel. Wie eine Fata Morgana ragt dort aus dem Meer ein Turm, der an die Festung eines Zauberers erinnern mag. Märchenfilm-reif ist die Kulisse allemal, denn der Leuchtturm von Tourlitis thront auf einem von Wind und Wellen seit Urzeiten verwitterten Felsen. Und sieht sprichwörtlich so fantastisch aus, dass ihn sich auch jemand ausgedacht haben könnte.
Laut der offiziellen touristischen Webseite der Insel Andros begann der Bau des Leuchtturms von Tourlitis im Jahr 1887. Zehn Jahre später, am 1. Januar 1897, nahm er dann erstmals seinen Betrieb auf. Mit einer Höhe von sieben Metern konnte das Signalfeuer noch aus bis zu elf Seemeilen Entfernung von Schiffen gesehen werden. Und ein echter Pionierbau war es zudem, denn es handelte sich um den ersten automatisch betriebenen Leuchtturm in Griechenland überhaupt.
Neubau als Andenken
Brauchten frühere Modelle ständige Überwachung, um ihre Funktionstüchtigkeit zu sichern, klappte das beim Leuchtturm von Tourlitis nun viel einfacher und störungsfreier. Dennoch war dem ersten vor der Küste von Andros stehenden Turm nur ein sehr kurzes Dasein beschert. Denn im September 1943 bombardierte die Deutsche Luftwaffe die damals unter der Kontrolle der Italiener befindliche Insel. Und zerstörte dabei auch das Monument, das heute wieder das Wahrzeichen von Andros ist.
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Doch dass der Leuchtturm von Tourlitis seit 1995 überhaupt wieder in Betrieb gehen konnte, ist einer tragischen Geschichte geschuldet. Denn sein Wiederaufbau kam nur durch eine großzügige Spende zustande. Diese leistete die von Andros stammende Goulandris-Familie, schwerreich geworden als Reeder und Öltanker-Magnaten. Sie widmeten den Meereswächter, der seitdem wieder seinen Dienst versieht, dem Andenken ihrer jüngst verstorbenen Tochter Violanda.
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Auf einer Briefmarke verewigt
So hat es der Leuchtturm von Tourlitis mittlerweile zu einiger Berühmtheit gebracht. Und das nicht nur als spektakuläres Fotomotiv zahlloser Instagram-Feeds. Die griechische Post hat 2009 eine Briefmarkenserie zum Thema „Leuchttürme von Griechenland“ herausgebracht, auf der auch das Signalfeuer von Andros verewigt ist. Skurrilerweise ist eine der anderen Sehenswürdigkeiten auf der Insel ausgerechnet das Wrack des vor der Küste aufgelaufenen Schiffes „Semiramis“ bzw. „Elina“, wie man unter anderem bei dem Portal Tripadvisor sehen kann.
Der Seite „All over Greece“ zufolge war das Frachtschiff 1990 aus ungeklärten Gründen ausgebrannt. Daraufhin sollte es im September 1996 in die türkische Aliağa-Abwrackwerft gebracht werden. Stattdessen strandete es im Zuge des Transports vor Andros, wo Wind und Wellen es an die Küste spülten. Der Leuchtturm von Tourlitis hat also nicht etwa seinen Dienst schlecht versehen. Und steht noch heute unter seinen überall rund um den Globus zu findenden „Cousins“ als das vielleicht spektakulärste Funkfeuer der Welt.