24. Mai 2021, 13:19 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Vor knapp 80 Jahren entstand in Mexiko der Vulkan Paricutín. Sein Ausbruch dauerte neun Jahre, und er verschlang dabei den kleinen Ort San Juan Parangaricutiro. Doch gerade diese Tragödie bedeutete für die Bewohner der Gegend den Beginn eines neuen Lebens.
Es ist der 20. Februar 1943, als sich nahe dem kleinen Ort San Juan Parangaricutiro im mexikanischen Bundesstaat Michoacán das Tor zur Hölle auftut. Unter einem Maisfeld zerreißt plötzlich die Erde, Rauch steigt auf. Wenig später gibt es eine Explosion, und aus dem Spalt schiebt sich Gestein an die Erdoberfläche. Was auf Augenzeugen wirken muss wie das Jüngste Gericht, ist in Wahrheit die Geburt des Vulkans Paricutín.
Wie „Deutschlandfunk“ berichtet, läuft der Bauer Dionisio Pulido, auf dessen Feld sich die Naturgewalt ereignet, geschockt zurück ins Dorf, um seine Mitmenschen zu warnen. Nach nur einer Woche haben die andauernden Eruptionen seinen Mais bereits 150 Meter tief begraben. Die stetig weiter austretende Lava nähert sich San Juan Parangaricutiro. Schließlich müssen die Bewohner fliehen. Tatenlos sehen sie mit an, wie ihre Häuser, ihre Existenz verschlungen werden.
Das Wunder von San Juan Parangaricutiro
Doch in all der Zerstörung geschieht auch ein Wunder: Die Wut des Paricutín macht plötzlich halt. Und verschont die Kirche von San Juan Parangaricutiro. Der Vulkan bleibt aber weiterhin aktiv, noch neun Jahre lang dauert seine Entstehung. Ein weiteres Dorf fällt ihm zum Opfer. Durch den sehr langsamen Fluss der Lava kommt zum Glück niemand zu Tode. Erst 1952 bricht der Vulkan nicht mehr aus, da ist der Paricutín bereits 424 Meter hoch. Und San Juan Parangaricutiro längst eine kleine Sensation.
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Denn die Nachricht von der Geburt des Vulkans erregt mitten im Zweiten Weltkrieg rund um den Globus Aufsehen. Schon früh kommen Forscherteams aus Mexico City und dem Ausland, um den Paricutín zu bestaunen. Es dauert nicht lange, dann ist San Juan Parangaricutiro ein Touristenmagnet, vor allem Menschen aus den USA wollen das Wunder der Lava-Kirche sehen.
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Der Vulkan Paricutín wird zum Touristenmagnet
Wie das Magazin „Forbes“ schreibt, fliegen zu dieser Zeit nicht selten sogar Flugzeuge auf der Strecke von Los Angeles nach Mexico City einen Umweg, damit die Passagiere aus der Luft einen Blick auf San Juan Parangaricutiro und den Vulkan werfen können. Bereits 1947 kommt Hollywood und dreht hier das Finale des Filmes „Der Hauptmann von Kastilien“. Im Hintergrund sieht man hier den rauchenden Paricutín.
Laut „Deutschlandfunk“ war der Ausbruch des Vulkans natürlich zunächst einmal eine Tragödie für die Bewohner von San Juan Parangaricutiro. Doch genau diese Katastrophe markierte für sie den Beginn eines neuen Lebens. Sie bauten zunächst einmal ihre Heimat wieder auf. Heute verdienen die meisten Einwohner des Ortes ihr Geld mit dem Tourismus.
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Das sich die Geschichte von San Juan Parangaricutiro wiederholt, ist übrigens nicht auszuschließen. Die Region ist vulkanisch extrem aktiv, alle paar Jahre entsteht ein neuer Lavakegel. Meist bleiben sie jedoch klein, „sterben“ direkt nach dem Ausbruch wieder. Auch der Paricutín gilt heute als inaktiv, deshalb kann man ihn sogar besteigen. Die User des Portals Tripadvisor zeigen sich begeistert von der Erfahrung und natürlich dem Besuch des mexikanischen Pompeji. „Gruselig, aber wunderschön“, schreibt eine Nutzerin. Ein anderer meint: „Eines der natürlichen Weltwunder.“ Eine dritte sagt: „Eine unglaubliche Erfahrung.“