11. Februar 2023, 9:52 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Im thüringischen Ort Waltershausen liegt sprichwörtlich der Hund begraben. Denn hier findet sich das skurrile Stuczel-Denkmal, gewidmet einem Dackel. Der soll zu Lebzeiten zwei Liebenden zu ihrem Glück verholfen haben. Die Geschichte erinnert auch an eine der bekanntesten Lovestorys aller Zeiten.
„Da liegt der Hund begraben“ ist wohl einer dieser deutschen Sprüche, von denen sich jeder schon einmal gefragt hat, woher er eigentlich stammen mag. Die Antwort könnte im thüringischen Ort Waltershausen liegen. Genauer gesagt im Ortsteil Winterstein, unterhalb der Ruine der gleichnamigen Burg. Denn dort befindet sich mit dem Stuczel-Denkmal das vielleicht skurrilste Monument Deutschlands. Gewidmet ist es nicht etwa einem bedeutenden Bürger der Stadt, sondern einem Dackel.
Dabei war Stuczel laut der Stadtinformation Waltershausen alles andere als ein gewöhnlicher Hund. „Durch seine Dienste fanden zwei Liebende zusammen“, so eine Mitarbeiterin auf TRAVELBOOK-Anfrage. „Und außerdem hat er dazu beigetragen, dass sich zwei zerstrittene Familien wieder versöhnt haben.“ Als Dank dafür errichtete man ihm nach seinem Tod eben das Stuczel-Denkmal. Eine durchaus beachtliche Ehrung – vor allem, wenn man bedenkt, dass es bereits seit 1630 existiert.
Liebe und Frieden dank Stuczel
Doch der Reihe nach. Der treue Hund verdiente sich sein Stuczel-Denkmal als wohl ungewöhnlichster Postbote aller Zeiten. „Demnach transportierte er Liebesbriefe zwischen den Schlössern Winterstein und Gotha, bzw. Schweina, hin und her.“ Auf Winterstein residierte die junge Förstertochter Hillerie von Wangenheim, die nach dem Junker Kurt von Wenckheim schmachtete. Ebenso verzehrte er sich nach ihr, doch gab es da ein Problem. Die Familien der beiden waren nämlich verfeindet. Eine wahre Tragödie, wie sie schon Shakespeare in „Romeo und Julia“ aufschrieb.
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Da sie sich vorerst unmöglich öffentlich Ihrer Liebe bekennen konnten, schrieben sie einander glühende Briefe. „Und die wurden von Dackel Stuczel transportiert.“ Eine enorme Leistung, da Winterstein und Gotha etwa 25 Kilometer voneinander entfernt liegen. Doch die Dienste des Amor auf vier Beinen waren schließlich von Erfolg gekrönt. Hillerie und Kurt fanden zusammen. Und nicht nur das, ob des Glückes ihrer Kinder näherten sich auch die zerstrittenen Familien wieder an, und schlossen schließlich Frieden.
Gedenken seit 1630
Als der gute Stuczel schließlich hochbetagt verstarb, ließ ihn die trauernde Hillerie ob seiner Verdienste zunächst auf dem Friedhof von Winterstein begraben. „Doch das zog den Zorn der Kirchen-Obersten nach sich. Und so ließ Hillerie ihrem Hund das Stuczel-Denkmal errichten.“ Am 19. März 1630 wurde er schließlich umgebettet und ihm zu Ehren die Gedenk-Plakette angebracht, die noch heute unterhalb der Schlossruine Winterstein zu bewundern ist.
Das Stuczel-Denkmal zeigt neben einem steinernen Abbild des Dackels auch einen Sinnspruch: „Ano 1630 Jar, dr 19. Marci war, ward ein Hund hieher begrawen, das in nicht fressen die Rawen. War sein Name Stuczel genant, Fürsten und Hern wol bekannt. Geschach ub seiner grosse Treulichkeit, die er seine Hern und Frauen erweist.“ „Das Denkmal ist schon so ein kleiner Touristenmagnet“, so die Mitarbeiterin der Stadtinformation. Sehenswert sei in Waltershausen zudem die Kirche sowie das alte Rathaus, und natürlich die Schlossruine Winterstein an sich. Auch könne man in der umliegenden Natur wunderbar wandern oder Radfahren.
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Weitere berühmte Hunde
Das Stuczel-Denkmal ist aber weltweit keineswegs das Einzige seiner Art, dass an einen treuen Vierbeiner erinnert. So steht laut dem Magazin „Fodors“ im New Yorker Central Park die Staue von Balto, dem Husky. Er erinnert daran, dass es Schlittenhunde waren, die halfen, im Jahre 1925 in Alaska eine verheerende Diphterie-Epidemie zu bekämpfen, indem sie Medizin transportierten.
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Noch etwas berühmter ist wohl der schottische Hund Greyfriars Bobby, der nach dem Tod seines Herrchens 14 Jahre lang an dessen Grab getrauert haben soll. Heute ruht er neben seinem einstigen Besitzer, und das Museum von Edinburgh stellt sein Halsband und seinen Napf aus. Und nicht nur das – über Bobby wurden sogar Bücher geschrieben und Filme gedreht.
Der Hund Owney, der heute ausgestopft im Nationalen Postmuseum in Washington zu sehen ist, arbeitete, ähnlich wie Stuczel, als eine Art Postbote. Er begleitete seine menschlichen Kollegen auf ihren Reisen und wurde dadurch so bekannt, dass man sogar eine Briefmarke mit seinem Konterfei herausgab. Wenn Sie also das nächste Mal jemand fragt, können Sie nun mit einiger Bestimmtheit sagen: „Hier liegt der Hund begraben“. Oder da. Oder dort.