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Portmeirion Village

Die irre Geschichte, warum in Wales ein „italienisches“ Dorf steht

Portmeirion Village
Portmeirion Village sieht aus wie ein italienisches Dorf, liegt aber an der Küste von Wales. Es ist das Lebenswerk eines einzelnen Mannes. Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

2. Februar 2023, 14:01 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

An der Küste von Wales liegt im Snowdonia Nationalpark der Ort Portmeirion Village. Er sieht aus wie ein italienisches Dorf, und das ist kein Zufall. Ein Architekt erschuf ihn nach einem Jungentraum als sein Lebenswerk. Dafür brauchte er über 50 Jahre. Heute ist Portmeirion Village eine beliebte Kulisse für Filmdrehs und eine der größten Touristenattraktionen des Landes.

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Wer ein gutes Beispiel dafür sucht, wie viel Kraft Träume mitunter entfalten können, sollte unbedingt Portmeirion Village an der Küste von Wales besuchen. Gelegen im Snowdonia Nationalpark, mutet der kleine Ort an wie ein italienisches Dorf und kontrastiert die raue, walisische Küste mit mediterranem Flair. Wohl kaum jemand würde beim Anblick der bunten Häuser vermuten, dass Portmeirion Village vor fast 100 Jahren der Fantasie eines einzelnen Mannes entsprungen ist. Und dieser baute sich damit ein wahrhaft einzigartiges Lebenswerk.

Laut der offiziellen Tourismus-Seite von Wales ist die Existenz von Portmeirion Village der Idee des Architekten und Lebemannes Sir Bertram Clough Williams-Ellis zu verdanken. Schon als junger Mann habe dieser davon geträumt, direkt am Meer ein Dorf wie in Italien zu erschaffen. Nachdem er überall auf der Welt nach geeignetem Grund und Boden dafür gesucht hatte, besann er sich schließlich auf seine Heimat Wales. Ganz in der Nähe seines Familiensitzes erwarb er für die damals aberwitzige Summe von 5000 Pfund eine verfallene Villa mit einem Park auf einer Landzunge.

Ein echtes italienisches Dorf als Vorbild

Portmeirion Village
Das Stadtbild von Portmeirion Village ist dem italienischen Fischerdorf Portofino nachempfunden Foto: Getty Images

Er nannte den Ort Portmeirion Village. Eine Zusammensetzung aus den Worten Port, also Hafen, und Meirion, nach der Grafschaft, in der er noch heute liegt. Umgeben von einem zehn Hektar großen Waldgebiet, begann er in den 1920er Jahren mit der Errichtung seines Traumdorfes. Dafür sammelte er die Materialien für seine Häuser im Laufe der Jahre und erschuf mit Geduld und Beharrlichkeit eine einzigartige und authentische Kulisse. Portmeirion Village wurde sowohl zu seinem Lebenswerk als auch zu seinem Vermächtnis – Sir Bertram Clough Williams-Ellis baute von 1925 bis 1976 daran.

Der exzentrische Architekt wollte mit Portmeirion Village zeigen, dass man eine Gegend weiträumig bebauen kann, ohne ihre landschaftliche Schönheit zu zerstören. Das ist ihm auf eindrucksvolle Weise gelungen, wie Touristen aus der ganzen Welt seither feststellen können. Die Inspiration für seine Häuser und Piazzas stammte übrigens nicht aus einem Traum, sondern von einem realen Original: dem italienischen Fischerort Portofino. Parks, Brunnen und sogar ein echter Campanile, also ein Glockenturm, zieren heute das walisische Märchendorf.

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Die High Society war schon früh zu Gast

Von Anfang an zielte Sir Bertram darauf ab, mit dem Bau von Portmeirion Village Touristen in die Gegend zu locken. So liegt noch heute direkt am weißen Strand ein pompöses 4-Sterne-Hotel. Der offiziellen Seite des Nationalparks Snowdonia zufolge befinden sich mittlerweile hier noch weitere Gasthäuser, Cottages und einige preisgekrönte Restaurants. Bereits in der Vergangenheit war der Ort bei der Hautevolee Großbritanniens und darüber hinaus beliebt. So feierte Beatle George Harrison hier seinen 50. Geburtstag, und auch sein Kollege Paul McCartney war von dem Dorf begeistert.

Der Autor H.G. Wells war ebenso zu Gast in Portmeirion wie der Star-Architekt Frank Lloyd Wright und die Schauspiel-Ikonen Ingrid Bergmann und Gregory Peck. Beatles-Manager Brian Epstein mietete sich in den 1960er Jahren sogar teils für die gesamten Sommermonate ein. Bereits 1966, also zehn Jahre vor seiner endgültigen Fertigstellung, diente Portmeirion Village erstmals als Filmkulisse in der englischen TV-Kultserie „The Prisoner“. Seitdem war es als Drehort in zahllosen Produktionen zu bewundern.

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Beliebt, aber sehr teuer

Heute warten auf die zahlreichen Touristen aus aller Welt auch ein Spa, Cafés, Bistros und diverse Läden in Portmeirion Village. Laut der offiziellen Webseite ist er eines der beliebtesten Touristenziele in Wales. Aber auch als besondere Location für Hochzeiten, Firmenfeiern und private Parties ist der Ort überaus gefragt. Pro Jahr besuchen mittlerweile etwa 200.000 Menschen das „italienische“ Dorf an der walisischen Küste.

Diese Popularität lässt sich Portmeirion Village allerdings auch wahrhaft fürstlich entlohnen. So kostet aktuell ein Tagesticket für das Dorf einen Erwachsenen stolze 17 Pfund (gut 20 Euro), das Familienticket je nach Größe und Zusammensetzung bis zu 62 Pfund (74 Euro). Trotzdem zeigen sich auf dem Portal Tripadvisor zahlreiche User begeistert von dem ungewöhnlichen Ort. Einer schreibt: „Ich habe Bilder davon im Internet entdeckt und wusste: Das muss ich mit eigenen Augen sehen.“ Ein zweiter meint: „Portmeirion war der Hauptgrund für mich, die Gegend als Urlaubsziel zu wählen“. Ein dritter ergänzt: „Was für ein atemberaubender Ort. Unser Besuch war fantastisch.“

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