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27. Februar 2025, 10:52 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In dem südenglischen Ort Woodingdean steht eine wahre Skurrilität: Der tiefste jemals per Hand gegrabene Brunnenschacht der Welt. Sein Bau war damals ein wahnwitziges Experiment und dauerte ebenso lange, wie die Quelle dann anschließend genutzt wurde. Die Dimensionen des Brunnens, Woodingdean Well genannt, sind auch heute noch absolut erstaunlich.
Unter uns Kindern zählte es früher zu den beliebtesten Spielen überhaupt, ein Loch zu graben, einfach, um zu sehen, wie tief man kommt. Doch in Woodingdean, einem Stadtviertel der Stadt Brighton and Hove nahe der südenglischen Küste gibt es einen Ort, der in diesen Belangen der unumstrittene Weltrekordhalter ist. Für diesen Superlativ liegt er eher unauffällig vor den Toren des dortigen Krankenhauses. Gemeint ist damit ein Brunnenschacht namens Wooddingdean Well, und der ist nicht weniger als der tiefste seiner Art, der jemals von Hand gegraben wurde. Und dessen Dimensionen sind auch heute, fast 170 Jahre nach seiner Fertigstellung, absolut erstaunlich.
Übersicht
Tiefer als das Empire State Building hoch
Denn der Woodingdean Well ist unglaubliche 390 Meter tief – und damit neun Meter tiefer als das legendäre Empire State Building in New York hoch ist. Und das bei einem Durchmesser von gerade einmal gut 1,20 Meter, wie die lokale Seite „My Brighton and Hove“ berichtet. Gegraben nur mit Muskelkraft, Schaufeln und einem Durchhaltevermögen, das an Sturheit grenzte. Demnach begann der Bau des tiefsten handgegrabenen Brunnen im Jahr 1858. Zu dieser Zeit hatte freilich niemand vor, einen solch skurrilen Rekord aufzustellen. Vielmehr war das Ziel, eine ebenfalls zu bauende Berufsschule für Heranwachsende mit Trinkwasser versorgen zu können. Die Bereitstellung über das örtliche Wasserwerk erschien den Bauherren als zu kostspielig, und so entschied man sich für die Suche nach einer eigenen Quelle.
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Allein, auch nach zwei Jahren, in denen Schichten von Männern 24 Stunden lang ununterbrochen gruben, war man in dem Schacht der Woodingdean Well noch immer nicht auf Grundwasser gestoßen. Damals war der Brunnen bereits stolze 133 Meter tief, was die Arbeit erheblich erschwerte. Denn die ausgegrabene Erde musste zunächst per Hand über Leitern an die Oberfläche befördert worden. Sodann wurden Ziegel in die andere Richtung heruntergereicht, um die erkämpften Meter zu verdichten und so vor dem Einsturz zu bewahren. Ein unerwünschter, vorher wohl nicht bedachter Nebeneffekt: Je tiefer man grub, desto heißer wurde es auch unter Tage.
Nackt arbeiten wegen der Hitze
Das hatte zur Folge, dass die Arbeiter an der Woodingdean Well aufgrund der Hitze nicht selten nackt arbeiteten. Wasser fand man trotzdem nicht. Auch das Experiment, durch vom Hautschacht ausgehende Seitenarme darauf zu stoßen, fruchtete nicht. Dampfmaschinen mussten permanent Luft auf den Grund der Grube pumpen, damit die Arbeiter in so großer Tiefe überhaupt atmen konnten. War deren Schicht zu Ende, so dauerte der Wiederaufstieg ans Tageslicht am Ende bis zu 45 Minuten. Währenddessen rührte sich in der Gemeinde erster Unmut, denn der Bau des Rekord-Brunnens kostete den Steuerzahler jede Woche die damals ungeheuerliche Summe von 90 Pfund. Umgerechnet auf die heutige Zeit wäre das ein Vielfaches.
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Zugang noch heute sichtbar
Doch am 12. März 1862 war es dann endlich so weit. Die Arbeiter stießen in einer Tiefe von 1285 Fuß, also mehr als 391 Metern, auf Grundwasser. Dieses flutete nun den Woodingdean Well, und nach mehr als vier Jahren Bauzeit war das Werk also endlich vollbracht. Fast 260 Meter des tiefsten handgegrabenen Brunnen der Welt liegen unter dem Meeresspiegel. Umso erstaunlicher ist es, dass das epische Meisterwerk laut „Amusing Planet“ nur vier Jahre nach Inbetriebnahme schon wieder für immer stillgelegt wurde. Noch heute kann man aber vor dem Krankenhaus von Woodingdean den Schacht sehen. Er ist natürlich abgedeckt, um Unfälle zu verhindern.