11. Juni 2021, 6:17 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Seit 1972 verrottet das Schiffswrack der „SS Ayrfield“ in einer Bucht in Sydney. Und obwohl dort noch zahlreiche andere schrottreife Boote liegen, ist es heute eine Touristenattraktion. Denn die „SS Ayrfield“ ist auch bekannt als Floating Forest – auf ihr wächst ein kleiner Mangrovenwald.
Normalerweise bietet das Wrack eines ausgemusterten Schiffes einen eher trostlosen Anblick: Eine Geschichte ist hier zu Ende gegangen, ein Boot, das nie wieder fahren wird, hat seine letzte Ruhestätte gefunden. Doch mitunter „leben“ solche Schiffe auch weiter, werden sogar erst nach ihrem vermeintlichen Ende zu einer Touristenattraktion. So wie die „SS Ayrfield“, die in Sydney verrottet.
Niemand weiß, wann genau sich das grüne Leben auf der „SS Ayrfield“ breit gemacht hat. Fest steht nur, dass sie laut der Nachrichtenseite „Stuff“ seit 1972 in Homebush Bay in Sydney liegt. Einst in Schottland gebaut, diente sie unter anderem im Zweiten Weltkrieg als Versorgungsschiff für US-Truppen. In ihren späteren Jahren brachte sie Kohle vom englischen Newcastle nach Australien. In Homebush Bay sollte sie eigentlich ihr Ende finden, denn der Ort wurde früher als Schiffs-Friedhof genutzt.
Wie der Floating Forest entstand
Doch es kam anders, denn die Preise für Altmetall, das man in Homebush Bay den Bäuchen der ausgedienten Schiffe entriss, fielen rapide. Niemand kümmerte sich mehr um die „SS Ayrfield“ und die anderen Schiffe, und so trieben sie vergessen vor sich hin. Aus heutiger Sicht ein Glücksfall, denn irgendwann wuchsen auf dem Wrack die ersten Pflanzen, die heute den Floating Forest bilden.
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Die „SS Ayrfield“ ist mittlerweile 110 Jahre alt und in Sydney wegen ihres Floating Forest eine echte Touristenattraktion. Von einem Aussichtspunkt namens Shipwreck Lookout nahe dem Ort Wentworth Point kann man sie und andere ausgemusterte Boote in der Homebush Bay bestaunen. Berühmt wurde der Floating Forest erst mit den Olympischen Spielen 2000 in Sydney – damals baute man nahe des Hafens neue Appartement-Blocks, hübschte die Gegend generell auf. Und „entdeckte“ das Schiff und seinen schwimmenden Wald.
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Die „SS Ayrfield“ ist heute ein Foto-Hotspot
Laut „Stuff“ ist das Wrack der „SS Ayrfield“ mit seinem Floating Forest besonders abends ein schöner Anblick, wenn die Sonne den Hafen in milde Farben taucht. Dagegen hebt sich dann das Grün des schwimmenden Waldes ab – ein garantierter Foto-Hotspot. Auf Instagram gibt es unter dem Hashtag Floating Forest jedenfalls mehr als 2000 Beiträge. Und so ist die Geschichte der „SS Ayrfield“ ein schönes Beispiel dafür, wie ganz zufällig eine Touristenattraktion entstehen kann.