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Mikronation

Nachitschewan – die außergewöhnliche Exklave Aserbaidschans

Nakhchivan
Blick auf den Batabat-See der Mikronation Nachitschewan Foto: iStock/Anar Aliyev
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TRAVELBOOK Redaktion

15. Oktober 2021, 15:20 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Sie liegt auf armenischem Staatsgebiet, gehört aber zu Aserbaidschan – und laut Glauben vieler Einwohner soll der biblische Noah genau hier mit seiner Arche gestrandet sein. Die Mikronation Nachitschewan ist auch sonst ein äußerst ungewöhnlicher Ort…

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Rund um die Welt gibt es zahlreiche sogenannte Mikronationen, also Staaten, die sich irgendwann einmal von ihrem ursprünglichen Mutterland abgespalten haben, um zukünftig in Unabhängigkeit zu existieren. Die meisten von ihnen sind offiziell nicht anerkannt, dennoch haben sie eine eigene Regierung und teilweise sogar eine eigene Währung. Eine der ungewöhnlichsten dieser Mikronationen ist wohl Nachitschewan.

Fangen wir an mit der Tatsache, dass Nachitschewan offiziell auch heute noch zu Aserbaidschan gehört, aber auf dem Territorium des Nachbarlandes Armenien liegt. 450.000 Menschen leben laut „BBC“ hier, seit sich der kleine Staat 1991 als allererster von der auseinander brechenden Sowjetunion abspaltete und sich Aserbaidschan anschloss. Heute wird Nachitschewan als autonome Republik bezeichnet.

In Nachitschewan ist der Glaube an Noah tief verwurzelt

Nakhchivan
Der Berg Ilandag sieht tatsächlich ein wenig so aus, als könnte Noahs Arche einst darauf gelandet sein… Foto: iStock/Anar Aliyev

Normalerweise verbinden täglich fünf Linienflüge Nachitschewan City mit Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan und jeder, der ein Visum für das Land hat, darf auch nach Nachitschewan reisen. Was es dort zu sehen gibt? Zum Beispiel das Grab des biblischen Propheten Noah, der mit seiner Arche auf dem lokalen Berg Ilandag gelandet sein soll. Tatsächlich hat der Ilandag zwischen seinen zwei Gipfeln eine gewaltige Kerbe, die für alle Gläubigen natürlich nur von der Arche Noah verursacht worden sein kann. Auch dieser Umstand wird aber unter Kennern der Bibel unterschiedlich ausgelegt, denn auch der Berg Ararat an der türkisch-iranischen Grenze beansprucht für sich, Noah sei dort mit seiner Arche gelandet.

Doch damit ist der Berg nicht alleine: Laut „BBC“ beanspruchen mindestens fünf Orte weltweit diese Geschichte für sich. Doch der Glaube geht in Nachitschewan sogar so weit, dass sich, einigen Mutmaßungen zufolge, selbst der Name des Landes von dieser Legende ableiten könnte. So bedeutet Nachitschewan im alten Persisch so viel wie „Noahs Ort“ (Nakh=Noah, chivan=Ort). Es könnte aber auch eine Schöpfung aus zwei armenischen Wörtern sein, die zusammen soviel wie „Ort des Ursprungs“ bedeuten. Fakt ist: Viele Einwohner des Landes betrachten sich auch heute noch als direkte Nachfahren des Propheten.

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Nachitschewan produziert alles selbst

1988 wurde Nachitschewan zum Spielball der konkurrierenden Mächte Armenien und Aserbaidschan, die um eine andere Region namens Bergkarabach Krieg führten. Da Nachitschewan offiziell auf armenischem Gebiet liegt, kappten die Armenier aus Rache sämtliche Verbindungen des kleinen Staates an das restliche Aserbaidschan.

Dies führte jedoch zu einer außergewöhnlichen Entwicklung, denn die Einwohner von Nachitschewan fingen daraufhin gezwungenermaßen an, sämtliche benötigten Lebensmittel und Waren selbst herzustellen. So kommt heute nahezu alles, was die Menschen verzehren, aus dem eigenen Land, vom Obst über die Kräuter bis hin zum Fleisch und Fisch. Sogar ihr eigenes Salz bauen die Menschen dank einer riesigen Mine ab. Die Duzdag Salz-Höhle dient darüber hinaus auch noch als Erholungsort, da das Salz zahlreiche Atemwegs-Erkrankungen lindern kann.

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Laut „BBC“ verleihen diese Faktoren den Einwohnern von Nachitschewan einen großen „Nationalstolz“, was zu einem weiteren ungewöhnlichen Umstand beiträgt: Demnach helfen viele Bewohner der Hauptstadt an ihren freien Tagen dabei, herumliegenden Müll aufzusammeln oder auch Bäume zu pflanzen. Diese Praxis stamme noch aus der Zeit der Sowjetunion und heißt subotnik. Was aber auf den ersten Blick wie paradiesische Zustände anmutet, muss man durchaus hinterfragen: So gilt Präsident Vasif Talibov als mindestens autoritär. Die Profite aus der freiwilligen Arbeit seiner Bürger wirtschafte er demnach wohl vor allem in seine eigene Tasche.

Heute ist das Land wieder über Straßen und eine Bahnstrecke mit der Außenwelt verbunden. Von Aserbaidschan aus erreicht man es zum Beispiel über die Stadt Yevlax, von Armenien aus mit dem Zug über Yerevan.

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