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In Italien

Die Parmesanbank akzeptiert Käse als Sicherheit für Kredite

Tresorraum Parmesanbank
Alles Käse! Im Tresorrum des italienischen Geldinstitutes Credito Emiliano (Credem) lagern hunderttausende Laiber Parmesan. Man kann sie hier als Sicherheit abgeben, um einen Kredit zu erhalten Foto: NBCU Photo Bank/NBCUniversal via
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

10. August 2024, 14:09 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Das nord-italienische Bankinstitut Credito Emiliano (Credem) akzeptiert für zu vergebende Kredite eine ziemlich außergewöhnliche Sicherheit. Als Hypothek auf eine Vorauszahlung kann man hier einfach Parmesan-Käselaiber hinterlegen. Und das bereits seit mehr als siebzig Jahren. Das Geschäft mit dem wertvollen Lebensmittel läuft für die Parmesanbank so gut, dass auch ein namhafter deutscher Geldgeber mittlerweile in das Geschäft eingestiegen ist.

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In dem kleinen nord-italienischen Ort Montecavolo di Quattro Castella steht der wohl ungewöhnlichste Tresor der Welt. Denn er enthält nicht etwa Geld, sondern hunderttausende Laiber Parmesan-Käse. Das mittlerweile auch als Parmesanbank bekannte Institut Credito Emilianio (Credem) akzeptiert den Hartkäse nämlich als Sicherheit, um an Bittsteller Kredite zu vergeben. Und fährt damit seit über siebzig Jahre so gut, dass mittlerweile auch eine weltbekannte Bank aus Deutschland in dem Geschäft mit dem exklusiven Lebensmittel mitmischt.

Bereits seit 1953 bietet die Parmesanbank laut „Welt“ ihr ungewöhnliches Geschäftsmodell an. Das Prinzip ist einfach: Wer bei Credem einen Kredit haben möchte, kann als Sicherheit einen entsprechenden Gegenwert in Käselaibern hinterlegen. Ist der Bittsteller wieder flüssig, kann er seine köstlichen Schätze wie in einem Pfandhaus auslösen. Fällt einmal eine Zahlung aus, behält das Bankhaus den angezahlten Käse und verkauft ihn selbst. Je nach Qualitätsstufe und Preislage am Markt ist ein guter Parmesan bis zu drei Jahre alt und kann schon gerne einmal bis zu gut 700 Euro wert sein.

Käse im Wert von über 100 Millionen Euro

Der Käse-Kredit ist aber nicht nur für die Parmesanbank ein gutes Geschäft, sondern auch für die Antragssteller. Denn Credem bietet Lagermöglichkeiten für die teure Köstlichkeit, von denen vor allem kleine Händler nur träumen können. So reifen die Laiber in zwei Lagerhallen manchmal über Jahre, werden für eine optimale Entwicklung zum Beispiel täglich gewendet. Entsprechend der Nachfrage hat die Parmesanbank in ihren zwei „Filialen“ Platz für knapp eine halbe Million Käse-Räder. Die Werte, die sich somit hier stapeln, sind immens, liegen bei weit über 100 Millionen Euro.

Eine beinahe entsprechende Summe kann die Parmesanbank daher auch jederzeit für Kredite vergeben. An ihrem gesamten Darlehensvolumen von über 20 Milliarden Euro macht der Käse allerdings nur einen Bruchteil aus. Die Kunden lieben auch die Sicherheit, die ihnen die Lagerung ihrer Schätze bei der Credem garantiert. Denn es ist laut „Stern“ keine Seltenheit, dass in Käsereien eingebrochen wird, um den wertvollen Parmesan zu stehlen. 2003 wurde demnach sogar eine Tochtergesellschaft der Credem Opfer eines solchen Raubzuges. Diebe erbeuteten damals Ware im Gegenwert von etwa einer Million Euro.

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Unberechenbarer Markt

Für die Händler ist die Parmesanbank auch deshalb ein Segen, weil viele von ihnen bei einem regulären Geldinstitut gar kein Darlehen erhalten würden. Das liegt vor allem an dem schwer berechenbaren Markt für den edlen Käse. Im vergangenen Jahrzehnt brach der Preis zeitweise um bis zu 30 Prozent ein. Nicht wenige Hersteller wurden durch den Verfall ruiniert. Diese machen dafür wiederum die Dumpingpreise in Supermärkten, schlechtes Marketing und auch Überproduktion verantwortlich. Die Credem gibt dennoch an, dass ihre Ausfallrate für einmal gewährte Kredite gering sei.

Das Konzept ist nun bereits seit über 70 Jahren so erfolgreich, dass 2020 sogar die Deutsche Bank auf den Zug mit den Käse-Krediten aufsprang. Wie das „Handelsblatt“ damals berichtete, gewährte das weltweit renommierte Institut dem italienischen Unternehmen Ambrosi ein Darlehen über 27 Millionen Euro. Und akzeptierte als Sicherheit 125.000 Laibe der Sorten Parmesan und Grana Padano. Die Harvard Business School in den USA hat dem Phänomen sogar eine eigene Fallstudie mit dem Titel „Banking on Cheese“ gewidmet.

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