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ER steht sogar im Guinness-Buch der Rekorde

Memorial Necrópole Ecumênica – Brasiliens bizarrer Hochhaus-Friedhof

Memorial Necrópole Ecumênica
Die Memorial Necrópole Ecumênica ist der größte vertikale Friedhof auf der ganzen Welt. Seit 1984 fanden hier bislang etwa 18.000 Begräbnisse statt Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

25. Februar 2023, 5:37 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Seit 1983 steht in der brasilianischen Hafenstadt Santos der wohl ungewöhnlichste Friedhof der Welt. Denn er ist nicht etwa, wie gewöhnlich, ebenerdig, sondern erhebt sich als 14-stöckiges Hochhaus über die Stadt. Dafür steht er sogar im Guinness-Buch der Rekorde – und hat seit Januar 2023 einen sehr berühmten neuen „Mitbewohner“.

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Im südbrasilianischen Santos, der bedeutendsten und größten Hafenstadt in Lateinamerika, steht ein wahrhaft bizarres Hochhaus. Zwar gibt es hier unzählige Wolkenkratzer, doch ist dieses Hochhaus auf eine makabre Art einzigartig. Denn in der Memorial Necrópole Ecumênica, so der Name, wohnen keine Menschen. Nun ja, zumindest keine lebenden. Der Ort ist der größte vertikale Friedhof der Welt, ein gigantisches Denkmal für Verstorbene. Seit fast 40 Jahren werden hier auf insgesamt 14 Stockwerken Menschen bestattet – das Konzept ist so erfolgreich, dass es in anderen Ländern längst Nachahmer hat.

Die Geschichte der Memorial Necrópole Ecumênica beginnt im Jahr 1983. Der argentinische Geschäftsmann José Salomon Alstut, genannt Pepe, hat eine wahrhaft ungewöhnliche Vision. Er hat laut offizieller Seite des Hochhaus-Friedhofs bemerkt, dass Beerdigungen in Santos sich oft schwierig gestalten. Wegen des hohen Grundwasserspiegels in der Stadt werden Menschen bis dahin oft sprichwörtlich im Schlamm begraben. Alstuts Idee: ein Hochhaus nur für die Toten, in dem sie wirklich in Frieden und Würde ruhen können. Es ist der Beginn einer wahrhaft ungewöhnlichen Geschichte.

Platz für bis zu 25.000 Gräber

Denn mit der Memorial Necrópole Ecumênica entsteht nicht nur der erste vertikale Friedhof Lateinamerikas, sondern ein Bauwerk der Superlative. 108 Meter hoch, mit Platz für dereinst bis zu 25.000 Gräber. Auf einer Fläche von 40.000 Quadratmetern findet man hier heute außerdem einen tropischen Garten mit einem Vogelhaus, ein 24 Stunden geöffnetes Restaurant und sogar ein Museum für klassische Autos. Etwa 18.000 Gräber sind seit der Entstehung des ungewöhnlichen Gedenkortes bereits vergeben worden. Am 28. Juli 1984 fand hier das erste Begräbnis statt.

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In insgesamt vier luxuriös ausgestatteten Räumen können Angehörige nach einer Beerdigung in der Memorial Necrópole Ecumênica noch in Ruhe verweilen und trauern. Man kann hier aus verschiedenen „Services“ wählen, zum Beispiel einer Einäscherung oder der Bestattung in einem eigenen Mausoleum mit Glastür, wie Bilder der Webseite zeigen. Der Raum wird nach den Wünschen des Verstorbenen bzw. dessen Familie entsprechend eingerichtet und dekoriert. Wer es nicht ganz so exklusiv haben möchte oder sich leisten kann, hat auch die Möglichkeit, in einer Art riesigem Aktenschrank die letzte Ruhe zu finden. Und natürlich gibt es auf Wunsch auch einen All-Inclusive-Service, der sich neben dem Begräbnis um sämtliche behördlichen Angelegenheiten kümmert.

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Legendärer neuer „Mitbewohner“

Als größter vertikaler Friedhof der Welt hat die Memorial Necrópole Ecumênica sogar einen Platz im Guinness-Buch der Rekorde. Und wenig überraschend gibt es längst auf der ganzen Welt Nachahmer des Konzepts. So zum Beispiel in Israel, wie „CNN“ berichtet. Im Moshka Tower in der indischen Stadt Mumbai gibt es zum Beispiel einen vertikalen Friedhof, der sogar über vier unterschiedliche Bereiche für Anhänger verschiedener Glaubensrichtungen verfügt.

Das Memorial Necrópole Ecumênica sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Schlagzeilen. So zum Beispiel 2014, als der Kurzfilm „Room with a view“ beim Toronto International Film Festival Premiere feierte. Der Streifen erzählt die Geschichte des wohl ungewöhnlichsten Friedhofs der Welt. Und der hat erst kürzlich einen neuen, überaus berühmten „Mitbewohner“ gefunden. Am 3. Januar 2023 wurde hier Edson Arantes do Nascimento beigesetzt, besser bekannt als Pelé. Die Legende des brasilianischen Fußballs hatte sich laut dem „Guardian“ hier bereits im Jahr 2003 einen „Platz“ gesichert. Einen Großteil seiner Karriere verbrachte Pelé beim dem Club FC Santos.

Memorial Necrópole Ecumênica
Zwei Statuen des jüngst verstorbenen Fußball-Idols Pelé flankieren den Eingang zur Memorial Necrópole Ecumênica. Am 3. Januar 2023 fand er hier seine letzte Ruhestätte Foto: Getty Images

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Der Ort, so sagte Pelé bereits früher öffentlich, vermittle ihm ein Gefühl von „spirituellem Frieden und Ruhe“. Er habe sich das Memorial Necrópole Ecumênica ausgesucht, eben weil es nicht aussehe wie ein gewöhnlicher Friedhof. An den Nationalhelden wird hier künftig ein 200 Quadratmeter großes Mausoleum erinnern, dekoriert wie ein Fußballstadium. Sein Körper wird, einbalsamiert für die Ewigkeit, auf dem Rasen dieser künstlichen Arena seine letzte Ruhe finden. Diverse Familienmitglieder von Pelé wie auch sein Teamkamerad Antonio Wilson Honorio, genannt Coutinho, ruhen bereits hier.

Themen Brasilien Südamerika
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