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Seborga hat eine eigene Währung

Die Mikronation in Italien, in der eine deutsche Prinzessin regiert

Fürstentum und Mikronation Seborga in Italien
Seborga liegt in Ligurien auf etwa 500 Metern über dem Meeresspiegel, dicht an der Grenze zu Frankreich Foto: iStock/luiginophoto
Angelika Pickardt
Redaktionsleiterin

10. Februar 2023, 9:59 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Mit Vatikanstadt und San Marino gibt es in Italien zwei Mikronationen, die vollständig von italienischem Staatsgebiet umschlossen sind. Geht es nach den etwa 320 Bewohnern von Seborga in Norditalien, so müsste ihr Bergdorf ebenfalls zu den offiziellen Enklaven im Land zählen – denn schon im Jahr 1993 hatten sie ihre Unabhängigkeit von Italien erklärt, welche bislang jedoch nicht anerkannt wurde. Wie es dazu kam und warum heute eine Deutsche über das selbsternannte Fürstentum herrscht, lesen Sie hier.

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Seborga ist ein malerisches Dorf, das auf einem Hügel in der norditalienischen Region Ligurien thront. Mit seinem mittelalterlichen Stadtkern und den engen Gassen ähnelt es vielen anderen Ortschaften in der Gegend. Und doch läuft in Seborga nichts so wie in den umliegenden Dörfern.

Das fängt schon bei dem kleinen Wachhäuschen am Ortseingang an, in dem eine Garde mit blauen Mützen alle ankommenden Autos kontrolliert. Auch eine eigene Währung gibt es in Seborga, den sogenannten Luigino, der in den kommenden Wochen in einer neuen Prägung herauskommen soll – mit dem Konterfei der Prinzessin von Seborga darauf. Bei ihr handelt es sich um die aus Kempten stammende Deutsche Nina Menegatto, geborene Döbler.

»Wir haben Anwälte und kämpfen um die Unabhängigkeit

Nina Menegatto am Tag ihrer feierlichen Krönung zur Prinzessin im italienischen Bergdorf Seborga
Nina Menegatto am Tag ihrer feierlichen Krönung zur Prinzessin im italienischen Bergdorf Seborga Foto: picture alliance/dpa/Dimensione Foto (Pisa) x Principato di Seborga | Franco Murduano

Nina Menegatto wurde im November 2019 als Nachfolgerin von ihrem Ex-Mann zum Staatsoberhaupt gewählt und trägt seither den wohlklingenden Titel Principessa Nina di Seborga. „Das ist schon ein schönes Gefühl, welches Mädchen wollte nicht schon einmal Prinzessin sein?“, sagte sie TRAVELBOOK im Interview.

Dabei nimmt die Regierungshoheit von Seborga ihre Aufgabe durchaus ernst. Die 44-Jährige kämpft, wie schon ihre Vorgänger, weiter vehement für die Souveränität ihres Fürstentums, die Italien nach wie vor nicht anerkennen will. „Wir haben Anwälte, die da dran sind, und ich sehe durchaus Chancen, dass wir Erfolg haben werden.“

Wieso die Mikronation unabhängig sein will

Aber wie kommt es überhaupt dazu, dass Seborga die Unabhängigkeit anstrebt? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zurückgehen in die 1960er-Jahre. Wie auf der offiziellen Webseite des Ortes nachzulesen ist, hatte sich ein Blumenzüchter namens Giorgio Carbone damals intensiv mit der Geschichte seines Heimatdorfes befasst und herausgefunden, dass es offiziell scheinbar nie der italienischen Staatsmacht unterstellt wurde, weil ein Kaufvertrag aus dem 18. Jahrhundert, mit dem das Fürstentum an das damalige Herrscherhaus Savoyen übergehen sollte, nie registriert wurde und daher unwirksam war.

In der Folge wurde Seborga weder 1861 im Vertrag zur Gründung des italienischen Staates erwähnt, noch im Jahr 1946 im Vertrag zur Gründung der italienischen Republik. Daraufhin wählten die Seborghini, wie die Bewohner sich seither nennen, Giorgio Carbone zum Fürsten. Als dieser 2009 starb, wurde Ninas damaliger Ehemann, der Bauunternehmer Marcello Menegatto, neues Staatsoberhaupt. „Damals war ich die Außenministerin“, berichtet Principessa Nina. Dafür reiste sie rund um die Welt und besuchte die verschiedenen Repräsentanzen ihres Fürstentums im Ausland. Es gibt nämlich durchaus Staaten, die Seborgas Souveränität anerkennen, die Elfenbeinküste etwa.

Auch interessant: Wie gründet man sein eigenes Land?

Einwohner stehen hinter dem Fürstentum mit der deutschen Prinzessin

Die Prinzessin ist sich sicher, dass Seborga die Unabhängigkeit zusteht. „Es gibt eindeutige Belege dafür“, sagt sie. Die allermeisten der 320 Einwohner stünden uneingeschränkt hinter dem Vorhaben. „Das sieht man alleine schon daran, dass überall im Dorf die blau-weißen Flaggen wehen, die für unser Fürstentum stehen.“

Aufgrund der Medienaufmerksamkeit rund um die selbsternannte Mikronation strömen natürlich auch immer mehr Touristen in den kleinen Ort. „Das ist uns auch wichtig“, sagt Prinzessin Nina. Mehr Tourismus würde auch mehr Arbeitsplätze schaffen.

Seborga
Rechts der Regierungssitz, den Prinzessin Nina jedoch nur für die Amtsgeschäfte nutzt. Links: die hübsche Parochialkirche San Martino, die zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert errichtet wurde. Foto: Getty Images
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Seborga – eines der schönsten Dörfer Italiens

Aber nicht nur der Fürstentum-Rummel macht Seborga für Besucher attraktiv. Das Dorf zählt zu den schönsten Orten Italiens, die von einer Vereinigung gewählt werden, die besonders schöne und schützenswerte Orte im Land auszeichnet. „Vor allem die Landschaft hier ist traumhaft“, sagt Prinzessin Nina. „Die Gegend ist bekannt für ihre zahlreichen gelben Mimosen, die immer im Februar und März in voller Blütenpracht stehen, und für ihr wunderbares Olivenöl.“ Zudem warte Seborga mit einer beeindruckenden mittelalterlichen Architektur auf.

Besonders lohnenswert ist ein Besuch im Juli und August, wenn zahlreiche Festivitäten im Ort mit lokalen Spezialitäten und Tänzen stattfinden. Dann sind auch die Chancen am größten, Prinzessin Nina einmal persönlich zu treffen – sogar mit Krone, denn die trägt sie nur zu besonderen Anlässen.

Themen Europa Italien
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