23. Juli 2024, 17:24 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Das Minimum-Sicherheitsgefängnis auf der norwegischen Insel Bastøy ist der wohl luxuriöseste Knast der Welt: Häftlinge können sich hier frei bewegen und ihren Hobbys nachgehen, um so resozialisiert zu werden. Auch für Badegäste steht die Insel offen.
Falls Sie bei Ihrem nächsten Norwegen-Urlaub einen wirklich ungewöhnlichen Tagesausflug unternehmen wollen, besuchen Sie doch einmal Bastøy. Die knapp drei Quadratkilometer große Insel liegt im Oslo-Fjord unweit der norwegischen Hauptstadt, und beherbergt das wohl absurdeste Gefängnis auf der ganzen Welt. In dem Minimum-Sicherheits-Gefängnis wohnen die Häftlinge gemeinsam in 80 Häusern, können sich tagsüber frei bewegen und gehen regulären Arbeiten nach, die sinnstiftend sind und zur Resozialisierung beitragen.
Übersicht
Bastøy ist das wohl luxuriöseste Gefängnis der Welt
Bastøy bietet seinen „Bewohnern“ auch eine Kirche, eine Schule, einen kleinen Einkaufsladen, staatliche medizinische und soziale Versorgung sowie zahllose Freizeitangebote – darunter Angeln, Fußball, eine Indoor-Kletterhalle, Gymnastik-Kurse, Fahrradfahren und ein Fernsehzimmer mit einem großen Bildschirm. Häftlinge mit einem Suchtproblem werden seit 2009 in gesonderten Räumen behandelt, um auch nach der Entlassung ein Leben frei von der Abhängigkeit führen zu können.
Noch kein Ausbruchsversuch aus dem Bastøy-Gefängnis seit mehr als 30 Jahren
Die etwas mehr als 100 Insassen befinden sich zumeist in der Endphase einer langen Gefängnisstrafe, und nur wer vorher durch gute Führung aufgefallen ist, hat überhaupt eine Chance, in den Insel-Knast aufgenommen zu werden. Wer sich Regelverstöße leistet, wandert sofort wieder zurück in einen „Normalo-Knast“ – auch darum ist es auf Bastøy so sicher und ruhig. In der mehr als 30-jährigen Geschichte der Insel gab es nur einen einzigen dokumentierten Fluchtversuch. Auf der Webseite des „Unternehmens“ könnte man den Eindruck bekommen, man lese sich gerade die Bedingungen für eine Traumjob-Bewerbung durch: „Wir wollen Häftlinge, die sich verändern und an ihrer eigenen Motivation arbeiten wollen“, heißt es dort unter anderem.
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Auf Bastøy wird Landwirtschaft betrieben
Norwegens Strafvollzug gilt als weltweit extrem progressiv, die Rückfallquoten sind mit etwa 16 Prozent sehr niedrig – zum Vergleich, in Deutschland beträgt sie ungefähr 50 Prozent, wie etwa das Magazin „Spiegel“ berichtet. Dabei sitzen auf Bastøy keinesfalls nur kleine Fische ein, sondern auch verurteilte Mörder, Drogendealer und andere Kapitalverbrecher. Diese leben und arbeiten auf der Insel bis zum Ende ihrer Strafen gemeinsam, zum Beispiel in der Küche, der Wäscherei, dem Shop oder im Bereich der Landwirtschaft – auf der Insel wird unter anderem Getreide, Erbsen und Bohnen angebaut, und auch Viehwirtschaft wird betrieben: Kühe und Schafe liefern Fleisch und Wolle, und gemeinsam mit den sechs Arbeitspferden produzieren die Insassen zum Beispiel Feuerholz. Einmalig: Freigänger dürfen tagsüber sogar auf dem Festland arbeiten.
Der Großteil des anfallenden Mülls wird selbst entsorgt, und laut der offiziellen Internetseite des Gefängnis arbeite man an der konstanten Minimierung von Co2-Emissionen. Das bedeutet, dass unter anderem die landwirtschaftliche Arbeit unter ökologischen Gesichtspunkten stattfindet. Sämtliche feste Mitarbeiter auf der Insel sind zudem sozial geschult, wie der Web-Auftritt von Bastøy verspricht: „Alle Angestellten haben ein Verständnis und die Kompetenz für menschliche Beziehungen.“
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Strandbereich auf Bastøy ist für Besucher zugänglich
Schon seit Jahren befassen sich auch die deutschen Medien mit Bastøy, denn die Erfolgsgeschichte der kleinen Insel erstaunt und verwundert offenbar noch viele hierzulande. „Darf Strafe so schön sein?“, titelte zum Beispiel die „Zeit“, der „Spiegel“ machte mit der Schlagzeile „Gefangen in Freiheit“ auf.
Offenbar hat man derart großes Vertrauen in die eigene Arbeit, dass die Gefängnis-Offiziellen die Häftlinge sogar auf einem Fischerboot und der Fähre arbeiten lassen, die täglich zwischen Bastøy und dem Festland verkehrt. Jährlich bringt die „MF Vederøy“ bis zu 40.000 Menschen und 1000 Fahrzeuge auf das Eiland – denn das hat sogar einen Strandbereich, der für die Öffentlichkeit frei zugänglich ist. Baden auf einer Knast-Insel – das ist wohl weltweit einzigartig.