26. April 2021, 6:21 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
In einem kleinen Ort in Nepal soll einst Buddha geboren worden sein. Heute ist Lumbini eine der wichtigsten Pilgerstätten weltweit, und wird jährlich von Hunderttausenden Gläubigen besucht. Wiederentdeckt wurde die heilige Stätte von einem Deutschen.
An den Ausläufern des Himalaya-Gebirges liegt im Südwesten von Nepal ein kleiner Ort namens Lumbini. Hier war es, wo sich vor mehr als 2600 Jahren eine Geburt ereignet haben soll, die den Lauf der Weltgeschichte veränderte. Kein geringerer als Prinz Siddharta Guatama soll hier zur Welt gekommen sein – heute ist er besser bekannt als Buddha.
Für die rund 500 Millionen Buddhisten auf der Welt ist Lumbini daher einer der wichtigsten Pilgerorte überhaupt. Seit 1997 ist er auch als Unesco-Welterbe anerkannt, wie auf der Seite der Organisation nachzulesen ist. Demnach wurde hier im Jahr 623 vor Christus das spirituelle Oberhaupt des Buddhismus geboren. Noch heute pilgern Hunderttausende Gläubige aus aller Welt nach Lumbini, um die besondere Energie zu spüren, die von dem Ort ausgeht.
Der Geburtsort von Buddha
Auf der Seite „Visit World Heritage“ wird die Geburt, an die die Buddhisten glauben, detailliert beschrieben. Demnach war Königin Mayadevi, die Mutter von Buddha, auf dem Weg von ihrem Regierungssitz in Kapilavastu nach Devadaha. Dort war sie selbst geboren worden. Bereits hochschwanger, machte sie in Lumbini Halt, da sie die Wehen nahen spürte.
Der Legende nach hatte sie zuvor einen Traum gehabt, der sie zu einem Baum führte. Unter diesem gebar sie dann schließlich ihren Sohn. Demnach lief der neugeborene Buddha direkt nach der Entbindung sieben Schritte und verkündete, diese werde seine letzte Wiedergeburt sein. Sodann wurde er in einem heiligen Teich gebadet, in dem sich vorher bereits auch seine Mutter gewaschen hatte. 35 Jahre nach seiner Geburt fand Prinz Siddharta schließlich die spirituelle Erleuchtung und wurde zu Buddha.
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Lumbini wird zur heiligen Pilgerstätte
Dass der genaue Ort, an dem Buddha geboren worden sein soll, heute überhaupt bekannt ist, ist einem anderen mächtigen Mann zu verdanken: Laut der Seite „Live History India“ konvertierte der nepalesische Herrscher Ashoka im Jahr 261 vor Christus zum Buddhismus. 12 Jahre später unternahm er eine Pilgerfahrt nach Lumbini. Dort angekommen, ließ er zum Gedenken eine Säule errichten, die fortan an die Geburt von Buddha erinnern sollte.
Von seinem Besuch derart ergriffen, erließ Ashoka daraufhin auch allen religiösen Pilgerern deren Steuerabgaben und senkte die Beiträge, die der Ort Lumbini bis dahin zu zahlen hatte. Demnach habe der Herrscher auch eine gewaltige Menge Gold gespendet und an der heiligen Stätte einen Tempel errichtet. Lumbini wurde daraufhin schon in der Folgezeit einer der wichtigsten Pilgerorte für Buddhisten weltweit.
Wiederentdeckung durch einen Deutschen
Bald schon breiteten sich jedoch in der Gegend der Hinduismus und auch der Islam immer weiter aus, und so geriet Lumbini mehr und mehr in Vergessenheit. Dürren und anschließende Hungersnöte, sowie Überschwemmungen und andere Naturkatastrophen könnten dazu beigetragen haben, dass einer der heiligsten Orte des Buddhismus schließlich verlassen wurde. Bis vor 120 Jahren wusste niemand mehr von seiner Existenz.
1896 schließlich wurde die Säule von Ashoka ausgerechnet von einem Deutschen wiederentdeckt. Alois Anton Führer war im Auftrag des indischen Amtes für archäologische Vermessungen beschäftigt, als er in einem Wald auf das Relikt stieß, das zum Teil schon von Erde bedeckt war. Die Nachricht von der Entdeckung machte wie ein Lauffeuer die Runde, denn auch Überreste des Mayadevi-Tempels fand man. Bereits 1890 stand demnach ein neuer Schrein an dem wiederentdeckten spirituellen Ort.
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Klöster und Hotels
Es folgten jahrzehntelange Ausgrabungen, bis man sich im Jahr 1978 dazu entschloss, den Ort zu einer würdigen Pilgerstätte für die Gläubigen auszubauen. Längst kamen diese wieder zu tausenden, Jahr für Jahr. Laut „Visit World Heritage“ entwarf man dafür der „Lumbini Masterplan“, für den man einen japanischen Architekten engagierte. Dieser erbaute rund um den Mayadevi-Tempel und die Säule von Ashoka eine gewaltige buddhistische Anlage von 4,8 Kilometern Länge und 1,6 Kilometern Breite.
Hier finden sich, eingebettet in Landschaftsparks, zahlreiche Meditations-Zentren und 30 Klöster, aber auch Hotels, ein Museum und sogar Shopping-Möglichkeiten. Das Besondere: Jedes der 30 Klöster wurde von einer anderen Nation entworfen. Es soll deren kulturelle und religiöse Werte repräsentieren – auch ein deutsches ist dabei. Besucher lernen auf ihrem Weg zum heiligen Mayadevi-Tempel und der Ashoka-Säule zudem etwas über den Buddhismus und seine Entwicklung über die Jahrtausende. Am Ende des Pilgerweges wartet auch noch ein Teich – dem Glauben nach derselbe, in dem einst Buddha und seine Mutter badeten.
Eine weitere sensationelle Entdeckung
Und auch der einstige Herrschersitz Kapilavastu, 30 Kilometer von Lumbini entfernt, lohnt einen Besuch. Hier soll Prinz Siddharta einst 29 Jahre lang im Luxus gelebt haben, bevor er zu Buddha wurde, und jeglichem weltlichen Besitz abschwor. Von archäologischer Bedeutung sind auch die Ausgrabungsstätten in Kudan und Devadaha, wo einst die „Götter-Mutter“ Mayadevi geboren wurde.
2013 dann machte man in den Jahrtausendealten Ruinen des Mayadevi-Tempels von Lumbini noch einmal eine spektakuläre Entdeckung, wie „Live History India“ berichtet: Man fand eine hölzerne Struktur, die vermutlich den ältesten buddhistischen Schrein überhaupt auf der Welt darstellt. Britische Archäologen schätzen, dass er aus dem 6. Jahrhundert vor Christus stammt. Demnach wuchs einst innerhalb des Schreins ein Baum – der Baum, unter dem Buddha geboren wurde?