13. Februar 2018, 17:45 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Es ist so groß, dass es nur mit Satellitenaufnahmen komplett zu sehen ist: Mitten in der Wüste im afrikanischen Staat Niger zeichnet sich der Umriss eines riesigen Flugzeugs im Sand ab. TRAVELBOOK erzählt die tragische Geschichte, die hinter der außergewöhnlichen Google-Maps-Aufnahme steckt.
Es war der 19. September 1989, als Flug 772 der französischen Fluglinie UTA („Union de Transports Aériens“) auf dem Weg von Brazzaville im Kongo nach Paris war. Doch die DC-10-Maschine kam nie in Frankreich an und stürzte in der Ténéré-Wüste unweit der Oase Bilma im Niger ab.
Sechs libysche Terroristen ließen bereits kurz nach dem Start des Zwischenstopps in der tschadischen Hauptstadt N’Djamena eine Kofferbombe mit Zeitzünder detonieren. Der Terroranschlag kostete 155 Passagiere und 15 Crewmitglieder das Leben. Unter den Opfern waren auch die Frau des französischen Tennisstars Éric Deblicker, ein tschadischer Minister und die Frau des US-Botschafters im Tschad.
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150 Helfer in 2 Monaten
18 Jahre nach dem tragischen Unglück fassten die Angehörigen der Opfer den Entschluss, genau an diesem Ort eine Gedenkstätte zu errichten und gründeten die Stiftung „Les Families de l’Attentat du DC-10 d’UTA“. Im Mai und Juni des Jahres 2007 kamen dann fast 150 Helfer zusammen, darunter auch viele einheimische Tuareg, um ein Terror-Mahnmal zu schaffen, das die ganze Welt sehen sollte.
Zunächst ordneten sie dunkle Steine im Kreis mit einem Durchmesser von 80 Metern an. Da die Stätte mitten in der Sahara liegt, schafften sie das dunkle Gestein aus einem circa 70 Kilometer entfernten Ort herbei. Den gesamten Kreis rahmen 170 zerbrochene Spiegel, symbolisch für jedes Opfer. Sie füllten ihn so mit Steinen aus, dass die freie Sandfläche die Umrisse eines Flugzeugs bildet. Außerdem formen die Steine etwas außerhalb drei Kondensstreifen: Sie erwecken den Eindruck, als würde die Maschine durch den Wüstensand fliegen oder auch einen riesigen Schatten werfen.
Die vier Himmelrichtungen wurden durch Dreiecke ergänzt, so dass das ganze Monument aus der Vogelperspektive wie ein Kompass erscheint, der exakt die richtigen Himmelsrichtungen weist. Da der Unfallort in der Wüste so weit abgelegen ist, waren auch nach 18 Jahren noch viele Wrackteile an Ort und Stelle. 16 Kilometer vom Denkmal entfernt gruben sie den Steuerbordflügel aus dem Sand und stellten ihn als Gedenktafel mit allen Namen der Opfer neben dem Monument auf.
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Bis heute bekennt sich niemand zu dem Anschlag
Die sechs Hauptverdächtigen des Bomben-Attentats wurden 1999 von den französischen Behörden für schuldig befunden, sind aber bis heute nicht von Libyen ausgeliefert worden. Die Regierung streitet die Verantwortung für den Anschlag weiterhin ab. Zudem gibt es Hinweise auf den libyschen Diktator Muammar al-Gaddafi als Drahtzieher des Terrorakts. Dieser könnte den Anschlag als Vergeltung für seine Niederlage im Libysch-Tschadischen Krieg gesehen haben, die er der Unterstützung des Tschad durch die USA und Frankreich zuschrieb.
2004 bot Gaddafi an, die Familien der Opfer aus einer Stiftung zu entschädigen, allerdings war es in ihren Augen Blutgeld, das sie keinesfalls annehmen wollten. Anschließend klagten Angehörige der US-amerikanischen Opfer erfolgreich vor einem US-Gericht und erhielten 2008 von Libyen einen 1,5 Milliarden-Dollar-Fonds, der bis heute Opfer von libyschen Terrorakten entschädigt. Das Monument im Niger wurde teilweise mit diesem Vergütungspaket der libyschen Regierung finananziert.
Die gigantische Gedenkstätte in der nigrischen Sahara ist gänzlich nur durch Satellitenaufnahmen zu sehen. Auf der aktuellsten Google-Maps-Aufnahme (Koordinaten:16°51’52.87“ N, 11°57’14.18“ O) sieht man, dass das Monument zum Teil wieder von Sand bedeckt ist: