13. November 2020, 16:41 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
In der chinesischen Stadt Tianducheng in der Nähe von Shanghai gibt es sehr viele Orte, die an Paris erinnern. Die Stadt hat sogar ihren eigenen Eiffelturm – und auch anderen Sehenswürdigkeiten aus Frankreichs Hauptstadt. Nicht der erste Ort, den die Chinesen einfach nachgebaut haben…
Er sieht täuschend echt aus, als blicke der Betrachter tatsächlich auf den weltberühmten Eiffelturm in Paris. Aber das Bild zeigt einen Ort, der knapp 9300 Kilometer von Frankreichs Hauptstadt entfernt liegt – und zwar in China.
Konkret handelt es sich um Tianducheng, einen Vorort der chinesischen Stadt Huangzhou, der 2007 „eröffnete”. Laut „National Geographic” wurde die legendäre Stadt der Lichter, wie Paris auch genannt wird, von den Chinesen kopiert — und das verblüffend echt. So gibt es zum Beispiel ein gut 100 Meter hohes Replikat des Eiffelturms (der echte misst 324 Meter), einen Arc de Triomphe und eine Champs-Elysées, also Paris‘ berühmteste Prachtstraße. Ganze Straßenzüge erinnern an das Flair von Paris. Natürlich hat Tianducheng auch ein eigenes Schloss Versailles und eine eigene Mona Lisa (aber keinen dazugehörigen Louvre).
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Niemand will in Tianducheng wohnen
Das Skurrile: In Tianducheng, das sich selbstbewusst auch Himmels-Stadt nennt, möchte kaum jemand wohnen, denn der Vorort ist nicht an den öffentlichen Nahverkehr angebunden und auch sonst schlecht erreichbar. 2007 galt Tianducheng noch als Geisterstadt, mittlerweile leben hier immerhin 2000 Menschen, gebaut wurde allerdings ursprünglich für das Fünffache an Einwohnern. Bei Touristen und einheimischen, frisch verheirateten Paaren ist das „Paris des Ostens“ allerdings beliebt, denn wer sich keinen Urlaub in Frankreich leisten kann, lässt sich einfach hier vor dem falschen Eiffelturm fotografieren.
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Überhaupt ist der Nachbau von für die Chinesen besonderen Städten in Europa und dem Rest der Welt keine Seltenheit, so steht in China auch ein Replikat des österreichischen Märchendorfes Hallstatt sowie auch der Lagunenstadt Venedig. Ebenfalls in China findet man Stratford-upon-Avon, die Geburtsstadt des legendären Schriftstellers William Shakespeare, und einen skurrilen Nachbau der US-Stadt Jackson Hole, komplett mit Cowboys und eigener Route 66.
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Die Regierung ist besorgt
In dem Buch „Original Copies”, aus dem „National Geographic” zitiert, beschäftigt sich die Autorin Bianca Bosker mit den Nachbauten. Sie schreibt: „Einst betrachtete China sich als Zentrum der Welt. Nun aber macht es sich selbst zu dem Zentrum, in dem sich die Welt befindet.” Allerdings sei die zunehmende Orientierung am Westen der Regierung schon länger auch ein Dorn im Auge, wie Bosker weiter berichtet. So gäbe es einen zunehmenden Trend, bei etwa der Benennung von Straßen, Gebäuden oder Brücken traditionelle chinesische Namen durch ausländische zu ersetzen.
In Tianducheng muss man sich, obwohl es aussieht wie Paris, aber wohl erst einmal keine Sorgen um die Tradition machen: Die Restaurants auf der chinesischen Champs-Elysées servieren laut „National Geographic” fast ausschließlich einheimisches Essen.